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topplus Luftdruck-Schließanlage

Einbruchschutz im Schweinestall: Auf Knopfdruck sind alle Stalltüren verriegelt

Ein Mäster aus dem Münsterland hat eine Luftdruck-Schließanlage gebaut, mit der er zentral alle Stalltüren und Tore verriegeln kann – ganz ohne Schlüssel.

Lesezeit: 6 Minuten

Abends nach dem letzten Kontrollgang verschließen wir alle Stalltüren und Scheunentore“, berichtet Kai Schindler (Name geändert), der im Münsterland gemeinsam mit seinem Vater einen Schweinemastbetrieb mit gut 3 000 Plätzen, einer Fresseraufzucht und 160 ha Ackerland bewirtschaftet.

Die Mastplätze sind auf vier Gebäude verteilt, die zum Teil 30 Meter voneinander entfernt sind. Zum Abschließen müsste Schindler inklusive der Fluchttüren und Scheunentore insgesamt 19 Schließzylinder und Vorhängeschlösser betätigen. „Deshalb haben wir nach einer Möglichkeit gesucht, mit der wir mit einem einzigen Knopfdruck alle Zugänge zu den Ställen, den Maschinenhallen und zum Kadaverlager verriegeln können“, schildert der 32-Jährige.

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Luftdruck-Schließanlage

Die Lösung sollte einbruchssicher sein, gleichzeitig aber auch die Möglichkeit bieten, im Notfall oder bei Stromausfall alle Zugänge zentral wieder öffnen zu können. So entstand die Idee, eine mit Luftdruck betriebene Schließanlage zu bauen, die den vorhandenen Kompressor der Flüssigfütterungsanlage nutzt.

Gesagt, getan. Die beiden kauften im Fachhandel 19 einseitig wirkende Luftdruckzylinder aus Edelstahl mit ein­gebauter Feder, die die Zylinder bei Druckabfall wieder in ihre Ursprungsstellung zurückholt. Der Kolbenhub beträgt 8 cm. Zudem investierten sie in 500 m Druckluftschlauch mit 8 mm Durchmesser, der einem Druck von bis zu 8 bar standhält.

In den Gebäuden wurden die Schläuche mit Schellen befestigt oder in den bereits vorhandenen Kabelkanälen verlegt. Und zwischen den Gebäuden nutzten Schindlers die unterirdischen Leerrohre, die sie vor dem Pflastern der Hoffläche installiert hatten.

Selbst geschweißte Riegel

Nur die passenden Tür- und Torriegel mussten Sie selbst konstruieren. Als Führung für die Riegel montierten sie kurze Vierkantrohre (30 x 30 mm), an die sie Laschen angeschweißt haben, auf den Türblättern. Für die Schiebetore montierten sie die Führung an der Innenseite des Torbogens. Auf den Führungsrohren befestigten sie dann die Druckluftzylinder.

Als Riegel verwendeten sie kleinere Vierkantrohre (26 x 26 mm), die sich in den Führungsrohren hin- und herschieben lassen. Die inneren Rohre verbanden sie dann mit dem Kolben des jeweiligen Luftdruckzylinders. Und als Verriegelungsbolzen schweißten sie vorn auf Kopfseite des Innenrohres eine Maschinenschraube (M 16), die sie vorn etwas angespitzt haben, damit sie besser in die Türfalle gleitet.

Als Falle für diese Bolzen schraubten sie Flacheisen in die Türzargen, in die sie an der passenden Stelle ein entsprechend großes Loch für den Bolzen gebohrt hatten.

Die Falle für die Schiebetore hingegen befestigten sie oben auf der Innenseite der Tore. Dazu verwendeten sie etwas längere Flacheisen, in die sie im Abstand von etwa 5 cm mehrere Löcher bohrten. „Das dient zur Sicherheit, denn es kommt immer wieder vor, dassdas Tor nicht vollständig zugeschoben wird. Beim Verriegeln trifft der Bolzen in diesem Fall zunächst auf das Flach­eisen und rutscht, sobald das Tor etwas bewegt wird, automatisch in das nächste Loch“, erläutert der Juniorchef.

Die Druckluftleitungen zu den Schließzylindern verlegten sie dann im Gebäude so, dass sie von außen weder sichtbar noch für ungebetene Gäste erreichbar sind. An einigen Stellen montierten sie dazu zusätzliche Sichtblenden aus Metallblech.

Steuerung per Magnetventil

Alle Druckluftschläuche laufen an einem elektrisch gesteuerten Magnetventil in der Futterküche zusammen, die vom Wohnhaus schnell erreichbar ist. Hier befindet sich auch der Kompressor für die Flüssigfüt­terung. Er versorgt die Anlage mit dem nötigen Arbeitsdruck von 5 bar.

An- und ausgeschaltet wird das Magnetventil über ein elektronisches Zahlencode-Tastenfeld, das außen neben der Tür zur Futterküche befestigt ist. Wird der richtige Zahlencode ein­gegeben, öffnet sich das Magnetventil, in den Leitungen baut sich der nötige Druck auf und die Druckluftzylinder verschließen in Sekundenschnelle alle Türen und Tore.

Zum Öffnen muss abermals der Zahlencode eingegeben werden, das Magnetventil schließt sich, der Druck entweicht aus der Leitung und die in den Zylindern integrierte Feder zieht den Türriegel in seine Ausgangsposition zurück. Die Luft in den Zylindern entweicht dabei über entsprechende Entlüftungsöffnungen an den Zylindern und alle Türen können nach zwei bis drei Sekunden wieder geöffnet werden.

Tor für Futtermittellieferant

Für das Schiebetor der Futterscheune haben Schindlers eine Sonderlösung konstruiert. Damit der Futtermittellieferant jederzeit Zugang zu den Silos hat, wird dieses eine Tor über ein separates Magnetventil mit Druckluft versorgt, das über einen Schlüsselschalter gesteuert wird.

Der Fahrer besitzt einen eigenen Schlüssel für diesen Schalter. Wenn er damit den neben dem Tor befestigten Schalter betätigt, schließt sich das separate Magnetventil, die Druckluft entweicht und das einzelne Tor kann geöffnet werden. Sobald es wieder zugeschoben und der Schlüssel entfernt wird, öffnet sich das Magnetventil wieder und das Tor ist verriegelt.

Entriegelung im Notfall

Und was passiert im Notfall oder wenn es im Stall brennt? „An einem Ort, den wir vom Wohnhaus schnell erreichen, haben wir eine Stelle geschaffen, an der der Druckluftschlauch für uns gut zugänglich, aber für Außenstehende nicht sichtbar ist“, erläutert Kai Schindler. Im Notfall können sie den Schlauch hier einfach mit einem Messer oder einer Zange durchtrennen, sodass sich der Druck in der Leitung abbaut und sich alle Türen und Tore öffnen lassen, auch die Fluchttüren. Und wenn es brennt, schmelzen die Druckleitungen sowieso.

Fünf Tage Arbeit

Bleibt die Frage, wie teuer und zeitaufwendig die Schließanlage Marke Ei­genbau war. Die 19 Druckluftzylinder aus Edelstahl haben pro Stück 30 € ge­kostet. Hinzu kommen 500 m Druckluftschlauch zum Preis von 1,70 €/m, 250 € für die beiden Magnetventile, das Tastenfeld und den Schlüsselschalter sowie die Rohre und das Flacheisen für die Riegel. „Das Schweißen der Riegel hat etwa 20 Stunden gedauert und das Verlegen der Druckluftleitungen drei Tage“, zieht der 32-Jährige Bilanz.

Alles in allem sind Vater und Sohn auch nach zwei Jahren Praxiseinsatz rundum zufrieden mit ihrer selbst konstruierten Schließanlage. Sie funktioniert zuverlässig und hat sie noch nie im Stich gelassen.

„Leichte Probleme gab es bisher nur bei den Druckluftzylindern, die direkt der Stallluft ausgesetzt sind“, räumt Kai Schindler ein. Denn durch Feuchtigkeit und Stallstaub können die ­Entlüftungslöcher etwas verkleben. Die Zylinder werden dadurch etwas schwergängig, und es dauert ein bis zwei Sekunden länger, bis die Riegel die Türen freigeben. „Mit etwas WD 40 lässt sich das Problem aber schnell beheben. Und wer von vornherein auf Nummer sicher gehen will, sollte die Schubriegel mit einer zusätzlichen, stärkeren Rückholfeder ausstatten“, rät Kai Schindler allen Landwirten, die die Schließanlage nachbauen wollen.

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