In den kommenden fünf Jahren dürfte der weltweite Milchverbrauch gemessen in Milchäquivalenten um insgesamt 12 % wachsen. Das geht aus einer aktuellen Studie der Rabobank hervor.
Die Experten des Finanzinstituts erwarten ein jährliches Verbrauchsplus in Höhe von 2,4 %. Das Wachstum werde vor allem in den Schwellenländern wie China, Indien und in Südostasien zu spüren sein. Schon heute seien in vielen dieser Märkte Angebotslücken festzustellen. Die künftige Versorgung dieser Länder mit bezahlbarer Milch erfordere deutliche Fortschritte etwa bei der Entwicklung von sicheren Vermarktungsketten vor Ort sowie bei der Ausweitung und bei der Vermarktung der heimischen Überschussproduktion. „Das betrifft viele Milchanbieter in der Europäischen Union und in den USA, die sich zurzeit noch auf die Bearbeitung der heimischen Märkte konzentrieren“, sagte Rabobank-Analyst Tim Hunt.
Die Marktchancen seien je nach Produktkategorie recht unterschiedlich. Besonders die Vermarktung von Käse werde im Zuge wirtschaftlicher, demographischer und ernährungsbezogener Trends hinter den übrigen Molkereierzeugnissen zurückbleiben. Dagegen seien raschere Erfolge mit weiterverarbeiteten Molkeprodukten zu erzielen. Deshalb sollten Molkereiunternehmen die Zusammensetzung ihrer Produktpalette und ihre Bezugsstrategien überdenken.
Obwohl im Zuge des prognostizierten Nachfragewachstums nach Ansicht der Rabobank mittelfristig anhaltend hohe Preise für Milch und Molkereiprodukte zu erzielen sind, führt das nicht grundsätzlich zu höheren Gewinnen für alle Marktakteure. Der beispiellose Sprung der Erzeugerpreise in den vergangenen Jahren hat zwar generell die Situation der Milchviehhalter verbessert, wie der Studie weiter zu entnehmen ist. Allerdings wuchsen gleichzeitig die Schwankungsbreite der Betriebsgewinne und die Anforderungen an das Betriebsmanagement. Außerdem hatte die Inflation der Vermögenswerte vor allem in Regionen mit vorherrschender Weidehaltung zur Folge, dass viele Milchbauern nur eine bescheidene Kapitalrentabilität erwirtschaften konnten. Auch die Milchverarbeiter sind mit enormen Herausforderungen konfrontiert, etwa durch hohe und stark schwankende Input-Kosten, schwierige ökonomische Rahmenbedingungen und die Marktmacht des Lebensmitteleinzelhandels.
Im Großen und Ganzen ist es dieser Vermarktungsstufe zwar gelungen, ihre Margen zu halten oder sogar auszuweiten durch Kostensenkung, zum Beispiel durch die Erzeugung von höherwertigen Produkten und durch das Überwälzen höherer Gestehungskosten an die Verbraucher. Allerdings waren den Studienautoren zufolge die individuellen Erfahrungen je nach Ausrichtung der jeweiligen Unternehmen doch sehr unterschiedlich: Beispielsweise florierten Anbieter von Gütern des täglichen Bedarfs wie Nestlé und Danone, und die Käseanbieter konnten ihre Umsätze erhöhten. Dagegen waren Trinkmilchanbieter und große chinesische Verarbeiter weniger erfolgreich und mussten rückläufige Erlöse hinnehmen. (AgE)