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Quoten-Romantik ist jetzt fehl am Platz

Was bedeutet die aktuelle Krise für den Milchmarkt? Und welche Chance bietet eine Mengenregulierung? Diese Fragen beantwortet Alexander Anton, Generalsekretär des Europäischen Milchindustrieverbandes.

Lesezeit: 2 Minuten

Herr Anton, was sind die größten Herausforderungen, denen sich Molkereien in der Coronakrise stellen müssen?

Anton: Die gesamte Milchwirtschaft mobilisiert alle Kräfte, um die Milchsammlung, -verarbeitung und -distribution zu gewährleisten. Die aktuell größte Herausforderung ist, an ausreichend Verpackungsmaterial sowie an Zutaten für die Milchverarbeitung zu kommen. Gründe dafür sind Grenzschließungen innerhalb des EU-Binnenmarktes und die Begrenzungen der wirtschaftlichen Aktivitäten der Zulieferer.

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Ein weiterer Punkt ist, genügend Personal für die Aufrechterhaltung der Produktion stellen zu können. Belgische Meiereien haben bereits ihr Verwaltungs- und Leitungspersonal angelernt, damit diese im Bedarfsfall in der Produktion aushelfen können.

Einzelne Molkereien haben bereits niedrigere Milchpreise angekündigt. Ist das gerechtfertigt?

Anton: Derzeit halten die Molkereien europaweit noch ihre Milchpreise, die sie vor der Coronakrise ausgezahlt haben. Dennoch werden die aktuellen Entwicklungen nicht ohne Folgen bleiben: Der Absatz von Milch und Milcherzeugnissen im Handel stieg zwar über einige Wochen hinweg um 30 %. Die Exporterlöse sind aber unter anderem wegen fehlender Logistikkapazitäten stark eingebrochen. Zusätzlich ist der von Hotels, Restaurants und Kantinen getragene Markt EU-weit zum Stillstand gekommen. Erste Lebensmittelhersteller in Holland und in Frankreich haben wegen Personal- oder Materialknappheit bereits die Produktion einstellen müssen. Damit haben sie die Nachfrage, beispielsweise im Pulverbereich, weiter geschwächt. Diese Absatzverluste gleicht die kurzfristig belebte Verbrauchernachfrage nicht aus. Hinzu kommt, dass wir europaweit auf den saisonalen Höhepunkt der Milchproduktion zusteuern.

Einzelne Verbände fordern eine EU-weit geltende Milchmengenregulierung, um die Milchpreise zu halten. Wie realistisch ist diese Forderung?

Anton: Milchquoten hatten wir länger als 30 Jahre. Die Erfahrungen mit europaweiten Regelungen, etwa das Milchquotenregime bis 2015 oder aber das Milchreduktionsprogramm Ende 2016, haben gezeigt, dass derartige Systeme nicht oder zumindest nicht effizient funktionieren. Vor Milchpreiskrisen hat das nicht geschützt. „Quoten-Romantiker“ nutzen jede Marktverwerfung, um ihre vermeintlich neuen Quotenkonzepte zu propagieren. Wir haben das auch im Vorstand des europäischen Milchindustrieverbandes diskutiert. Allerdings nur sehr kurz. Die aktuelle Marktlage ist nicht strukturell bedingt und eine Marktnormalisierung im zweiten Halbjahr 2020 ist alles andere als unrealistisch.

Welche nachhaltigen Folgen wird die Coronakrise auf die europäische Milchwirtschaft haben?

Anton: Politiker müssen in zukünftigen Branchenentscheidungen beachten, dass die Milchwirtschaft für die EU essenziell ist und jede beschränkende nationale Regelung zu Problemen führt.

Das Interview finden Sie auch in der aktuellen top agrar 5/2020, Seite R3.

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