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Nordwestdeutscher Milchtreff

Wie denken Milchkritiker?

Über die Arbeit von branchenkritischen Gruppen sowie Denkmustern von Milchkritiker diskutierten über 300 Gäste auf dem Nordwestdeutschen Milchtreff am Rande der Grünen Woche in Berlin.

Lesezeit: 4 Minuten

Wie branchenkritische Gruppen und Verbände arbeiten und welche Denkmuster Milchkritiker haben, diskutierten über 300 Gäste auf dem Nordwestdeutschen Milchtreff in der Vertretung des Landes Niedersachsen beim Bund in Berlin. Die Veranstalter, die Landesvereinigungen der Milchwirtschaft der Länder Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen sowie die Milcherzeugervereinigung Schleswig Holstein e.V., hatten zum neunten Mal zu diesem Austausch im Rahmenprogramm der Internationalen Grünen Woche in Berlin eingeladen. Gastreferentin war diesmal Johanna Bayer, Wissenschaftsjournalistin und Foodbloggerin.

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„Der vorausgesagte Megatrend – die vegetarisch-vegane Ernährung – lässt sich mit Zahlen aus wissenschaftlichen Erhebungen nicht belegen“, diese Botschaft überbrachte Bayer. Während der Vegetarierbund ProVeg (ehemals vebu) die Anzahl der Vegetarier in Deutschland auf rund acht Millionen schätze, bezifferten seriöse Studien diese auf maximal drei Millionen. ProVeg sei ein Interessensverband, werde aber als unabhängiger Fachverband wahrgenommen. Genau darin sieht Bayer die erfolgreiche Platzierung von Botschaften durch den Verband, berichtet die Landesvereinigung Niedersachsen in einer Mitteilung von der Veranstaltung.

Vegetarismus und Veganismus beruhten nicht ausschließlich auf medizinischen Begründungen. Gerade Veganern, die auf alle Lebensmittel tierischer Herkunft verzichten, gehe es primär nicht um das Essen oder die Gesundheit, sondern um ethische und ökologische Ziele: „Sie üben mit ihrer Ernährungsweise Konsum- und Kapitalismuskritik aus. Die dabei herausgestellten Themen wie Massentierhaltung, Klima und Umwelt betreffen uns aber alle, denn auch viele Menschen, die Fleisch essen und Milch trinken, lehnen die agro-industrielle Tierhaltung und Landwirtschaft ab“, so die Journalistin.

Milchkritiker brächten in ihren PR-Strategien jedoch auch Fragen auf, die wissenschaftlich längst entschieden seien: Ist es für Menschen überhaupt natürlich, Milch zu trinken? Ist es normal, als Erwachsener Milch verdauen zu können? Ist Milch gesund oder ungesund? Sind Menschen Pflanzen- oder Fleischfresser?

Es sei dabei klar, dass der Mensch nicht in direkter Linie vom Affen abstamme, sondern von einem Allesfresser. Auch die engsten Verwandten des Menschen seien Allesfresser mit einem Anteil an tierischer Nahrung und Jagd.

Bayer nannte weitere Beispiele. All diese Fragen und Argumente seien vornehmlich über das Internet zugänglich. Durch die Verbreitung im Netz könnten sie Wahrnehmung und Wirklichkeit der Verbraucher beeinflussen. Sie sehe diese Phänomene als Symptom einer derzeit herrschenden Vertrauenskrise, die Wissenschaft, Politik, Medien, Medizin, Behörden, Industrie und auch die Landwirtschaft betrifft.

In der Einteilung von Lebensmitteln sei eine Polarisierung zu beobachten: „Vegan-vegetarische Lebensmittel gelten als „gesund“, traditionelle Gerichte und Küchen als „ungesund“, sagte Bayer.

Diese Haltungen, berichtet die Landesvereinigung in der Mitteilung, spiegelten sich auch in Umfragen wider, die sich mit Kaufmotiven beschäftigten:

  • Deutsche Verbraucher trauen den Angaben auf Etiketten oder Bio- und Tierwohllabels nicht (Nielsen, 2018).
  • Laut BMEL Ernährungsreport meinen 91 Prozent der Deutschen, dass Essen und Lebensmittel vor allem gesund sein müssen.
  • In diversen Umfragen geben die meisten an, dass sie mehr zahlen würden, wenn es den Tieren besser geht.

All das zeige, so die Foodbloggerin, dass es darum gehen müsse, das Vertrauen der Bevölkerung zurück zu gewinnen. Vertrauenswürdig sei derjenige, der sein Fach beherrsche, ehrlich, fair und rücksichtsvoll sei: „Nicht nur die Fakten zählen, sondern persönliche Emotionen. Wer Vertrauen gewinnen möchte, muss auch persönlich werden, anfassbar sein, mitbestimmen lassen und zuhören können“, resümierte Bayer.

Unumstößlich sei es, dass bestimmte Gruppen von Verbrauchern milchskeptisch bleiben würden, gleichzeitig sei ein allgemeiner Trend zu mehr pflanzlichen Lebensmitteln und weniger vom Tier in offiziellen Ernährungsempfehlungen zu beobachten.

Das zeige sich auch in dem aktuell veröffentlichten „EAT-Lancet-Report“, einer unabhängigen Kommission aus internationalen Experten, in dem es darum geht, wissenschaftliche Kriterien für eine gesunde Ernährung und eine nachhaltige Landwirtschaft auf globaler Ebene zu erarbeiten. Die Verzehrmengen für Fleisch würden darin erheblich geringer ausfallen als bisherige Empfehlungen. Bei der Milch allerdings, so Bayer, sei der Anteil an der Ernährung unverändert und entspreche in etwa den bisherigen Regeln der DGE. Statt fettarmer Milch sei Vollmilch in die Empfehlungen aufgenommen worden.

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