Ist die Initiative Tierwohl ein Gewinn oder nur ein bürokratisches Monster, bei dem die Bauern am Ende wieder die Zeche zahlen? Johannes Hoffrogge, Sauenhalter und Mäster aus dem niedersächsischen Spelle und Rainer Vogt, Schweinemäster aus dem schwäbischen Blaufelden beziehen Stellung.
Johannes Hoffroge: „Die Initiative Tierwohl ist längst überfällig!“
„Für mich ist die Initiative Tierwohl, bei der die Branche selbst das Heft in der Hand hält, der einzig richtige Weg. Lösungen oder Vorgaben vom Gesetzgeber sind immer die schlechtere Alternative. Natürlich besteht auch bei diesem Branchenkonzept die Gefahr, dass einzelne Kriterien auf Dauer zum Standard werden. Doch bis es soweit ist, erhalten wir Schweinehalter wenigstens einen finanziellen Ausgleich. Wichtig ist aus meiner Sicht außerdem, dass ich dank des umfangreichen Kriterienkatalogs handlungsfähig bleibe. Egal ob ich meinen Schweinen 10 % mehr Platz anbiete oder die Ringelschwanzprämie „mitnehme“, die breite Auswahl an Kriterien erlaubt betriebsindividuelle Lösungen. Gleichzeitig ist die Teilnahme freiwillig."
Weitere Pro-Argumente von Sauenhalter Hoffrogge für die Initiative Tierwohl lesen Sie in der aktuellen top agrar ab Seite S 10.
Rainer Vogt: „Der Handel treibt ein falsches Spiel.“
"Ich sehe die Initiative Tierwohl kritisch. Warum bürden uns die eigenen Verbände schon wieder neue Auflagen auf? Anstatt Selbstbewusstsein zu demonstrieren, hat man sich den Schneid abkaufen lassen. Dabei haben wir Landwirte in puncto Tierwohl schon vieles umgesetzt. Folgende Beispiele fallen mir dazu ein:
- 90 % der deutschen Betriebe sind QS-zertifiziert, mit den entsprechend höheren Produktionsauflagen.
- Die AFP-Förderung wurde schon vor Jahren an den Tierschutz gekoppelt.
- Die Ställe sind im Hinblick auf das Tierwohl immer besser geworden (mehr Licht, besseres Stallklima etc.).
- Zu Beginn dieses Jahres haben wir die Schweinehaltungs-Verordnung umgesetzt, die Gruppenhaltung bei Sauen ist flächendeckend eingeführt.
- Das Antibiotika-Monitoring läuft."