Künftig sollen sich die Sauen im Abferkelstall mehr bewegen können. Deshalb stehen Bewegungsbuchten hoch im Kurs. Entscheidend dafür ist, dass die Sauen mütterlich, umgänglich und ruhig sind. Denn nur dann bleiben die Saugferkelverluste auf einem vertretbarem Niveau. Eine mütterliche Sau legt sich z.B. vorsichtiger hin und erdrückt weniger Ferkel.
Zutrauliche Sauen sind auch für die tägliche Tierbetreuung wichtig. Bei aggressiven Sauen besteht immer die Gefahr, dass der Landwirt gebissen wird.
Was das Abferkeln mit mehr Bewegung angeht, können konventionelle Sauenhalter von Ökobetrieben lernen. Denn sie sind schon lange verpflichtet, biotaugliche Buchten ohne Fixierung der Sau zu nutzen.
Bereits Ende 2015 startete die bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) am öko-zertifizierten Lehr-, Versuchs- und Fachzentrum in Kringell bei Passau sowie auf zehn ökologisch wirtschaftenden Praxisbetrieben ein Forschungsprojekt zum Thema Mütterlichkeit. Das Projekt trägt den Titel „Funktionale Merkmale ferkelführender Sauen – Ein Beitrag zur Züchtung und Eigenremontierung“.
Jeder Betrieb dokumentiert seitdem das Verhalten seiner Sauen. Mit den Nachkommen dieser Sauen wurden bzw. werden die Bestände dann nach und nach eigenremontiert.
Um besonders mütterliche Sauen herauszufiltern, erfassen die Testbetriebe bei jedem Wurf Merkmale wie Nestbauverhalten, Geburtsverlauf, Futteraufnahme, Abliegeverhalten, Erkrankungen und Verteidigungsverhalten.
Bei den Ferkeln dokumentieren sie Wurfgröße, Vitalität, Homogenität und Ferkelverluste auf einem Erfassungsbogen (siehe Foto rechts oben).
Die Daten können sie dann in den LKV-Sauenplaner eintragen, der um die Registerkarte Mütterlichkeit erweitert wurde. Diese Karte können übrigens alle Betriebe mit LKV-Planer aufrufen und damit ebenfalls Daten zur Mütterlichkeit erfassen.
Drei Merkmale entscheidend:
Derzeit werden die bislang erhobenen Daten statistisch ausgewertet. Die ersten Ergebnisse zeigen, dass es drei besonders wichtige Hauptmerkmale gibt, die auch einen statistischen Zusammenhang hinsichtlich der aufgezogenen Ferkel liefern. Diese sind:- Geburtsverhalten
- Wurfqualität zur Geburt
- Umgänglichkeit der Sauen bei Maßnahmen an den Ferkeln.
Das Geburtsverhalten umfasst das Verhalten der Sau beim Abferkeln (entspannt oder nervös) und den Verlauf (leichte Geburt oder Geburtshilfe).
Bei der Wurfqualität wurde auf die Homogenität des Wurfs geachtet: Bei einem gleichmäßigen Wurf ist das durchschnittliche Geburtsgewicht pro Ferkel deutlich höher, und es gibt weniger Totgeburten. Zwar sind homogene Würfe oft zahlenmäßig kleiner, dafür können aber anteilig mehr Ferkel abgesetzt werden. Effekt: die prozentualen Saugferkelverluste sinken.
Die Ergebnisse deuten außerdem darauf hin, dass die Umgänglichkeit keine negativen Auswirkungen auf die Aufzuchtleistung hat. Der Landwirt kann also aggressive Sauen aussortieren, ohne dass die Leistung des Bestandes sinkt.
Christiane Kretzer; Kontakt: regina.imhaeuser@topagrar.com