Ein aktueller Kommentar von Mark Voorbergen, Milchmarkt-Experte aus den Niederlanden:
"Im Markt für Molkereiprodukte hat das Jahr 2015 überraschend gut angefangen. In meiner vorigen Kolumne äußerte ich die Befürchtung, der Markt könnte sich durch das bevorstehende Ende der Quotenregelung nach dem März noch einen Schritt weiter zurück entwickeln. Inzwischen hat der Markt für Molkereiprodukte in der Europäischen Union seit Januar 20 % oder mehr gewonnen und zwar fast auf der gesamten Linie. Auf der Auktion von Fonterra (GDT, Neuseeland) waren es sogar noch mehr. Ich mag noch immer nicht von einem Umschwung ausgehen, doch eine eventuelle Abschwächung im Frühjahr wird von den jetzigen Preisständen aus viel weniger schmerzhaft als von dem Preisstand, auf dem wir uns am Jahresanfang befanden.
Unter anderem wirkt sich das geringere Milchangebot in der EU unterstützend auf die Preise aus. In immer mehr europäischen Ländern wird seit Januar das Milchangebot geringer. Im September 2014 produzierte die EU noch mehr als 4 % über dem Stand des Vorjahres; im Februar liegen wir wahrscheinlich ein volles Prozent unter dem Stand des Vorjahres. Weiter wird der Markt auch durch den schwächeren Euro unterstützt. In US-Dollar ausgedrückt ist unser Export per Saldo trotz der jüngsten Preiserhöhungen kaum gestiegen. Der EU-Export bleibt dadurch wettbewerbsfähig, auch weil die Preise aus Ozeanien noch viel stärker gestiegen sind. Da sich die USA noch kaum auf dem Weltmarkt melden, läuft der europäische Export gut weiter.
Vorausschauend bezweifle ich, dass wir nach dem März noch die Unterstützung durch das knappe europäische Milchangebot haben werden. Ich bekomme den Eindruck, dass in Nordeuropa doch eine große Zahl von Jungvieh vor den Türen der neuen Ställe in den Startlöchern steht. In Ländern wie den Niederlanden, Belgien, Irland und Deutschland wird jetzt vor allem wegen der drohenden Milchquotenabgabe abgebremst: Es besteht die Gefahr, dass ab April wieder kräftig zugelegt wird. Hoffen wir, dass dann die Nachfrage auf dem Weltmarkt wieder für ausreichendes Gegengewicht sorgen wird.
China und natürlich Russland importieren noch immer weniger als „normal“. Wenn sich dort die Situation normalisiert, wird vielleicht doch nicht alles ganz so schlimm. Wenn sich diese beiden Märkte noch etwas länger still halten, wird es im Mai/Juni während der Spitzenproduktion in Europa vielleicht doch noch kurz schwierig."
Der Kommentar ist in der Mitglieder-Zeitschrift von FrieslandCampina erschienen.