Enttäuschung
Milchdialog: Verarbeitern fehlt Motivation sich für Landwirte stark zu machen
Für unzureichend hält die Gruppe Milchdialog die Antworten der Verarbeiter auf ihre Forderungen, die Preise zu erhöhen. Europäische Lösungen seien gefragt ebenso wie Kooperationen statt nur Dialog.
Landwirte hatten von Molkereien mit der Aktion „Schluss mit lustig“ 15 ct/kg mehr Milchgeld gefordert. Die Initiatoren der Aktion "Schluss mit lustig" zeigen sich nun enttäuscht über die Antworten der Verarbeitungsbetriebe: „Keine der Fragen, die wir an unsere Verarbeitungsunternehmen gestellt haben, wurde letztlich – bis auf ganz wenige Ausnahmen – so beantwortet, dass sich daraus eine Lösung für die existenziellen Probleme der tierhaltenden Betriebe ergeben könnte“, kritisieren die Teilnehmer des Milchdialogs.
„Unsere Erwartungen an die Antworten unserer Verarbeiter waren ohnehin begrenzt, weil wir den hohen Wettbewerbsdruck, unter dem auch die Verarbeitungsunternehmen stehen, selbstverständlich kennen. Auch angesichts der seit langen Jahren bekannten Positionen hatten wir keine Wunder erwartet“, heißt es weiter.
Hilflose Molkereien
Die Teilnehmer des Milchdialogs zu denen der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM), die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), die LsV-Milchgruppe, European Milk Board (EMB), die Freien Bauern und die MEG Milch Board gehören, wünschen sich, ernster genommen zu werden. Den positiveren Antwortschreiben der Molkereien könne man eine gewisse Hilflosigkeit gegenüber der aktuellen Marktsituation entnehmen. Gleichzeitig sei eine grundsätzliche Bereitschaft festzustellen, auch über europäische Lösungsansätze für den Milchmarkt nachzudenken.
Nur kopierte Antworten
Wie die Teilnehmer von Milchdialog erklären, ließe die Vielzahl an stereotypen, häufig nur kopierten Antworten der Molkereien erkennen, dass es ganz wesentlich an Motivation und Fantasie fehle, sich für den Erhalt tausender landwirtschaftlicher Betriebe, die existenziell bedroht sind, ins Zeug zu legen. Sie fordern die Verarbeiter auf, nach europäischen Lösungen zu suchen: „Wenn europäische Mehrheiten benötigt werden, sind diese zu suchen. Speziell die Milchbranche hat auf politischer Ebene sehr daran gearbeitet, in Eigenverantwortung und im Zuge einer nur national angelegten Sektorstrategie die Probleme des Milchmarkts regeln zu wollen.
Wenn sie dieser Verantwortung gerecht werden will, muss sie in dieser akuten Situation der Milchviehhalter jetzt mehr als Standardantworten liefern, die schon bisher keine Verbesserung der Situation der Erzeuger bewirkt haben. Es kann nicht schulterzuckend hingenommen werden, dass die bäuerlichen Betriebe als ein wesentlicher Teil der Wertschöpfungskette regelrecht wegbrechen. Wir erwarten mehr Bereitschaft, im Sinne der Erzeuger alle Register zu ziehen.“
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