Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Newsletter
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Bürokratieabbau Agrarantrag 2024 Maisaussaat Erster Schnitt 2024

Aus dem Heft

Serie:Ferkelverlustesenken - Die ersten Tage entscheiden

Lesezeit: 8 Minuten

Über 80 % der Saugferkelverluste treten in der ersten Lebenswoche auf. Wie Sie die Ferkel in dieser sensiblen Phase unterstützen, berichtet Gerd Vahrenhorst, GFS Ascheberg.


Das Wichtigste zum Thema Schwein mittwochs per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

1 Hilfe für Grätscher:

Das Bandagieren von Spreizerferkeln ist grundsätzlich sinnvoll. Besonders die Tiere, die nur mit den Hinterbeinen grätschen, haben dadurch eine höhere Überlebenschance. Die Maßnahme ist lediglich bei untergewichtigen Ferkeln unter 800 g fraglich. Am besten bandagieren Sie die Tiere kurz nach der Geburt und geben ihnen zur Stärkung 10 bis 20 ml Biestmilch.


Sie können entweder spezielle Antispreizbänder verwenden oder eine Bandage aus Leukoplastpflaster über Rücken und Schwanzwurzel um die Hintergliedmaßen legen. Das bloße Verbinden der Fußgelenke ist hingegen nicht sinnvoll, da die Ferkel dann seitlich wegkippen.


2 Warmes Nest:

In den ersten Lebensstunden der Ferkel sollte im Ferkelnest eine Oberflächentemperatur von knapp 40 °C herrschen. Im weiteren Verlauf der Säugezeit richtet sich die optimale Temperatur nach dem Liegeverhalten der Ferkel: Liegen sie auf einem Haufen, ist es zu kalt. Liegen die Tiere verstreut bzw. meiden sogar das Nest, ist es zu warm. Die Nesttemperatur kontrollieren Sie am besten mit einem Laserthermometer.


Um die Ferkel an das Nest zu gewöhnen, können Sie darauf eine warme und weiche Unterlage legen, z.B. eine Hanfmatte. Auch eine Lampe über dem Ferkelnest kann förderlich sein. Im Sommer stellt sie jedoch eine zusätzliche Wärmebelastung für die Sau dar.


3 Traubenzucker gibt Kraft.

Saugferkel mit Durchfall verlieren wertvolle Elektrolyte – besonders in den ersten Lebenstagen kann das tödlich sein. Um den Verlust auszugleichen, sollten Sie den Ferkeln eine Elektrolytlösung anbieten. Lösen Sie dazu einen halben Teelöffel Salz und vier Esslöffel Traubenzucker in zwei Litern lauwarmem Wasser auf, und legen Sie diese Lösung den Tieren mehrmals täglich frisch in einer gereinigten Ferkelschale vor. Um die Tiere auf die „Energiequelle“ aufmerksam zu machen, tauchen Sie diese leicht mit dem Rüssel hinein.


Um schwachen Ferkeln direkt nach der Geburt auf die Beine zu helfen, können Sie so genannte Powerpasten einsetzen. Rezeptvorschlag: Einen Becher Joghurt, zwei Esslöffel Öl und zwei Esslöffel Traubenzucker miteinander verrühren und frisch verabreichen. Auch die Gabe von Kolostrum – Sauen- oder getrocknetem Rinderkolostrum – kann schwachen Tieren helfen. Darüber hinaus sollten die Ferkel ständig Zugang zu frischem Wasser haben.


4 Stumpfer Zahn:

Damit sich die Ferkel beim Buhlen um die besten Zitzen weder untereinander noch das Gesäuge der Sau verletzen, können die spitzen Eck­zähne innerhalb der ersten 24 Le­-bensstunden abgeschliffen werden. Achten Sie dabei darauf, dass Sie nur die Zahnspitze entfernen und die Ränder etwas abrunden. Anstelle des klassischen Schleifgerätes kann dafür sogar eine Nagelfeile verwendet werden. Tipp: Legen Sie den Schleifstein oder die Feile über Nacht in ein Wasserbad, das mit einem kalklösenden Mittel (beispielsweise Coregatabs) versetzt wurde, um Ablagerungen auf der Oberfläche zu lösen.


5 Heiße Kupierklinge:

Um ein Beknabbern der Schwänze zu vermeiden, müssen die Lüftungs- und Haltungsbedingungen optimiert werden. Sollten alle Bemühungen nicht erfolgreich sein, dürfen in Ausnahmefällen die Schwänze der Ferkel gekürzt werden. Damit immer nur das letzte Drittel des Schwanzes kupiert wird, verwenden Sie am besten einen Abstandshalter. Das ist vor allem dann sehr sinnvoll, wenn verschiedene Personen diese Arbeit ausführen.


Damit die Schnittstelle am Schwanz gut verschlossen wird, muss die Klinge heiß genug sein. Führen Sie die Schwanzunterseite, in der die meisten Adern verlaufen, zuerst in die Klinge. So wird das Nachbluten vermindert.


6 Gelenke abkleben:

Bedingt durch den Kampf am Gesäuge weisen viele Ferkel Abschürfungen an den Gelenken der Vorderbeine auf. Durch diese Wunden können Bakterien eindringen, z. B. Streptokokken. Um Abschürfungen und damit Infektionen vorzubeugen, ist es sinnvoll, ein Pflaster um die Gelenke zu kleben. Wichtig dabei ist, dass das Pflaster kurz ist und keinen geschlossenen Ring um das Gelenk bildet. Denn sonst kann es durch das schnelle Wachstum der Ferkel zu Einschnürungen kommen.


Da das Abkleben sehr arbeitsaufwändig ist, empfiehlt es sich, bei häufigen Problemen mit „offenen“ Gelenken nach den Ursachen zu forschen. Bei rauen Böden beispielsweise kann der Einsatz von Hygienepulver sinnvoll sein. j


7 Ferkeltausch:

Den Wurfausgleich nehmen Sie am besten erst nach 12 bis 24 Stunden vor bzw. dann, wenn alle Ferkel ausreichend Biestmilch bei ihrer Mutter aufgenommen haben. Kleine Ferkel können Sie an Jung­sauen und jüngere Sauen versetzen – das ist aufgrund der kleineren Zitzen und der niedrigeren Gesäugeleiste von Vorteil. Bei Jungsauen sollten Sie zudem alle funktionsfähigen Zitzen mit Ferkeln „belegen“. Nur wenn die Zitzen angesaugt werden, können sie auch in den Folgewürfen Milch geben.


Bei großen Würfen sollten Sie generell die größten bzw. stärksten Ferkel versetzen. Sie können diese kurzfristig mit Farbe und langfristig mit einer Ohrmarke markieren, um so die Überlebensrate zu überprüfen. Zudem kann es sinnvoll sein, schlecht säugenden Sauen einen vitalen, starken Wurf zu geben. Dieser ist in der Lage, das Gesäuge stärker zu massieren und dadurch die Milchproduktion anzukurbeln. Die eigenen, meist hungrigen Ferkel dieser „Problemsau“ setzen Sie dann an eine gut in Milch stehende Sau.


8 Mehr Milch!

Bei großen Würfen oder Milchmangel der Sau ist es sinnvoll, den Ferkeln Ersatzmilch in Schalen anzubieten. Damit die Tiere auf die Milch aufmerksam werden, können Sie diese leicht mit dem Rüssel hineintauchen. Am besten befüllen Sie die Schale regelmäßig mit einer Milchmenge, die die Ferkel innerhalb von zwei Stunden aufnehmen können. Weil klebende Milchreste in den Schalen einen guten Nährboden für Bakterien bilden, sollten diese mindestens einmal täglich gründlich gereinigt werden. Dafür kommt z.B. eine Spülmaschine oder ein Schalenwäscher in Frage.


Wichtig ist zudem eine gute Positionierung der Schale in der Bucht, so dass sie vom Urin der Sau nicht getroffen wird. Tipp: Spannen Sie einmal eine Zeitung hinter einer Sau auf, die gleich urinieren wird, und beobachten Sie, wie weit der Urin tatsächlich „streut“.


9 Ersatz-Mama:

Stehen den vielen Ferkeln einer Abferkelgruppe nicht ausreichend funktionsfähige Zitzen gegenüber, ist der Einsatz von künstlichen oder natürlichen Ammen ratsam. Natürliche Ammen stehen besonders im 1- oder 2-Wochen-Rhythmus aus der Vorgruppe bzw. den Vorgruppen zur Verfügung. Verwenden Sie als Ammensauen immer gute Sauen – Schlachtsauen sind dies meist nicht mehr! Auch Sauen, die bereits Druckschäden an den Schultern haben, dürfen nicht mehr als Amme eingesetzt werden.


Eine Ammensau sollte ihre eigenen und die Ammenferkel maximal fünf Wochen säugen. Ansonsten ist ihr Konditionsverlust zu groß. Empfehlung: Messen Sie die Rückenspeckdicke. Liegt der Wert unter 14 mm, kann die Rausche aufgrund fehlender Fruchtbarkeitshormone verspätet oder gar nicht eintreten.


Kunstammen sind sehr arbeits- und kostenintensiv. Die Hygiene spielt eine wichtige Rolle, und oftmals ist eine separate Unterbringung erforderlich. Rechnen Sie deshalb in jedem Fall gegen, ob sich ihr Einsatz lohnt.


10 Lebensnotwendiges Eisen:

Sie können die Saugferkel entweder am ersten oder am dritten Lebenstag mit Eisen versorgen. Falls die Ferkel bereits in den ersten 24 Stunden mit Eisen unterversorgt und damit sehr blass sind, geben Sie ihnen oral eine vitaminierte Eisenpaste. Vorsicht: Bei reinen Eisenpasten besteht erhöhte Durchfall-Gefahr! Eine spätere zweite Eisengabe ist sinnvoll.


Das sicherste Verfahren ist die Eisengabe per Injektion am dritten Lebenstag. Je nach Konzentration der Eisenlösung spritzen Sie 1 bis 2 ml je kg Körpergewicht wahlweise in den Nacken oder die Kniefalte. Die nadellose Injektion ist ebenfalls möglich.


11 Messerscharf:

Parallel zur Eisengabe am dritten Lebenstag kastrieren Sie auch die männlichen Ferkel. Sie können entweder eine Kastrationszange oder ein -messer verwenden – am besten sterilisiert. Achten Sie beim Messer zudem darauf, dass das Skalpell scharf ist. Vor der Kastration muss den Ferkeln ein Schmerzmittel verabreicht werden. Nach der Kastration sollte die Wunde mit einem nicht reizenden Mittel desinfiziert werden. Auch das Verteilen von Hygienepulver in der Bucht ist ratsam.


Mithilfe der 3-Messer-Methode können Sie Infektionsketten beim Kastrieren unterbrechen. Sie benötigen dafür einen Becher mit Wasser zum Abspülen des Messers, einen zweiten Becher mit Desinfektionslösung und einen dritten leeren Becher zum Abtropfen des Messers. Das Messer stecken Sie dann in dieser Reihenfolge in die Becher, bevor Sie es für das nächste Ferkel verwenden.


Tipp: Versehen Sie das Messer am Ende mit einer Schraube. Dadurch kann die Klingenspitze nicht den Becherboden berühren und stumpf werden. Dank der Schraube kann das Messer auch nicht durch die Spalten fallen.


Die Ferkel-Ohrmarken ziehen Sie ebenfalls am dritten Tag ein. Dann ist die Gefahr geringer, dass das Loch im Ohr während der Mast so groß wird, dass die Tiere die Marken verlieren.

Die Redaktion empfiehlt

top + Schnupperabo: 3 Monate für 9,90 € testen

Alle wichtigen Infos zur Maissaussaat 2024 | Tagesaktuelle Nachrichten, Preis- & Marktdaten

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.