Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Newsletter
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Bürokratieabbau Agrarantrag 2024 Maisaussaat Erster Schnitt 2024

Aus dem Heft

Kunststoffspaltenfür die Mast?

Lesezeit: 4 Minuten

Wie gut sind neu entwickelte Kunststoff-Spaltenböden mit strukturierter Oberfläche, nur 3,8 % Schlitzanteil und 12 mm Schlitzweite? Forscher der Universität Bonn* fanden verblüffende Ergebnisse.


Das Wichtigste zum Thema Schwein mittwochs per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Beton-Spaltenböden mit ebener Oberfläche, 17 mm Schlitzen und 15 % Schlitzanteil sind in Schweineställen weit verbreitet. Denn diese leiten Kot und Urin schnell in den Güllekanal ab. Den Tieren steht dadurch eine weitgehend saubere Bewegungs- und Liegefläche zur Verfügung.


Aus der Tierwohl-Sicht stehen die Böden allerdings massiv in der Kritik. Insbesondere der harte Beton und die Schlitzbreite werden bemängelt, da sie zu Verletzungen der Klauen und Fundamente führen können. Tierschützer fordern daher vehement, den Schlitzanteil und die Schlitzbreite zu reduzieren.


Das Problem: Wird beides stark verringert, verschlechtert sich die Drainagefähigkeit des Bodens. Es bleibt vermehrt Kot auf der Oberfläche liegen, was zu einer starken Verschmutzung und steigenden Ammoniakbelastungen (NH3) führt. Beides ist aus Sicht der Tiergesundheit kontraproduktiv.


Kunststoff-Spalten getestet:

Die Uni Bonn hat jetzt einen neuen Bodentyp (comfi-Floor der Fa. Hölscher & Leuschner) getestet. Das Projekt wurde durch die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) gefördert.


Der neue Spaltenboden zeichnet sich durch mehrere Besonderheiten aus:


  • Seine Oberfläche ist dreidimensional gestaltet. Gleichmäßig verteilte Gefällestrecken in Richtung Schlitz sollen für einen schnelleren Ablauf des Urins sorgen.
  • Auch der Kot soll dank des Gefälles von den Tieren besser und schneller zum Schlitz hin „gearbeitet“ werden.
  • Der Schlitzanteil ist deutlich auf 3,8 % reduziert.
  • Die Schlitzweite beträgt nur 12 mm, die Schlitzkanten sind abgerundet.
  • Die Spaltenelemente sind komplett aus Kunststoff gefertigt.


Wie sich der neue Typ Spaltenboden im Praxisalltag schlägt, wurde in zwei Mastdurchgängen im Versuchs- und Bildungszentrum Haus Düsse getestet. Für den Versuch wurde der alte Betonboden in einem Mastabteil gegen Kunststoff-Spaltenboden ausgetauscht.


Während der Mastphase erfolgten Bonituren der Klauen und Fundamente. Zudem wurde alle zwei Wochen die Verschmutzung bzw. Hygiene in der Bucht beurteilt. Darüber hinaus gehörten Verhaltensbeobachtungen und Schadgasmessungen zum Versuchs-programm.


Gute Hygiene:

Wie in Übersicht 1 zu sehen ist, schnitt der neue Kunststoff-Spaltenboden mit 3,8 % Schlitzanteil in puncto Verschmutzung und Hygiene während der gesamten Mastphase nicht wesentlich schlechter ab als ein herkömmlicher Betonspalten mit einem Schlitzanteil von 15 %. Allerdings fiel die Verkotung auf der Oberfläche gegen Ende der Mast deutlicher aus als beim konventionellen Spaltenboden mit viermal mehr Schlitzfläche.


Auffällig war bei den Praxisunter-suchungen, dass die Luftfeuchtigkeit in dem mit Kunststoffspalten ausgelegten Mastschweineabteil vergleichsweise gering war. Das dürfte ein Indiz dafür sein, dass die Flüssigkeit auf der Oberfläche des Kunststoffbodens schnell abgeleitet wird. Signifikant besser als beim Standard-Betonspaltenboden war die Raumluftqualität. So war zum Beispiel die durchschnittliche NH3-Konzentration im Versuchsabteil im Winter 13 % und im Sommer sogar 26 % geringer. Die Ursache dürfte unter anderem in der sehr guten Drainagefunktion des Kunststoffbodens gelegen haben.


Gute Ergebnisse gab es auch bei den NH3-Emissionen aus dem Stall. Im Winter waren sie im Vergleich zum Standard-Betonspalten um knapp 9 % vermindert, im Sommer um fast 50 % geringer (vergleiche Übersicht 2).


Da Einstallzeitpunkt, Fütterungs-regime, Tierzahl, Genetik und Güllemanagement identisch waren, ist die Verminderung der NH3-Emissionen größtenteils der Bodengestaltung zuzuschreiben.


Längere Klauen, mehr Rutschen:

Der Klauenabrieb ist auf Kunststoffböden geringer als auf Beton. Das zeigte sich auch beim comfi-Floor-Boden.


Die Klauen der auf Kunststoffboden gemästeten Tiere waren am Ende der Mast länger als bei den auf Betonböden gemästeten Schweinen, Stallklauen wurden aber nicht gefunden. Insbesondere die Außenklauen an den Hintergliedmaßen waren betroffen.


Schwierigkeiten scheint die spezielle Strukturoberfläche den Tieren beim Laufen zu bereiten. Die Mastschweine rutschten auf den Struktur-Spalten-böden häufiger aus, auch vermehrtes Grätschen wurde insbesondere zum Ende der Mast beobachtet. Dies dürfte zum einen an den Gefällestrecken gelegen haben, aber auch die relativ glatte Kunststoffoberfläche bereitet den Mastschweinen offensichtlich Probleme.


Positiv fiel auf, dass die Sohlen und Ballen an den Klauen wenig Verletzungen aufwiesen. Das dürfte vor allem an dem geringen Schlitzanteil und den abgerundeten Kanten des Kunststoff-Spaltenbodens gelegen haben.

Die Redaktion empfiehlt

top + Schnupperabo: 3 Monate für 9,90 € testen

Alle wichtigen Infos zur Maissaussaat 2024 | Tagesaktuelle Nachrichten, Preis- & Marktdaten

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.