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topplus Russische Schweineproduktion

Erobert Russland den globalen Schweinemarkt?

Noch vor wenigen Jahren war Russland wichtiger Fleischabnehmer für die EU. Heute exportieren die Russen selbst. Geht es nach dem Willen des Kremls, ist das erst der Anfang.

Lesezeit: 3 Minuten

Russland war Jahrzehnte abhängig von Schweinefleischimporten. Bis zu 1,5 Mio. t je Jahr führten die Russen zeitweise ein, von denen auch die EU viel Ware lieferte. Das ist alles Geschichte: Innerhalb von zehn Jahren ist die russische Schweinefleischproduktion um fast 60% gewachsen. Das Land hat die Selbstversorgungsmarke überschritten und drängt in den Export, analysiert Heribert Breker von der Landwirtschaftskammer NRW.

Mittlerweile gehen rund 200.000 t in die Nachbarländer und in Richtung Hongkong sowie Vietnam. Die Bemühungen um Lieferungen nach China waren bisher erfolglos. Verhandlungen laufen aber auch mit Korea, den Philippinen und anderen asiatischen Importländern. Auch afrikanische Importländer stehen auf der Wunschliste.

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ASP nicht im Griff

Die immer wieder auftretenden ASP-Ausbrüche sind jedoch ein starkes Hindernis. Ende 2020 wurden in mehreren Großanlagen 560.000 Tiere - etwa 2,2 % des russischen Bestandes - gekeult. Ende Januar 2021 mussten in zwei Farmen rund 26.000 Tieren notgetötet werden. Funde des ASP-Virus in Würsten und Fleischteilen in den Fleischtheken zeigen, dass die Infektionen weit verbreitet sind. Die neuen ASP-Ausbrüche bremsen die Expansion der russischen Schweinefleischerzeugung deutlich (siehe Übersicht 1).

Großkonzerne statt Hinterhofhaltung

Die russische Schweinefleischerzeugung hat sich in den letzten 15 Jahren grundlegend gewandelt. Im Jahre 2005 wurde noch rund 70 % des Fleisches in ungeschützten Hinterhofhaltungen erzeugt. 2020 sind es höchstens noch 10 %. In der Zwischenzeit wurden mit massiver staatlicher Unterstützung industrielle Großanlagen aufgebaut. Dabei kann man zwischen zwei Kategorien unterscheiden:

  • Unternehmen im geschlossenen System mit 2.500 bis 3.000 Sauen.
  • Konzerne mit ein bis zwei Ferkelerzeugungseinheiten und drei bis vier Masteinheiten mit einem durchschnittlichen Umfang zwischen 5.000 bis 6.000 Sauen.

Das Futter wird auf den umliegenden Feldern erzeugt und vor Ort zu Mischfutter verarbeitet. In die umgekehrte Richtung erfolgt die Verwertung der Gülle. Die großen Unternehmen verfügen in der Mehrheit über angeschlossene Schlacht- und Zerlegebetriebe. Einige Konzerne sind auch im Geflügel- und Rindfleischsektor engagiert.

Top 5 erzeugen 40 % der russischen Schweine

Die fünf größten Schweinefleischproduzenten decken etwa 40 % des russischen Marktes (siehe Übersicht 2). Mehrere Produktionseinheiten sind auf verschiedene Regionen verteilt und befinden sich hauptsächlich im westlichen Teil Russlands. Drei Beispiele:

  • Das Privatunternehmen Miratorg wirtschaftet mit 28 Schweinehaltungseinheiten in Raum Kursk und Belgorod. Die Aktivitäten reichen von der Futtergewinnung über die Tierhaltung, Schlachtung, Fleischaufbereitung bis zum Supermarkt. Mit 500.000 t Schweinefleischerzeugung ist das Unternehmen das Größte in Russland.
  • Cherkizovo ist aus einer Wurstfabrik in der Nähe von Moskau hervorgegangen. Heute werden 300.000 ha Land bewirtschaftet. Der Konzern ist mit ca. 800.000 t führend bei der Geflügelfleischherstellung und steht mit rund 300.000 t an zweiter Stelle beim Schweinefleischgeschäft in Russland. Das Unternehmen arbeitet zu 100 % mit eigenen Rohstoffen.
  • Rusagro kommt ursprünglich aus der Zucker-, Fette-Öle Branche. Die bewirtschaftete Fläche wird mit 500.000 ha angegeben. Die Schweinehaltung ist mit zwölf Standorten zu je 4.800 Plätzen dazu gekommen. Schlacht und Fleischaufbereitungsbetriebe sind angegliedert.

Erzeugerpreise sinken

Die russischen Schweinepreise kommen längst nicht mehr auf das Niveau von früher. 2014/2015 wurden noch umgerechnete Preise von 2,50 bis 3,50 €/kg SG erreicht. Heute bewegen sich die Notierungen nur noch selten über 1,80 €/kg (siehe Übersicht 3). Die hohe Selbstversorgung bei begrenzten Exportmöglichkeiten halten die Preise in Schach.

Russland ist nicht konkurrenzfähig

Neben den Problemen mit der unausgerotteten ASP, ist die Erzeugung global aktuell nicht konkurrenzfähig. Teure Stallbauten, hohe Aufwendungen für die ASP-Abwehr und wenig produktiver Personaleinsatz schwächen die Wettbewerbsfähigkeit. Wegen aktuell hohen Futtermittelpreise schreiben nicht wenige Produzenten zurzeit rote Zahlen.

So schnell wie in der Vergangenheit wird die russische Erzeugung nicht mehr steigen können. Im globalen Schweinefleischhandel wird Russland deshalb vorerst nicht zu den Großen wie USA, EU, Brasilien und Kanada aufsteigen.

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