Seit fast 30 Jahren ist bekannt, dass Tiertransporte in Staaten außerhalb der EU mit Tierquälerei verbunden sind. Sowohl bei den Transportbedingungen als auch beim Entladen und der anschließenden Schlachtung gebe es gravierende Verstöße, prangern 20 Tierschutzvereine, -Stiftungen und Tierarztverbände an.
Sie sprechen auch von Etikettenschwindel: So würden offiziell Zuchttiere exportiert. Da es in den Zielländern wie der Türkei, den Maghreb-Staaten oder den Staaten der ehemaligen Sowjetunion aber keine Bestandserweiterungen gebe, liege nahe, dass Schlachtvieh exportiert würde. Allein der niedrige Milchpreis bei hohem Fleischpreis beispielsweise in der Türkei zeigt laut den Tierschützern, dass die Tiere direkt der Schlachtung zugeführt werden. In Zeiten von künstlicher Besamung und Embryotransfer gebe es keinen vernünftigen Grund zum dauerhaften Export lebender Zuchttiere.
Wie die Verbände in ihrer gemeinsamen Erklärung weiter schreiben, fehle es in den genannten Ländern an geeigneten klimatischen Bedingungen, an Futtergrundlagen sowie an Wissen und Können zum Umgang und zur Zucht Schwarzbunter Hochleistungsrinder. Der Bundesregierung werfen sie vor, das Thema seit Jahrzehnten zu verdrängen und sich nicht an das Grundgesetz (Art 20a) und an das Tierschutzgesetz hält. Den verantwortlichen Politikern unterstellen die Unterzeichner, wirtschaftliche Interessen über ethische Grundprinzipien zu stellen.
Die Gruppe fordert, sich auf der Agrarministerkonferenz für folgende Punkte einzusetzen:
- den Export lebender Schlacht- und Zuchttiere in Drittstaaten unverzüglich zu verbieten,
- die Bundesregierung dazu aufzufordern, sich auch auf europäischer Ebene für ein Exportverbot lebender Tiere in Drittstaaten einzusetzen und alle bestehenden Abkommen zum Export lebender Tiere in Drittländer aufzulösen,
- Amtliche Tierärzte nicht länger der Situation auszusetzen, sich entweder durch Abfertigung der Transporte der Beihilfe zur Tierquälerei schuldig zu machen oder bei Weigerung dem enormen Druck seitens der Wirtschaft ausgeliefert zu sein,
- ein grundsätzliches Transportverbot von Nutztieren über acht Stunden (inklusive Be- und Entladezeiten) durchzusetzen,
- die Kontrollfrequenz von Tiertransporten auf der Straße zu erhöhen und festgestellte Verstöße abschreckend zu sanktionieren,
- die Schlachtung von Tieren am nächstgelegenen geeigneten Schlachthof vorzuschreiben,
- den Transport von Fleisch und Samen von Zuchttieren anstelle lebender Tiere verpflichtend einzuführen.
Die Unterzeichner
- Animal Equality Germany e.V.
- Ärzte gegen Massentierhaltung
- Aktion Kirche und Tiere e. V.
- Bürgerinitiative Lahstedt-Ilsede für Tier, Mensch und Umwelt
- Bundesverband Tierschutz e. V.
- Bund gegen Missbrauch der Tiere e. V.
- Bündnis Bayerischer Tierrechtsorganisationen (BBT)
- Deutsche juristische Gesellschaft für Tierschutzrecht e. V.
- Deutsches Tierschutzbüro e.V.
- Erna-Graff-Stiftung für Tierschutz
- Foodwatch e. V.
- Landestierschutzverband Niedersachsen e. V.
- Landestierschutzverband Nordrhein-Westfalen e. V.
- mensch fair tier
- NABU Landesverband Niedersachsen
- Partei Mensch Umwelt Tierschutz
- PETA Deutschland e. V.
- PROVIEH e. V.
- Tierärzte für verantwortbare Landwirtschaft e. V.
- VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz