N-Überschüsse clever senken durch proteinreduzierte Fütterung
Lassen sich N-Überschüsse in der Schweinemast verringern, ohne auf die Mastleistung zu verzichten? Das hat Jonas Kraus in seiner Masterarbeit untersucht.
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In der Fütterung können Schweinehalter noch einiges an ökonomischen und biologischen Leistungen herausholen, indem sie beispielsweise die Futterkosten und Tageszunahmen optimieren“, erklärt Jonas Kraus.
In seiner Masterarbeit beschäftigte er sich intensiv mit der Frage, wie sich eine Rohprotein (XP)-reduzierte Fütterung insbesondere in der Endmast auf die Mast- und Schlachtleistungen auswirkt. Das Ziel seiner Untersuchungen war unter anderem, Schweinehalter ökonomisch zu unterstützen – bei gleichbleibenden biologischen Leistungen der Tiere.
Fütterungsversuche in zwei Betrieben
Bereits seine Bachelorarbeit an der FH Kiel verfasste der gelernte Landwirt im Tierernährungsbereich. Auch im Master Agrarwirtschaft an der FH Südwestfalen am Standort Soest stand für ihn schnell fest, dass er in seiner Abschlussarbeit einen Fütterungsversuch anlegen wollte.
In der Fütterung gibt es noch etwas Optimierungspotenzial.
Jonas Kraus
Die Versuche führte er in der Endmastphase ab 80 kg in einem Betrieb in Schleswig-Holstein sowie in seinem ehemaligen Ausbildungsbetrieb in Niedersachsen mit insgesamt 1.599 Schweinen durch. In der Kontrollgruppe setzte Jonas Kraus eine „sehr“ stark XP-reduzierte Futterration mit einem Rohproteingehalt von 13,5 bis 14,2 % ein. In der Versuchsgruppe senkte er den XP-Gehalt noch weiter ab auf 12 bis 12,7 %.
Die essenziellen Aminosäuren wurden bedarfsgerecht ergänzt, inkl. Valin und Isoleucin auch über synthetische Aminosäuren sowie Leucin und Histidin über die Rohwaren. Der Phosphorgehalt war in allen Gruppen auf einem stark reduzierten Niveau. Die Schlachtschweine wurden anschließend FOM-klassifiziert. Für die Auswertung der Schlachtleistungen zog er die Parameter Magerfleischanteil, Fleischmaß und Speckmaß heran.
Höhere Mineral- und Mischfutterkosten
„Zwischen den Gruppen konnte ich keine Unterschiede in den Mast- und Schlachtleistungen analysieren, die sich auf die Fütterung der Tiere zurückführen lassen“, fasst Jonas Kraus zusammen. Der erhöhte Einsatz von Valin und Isoleucin über synthetische Aminosäuren in der Ration führte in den beiden Versuchsgruppen jedoch zu höheren Mineral- und Mischfutterkosten. Das schmälerte die Erlöse.
„Mit einer ungewöhnlich stark XP-reduzierten Fütterung erhöhten sich die Futterkosten je Kilogramm Zuwachs in beiden Betrieben um 0,01 €“, berichtet der Masterabsolvent. Das führte zu einem um 0,52 bis 0,57 € niedrigeren Deckungsbeitrag pro Tier. „Der große Vorteil der XP-Absenkung in der Endmast ist jedoch, dass diese ein großes Potenzial hat, um die Stickstoff (N)-Einträge im Betrieb zu reduzieren, da in der Endmast ab 80 kg das meiste Futter verbraucht wird“, so Jonas Kraus.
Die XP-Absenkung in der Endmast hilft, N-Einträge zu senken.
Jonas Kraus
Das kann laut dem 29-Jährigen gerade für Betriebe mit geringer Flächenausstattung interessant sein, die Gülle verkaufen müssen. Durch den geringeren Input von Rohproteinträgern im Betrieb und gleichbleibendem Output verringert sich die anrechenbare N-Menge.
„Da die Tiere durch die XP-reduzierte Fütterung auch weniger Stickstoff ausscheiden, kann mehr Gülle auf den eigenen Flächen verwertet werden. Dadurch reduziert sich der Nährstoffverkauf über die Gülle“, resümiert Kraus.Nach dem Masterabschluss ist Jonas Kraus der Schweinefütterung treu geblieben. Seit rund zweieinhalb Jahren arbeitet er bei dem Unternehmen Salvana Tiernahrung als Fachberater im Außendienst. Dort betreut er regional Rinderbetriebe und überregional Schweinehalter in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen.
Steckbrief 3. Platz in der Kategorie Tierhaltung beim top agrar-Wettbewerb Meister & Macher Jonas Kraus, Nordende (Schleswig Holstein) Alter: 29 Jahre Abschluss: Master Agrarwirtschaft Ansatz: Reduzierung des Rohproteingehalts im Endmastfutter bei Zusatz von essenziellen Aminosäuren. Durchführung eines Fütterungsversuches in zwei Betrieben. Auswertung der biologischen und ökonomischen Leistungen. Urteil der Jury: Guter Ergebnisteil mit Erfassung der Wirtschaftlichkeit sowie sehr gute Versuchsanlage.