Das westfälische Fleischunternehmen Reinert hat vergangene Woche angekündigt, Mitte Mai erstmals mit einer Wurstlinie auf den deutschen Markt zu kommen, die aus einer gänzlich freien Antibiotikaaufzucht von dänischen Schweinen stammt. Verärgert hat nun die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) auf den Vorstoß reagiert. Die ISN spricht von einer „Werbestrategie auf dem Rücken konventioneller Schweinehalter“.
Auch Fleisch von Schweinen, die mit Antibiotika behandelt worden seien, sei frei von Antibiotika, wenn es in der Ladentheke liege, stellte die ISN klar. Dafür sorgten in Deutschland strenge Mindestwartezeiten von der Behandlung bis zur Schlachtung, was engmaschig kontrolliert werde. Reinert gaukele eine heile Welt vor, in der Antibiotika nicht notwendig seien und nutze ganz bewusst die unbegründete Angst der Verbraucher vor Antibiotikarückständen im Fleisch aus, kritisierte die Interessengemeinschaft.
Wenn Tiere krank würden, müssten sie ohne Wenn und Aber behandelt werden, denn das gebiete allein der Tierschutz. „Deshalb ist der Verzicht auf die Antibiotikagabe als Markt- und Wettbewerbsargument nicht geeignet“, betont die ISN. Es sei nichts dagegen einzuwenden, die Haltungsbedingungen so zu verbessern, dass weniger Antibiotika eingesetzt werden müssten. Klar sei aber, dass in jedem Haltungssystem auch Tiere krank würden und behandelt werden müssten. Die Devise müsse deshalb lauten: „So viel Antibiotika wie nötig und so wenig Antibiotika wie möglich.“ Wie das gehe, hätten die deutschen Schweinehalter in den vergangenen Jahren eindrucksvoll gezeigt. Nach Angaben des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) ist der Antibiotikaverbrauch in der Tiermedizin von 2011 bis 2016 mehr als halbiert worden.