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Niedersachsen: „Wir kaufen für 100.000 € Zaunbaumaterial“

Niedersachsen ist die Veredlungshochburg Deutschlands. Beim Zaunbau ist man gut vorbereitet, erklärt Dr. Barbara Gottstein, Referatsleiterin für Tierseuchenbekämpfung im nds. Agrarministerium.

Lesezeit: 5 Minuten

Die ASP-Ausbrüche in Brandenburg und Sachsen beunruhigen die gesamte Branche. Wie gut ist Niedersachsen als nordwestdeutsche Veredlungshochburg auf einen möglichen ASP-Ausbruch vorbereitet?

Gottstein: Niedersachsen überprüft laufend seine ASP-Vorsorgemaßnahmen. Im Rahmen einer Übung am 8. Oktober 2020 wurde zum Beispiel das vom Land Niedersachsen angeschaffte Material zur Errichtung eines Wildtierschutzzaunes getestet. Dabei zeigte sich, dass das Material, das wir gekauft haben, geeignet ist, um bei einem ASP-Ausbruch zeitnah bestimmte Gebiete einzuzäunen und das Schwarzwild bis zu einem gewissen Grad im umzäunten Gebiet zu halten.

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In welchem Umfang bevorratet das Land Niedersachsen Zaunbaumaterialien?

Gottstein: Das Land Niedersachsen hat Material für die Errichtung eines mobilen Elektronzaunes mit einer Gesamtlänge von bis zu 50 Kilometern im zentralen Katastrophenschutzlager des Landes bei Hannover eingelagert. Eine detaillierte Liste, was genau im Lager vorhanden ist, liegt den zuständigen Behörden vor. Die Ergänzung des vorhandenen Materials wird laufend geprüft.

50 km Zaun sind für ein so ein großes Veredlungsland wie Niedersachsen nicht viel. Müssen die Bestände nicht dringend aufgestockt werden?

Gottstein: Dieser Zaun-Vorrat ist für den ersten Aufschlag zunächst ausreichend. Sofern weiteres Material gebraucht wird, wird dieses selbstverständlich schnell nachbeschafft.

"Niedersachsen hat Material für einen mobilen Elektronzaun mit einer Gesamtlänge von bis zu 50 km eingelagert"

In wie vielen Lagern wird das Material bevorratet? Sind die Lagerräume über das gesamte Land verteilt?

Gottstein: Das Material für die Errichtung eines mobilen Elektrozaunes wird zentral im Katastrophenschutzlager bereitgehalten und kann kurzfristig von den jeweils zuständigen Behörden angefordert werden. Zusätzlich haben einzelne kommunale Veterinärbehörden Zaunbaumaterial dezentral in örtlichen Krisenzentren eingelagert.

Wie viel Geld hat das Land Niedersachsen seit dem ersten ASP-Ausbruch in Deutschland in Zaunbaumaterial investiert? Zum Vergleich: NRW hat seit der Zunahme der ASP-Fälle in den deutschen Nachbarländern über 1 Mio. € investiert.

Gottstein: Für den Kauf von zusätzlichem Zaunbaumaterial wie Holzpfählen, Litzen, Kunststoffpfählen, Weidezaungeräten und Akkus werden bis zu 100.000 € bereitgestellt. Diese Summe ergibt sich unter anderem aus den Erkenntnissen der Zaunbauübung von Anfang Oktober. Ein Problem sind allerdings die langen Lieferzeiten von mehreren Wochen. Zudem müssen zuerst die von der ASP-betroffenen Regionen in Brandenburg und Sachsen beliefert werden.

100.000 € sind angesichts der großen Gefahr, die von der ASP ausgeht, nicht viel. Muss man hier nicht noch mal Geld „nachschießen“?

Gottstein: Auch Niedersachsen hat darüber hinaus mehrere Millionen in Sachmittel wie etwa Bergesets, Container und Probenmaterial investiert. Das Zaunmaterial ist nur ein Posten.

Aus welchem Material bestehen die Pfosten und der Draht?

Gottstein:Das beschaffte Material besteht aus Holzpfosten und Kunststoffstangen, die in festgelegten Abständen – 66 Meter Abstand Holzpfosten, und 4 Meter Abstand Kunststoffstangen – in den Boden gerammt werden. Dazwischen werden im Abstand von 20 Zentimetern vom Boden aus beginnend drei Drahtlitzen und eine Elektrolitze gespannt. Diese werden unter elektrische Spannung gesetzt. Der mobile Elektrozaun soll Wildschweine daran hindern, aus einem bestimmten Gebiet abzuwandern.

Ein Problem ist auch immer wieder die Absperrung von Feldwegen, Straßen usw. Wie will man in Niedersachsen sicherstellen, dass Wildschweine diese Lücken im Zaun nicht nutzen?

Gottstein:Eine hundertprozentige Sicherheit ist für die Migration von Wildschweinen durch offene Stellen in einem Zaun beziehungsweise in eingesetzten Toren leider nicht zu gewährleisten. Dennoch hat die Maßnahme ihre Berechtigung, um das Infektionsgeschehen einzudämmen

Aus Brandenburg gibt es Bilder, wo Wildschweine den Elektrozaun regelrecht niederrennen. Wieso ist man in Niedersachsen sicher, dass der Elektrozaun die Tiere zurückhält?

Gottstein: Diese Bilder können wir von hier aus nicht bewerten. Klar ist aber: Das hier beschaffte Material hat sich in der Vergangenheit als Wildschutzzaun bewährt.

"Im ASP-Fall steht dank einer Rahmenvereinbarung zwischen Veterinärbehörden und Landesverband der Maschinenringe ausreichend Personal für den Zaunbau zur Verfügung"

Wie schnell kann im Seuchenfall in Niedersachsen mit dem Aufstellen des Zauns begonnen werden?

Gottstein:Bevor ein Zaun errichtet wird, muss der Aufenthaltsort der infizierten Wildschweine möglichst genau identifiziert werden. Danach muss geprüft werden, ob ein Zaun eine sinnvolle Maßnahme darstellt, um das Geschehen einzugrenzen. Erst dann wird die zuständige Behörde den Zaunbau anordnen beziehungsweise festlegen, wo der Zaun genau verläuft. Das Aufstellen selbst kann in sehr kurzer Zeit erfolgen.

In Brandenburg klagen die Behörden über Personalmangel beim Zaunbau. Wie gut ist das Land Niedersachsen personell ausgerüstet, um den Zaunbau im ASP-Fall zügig zu stemmen?

Gottstein:Dank einer Rahmenvereinbarung zwischen den niedersächsischen kommunalen Veterinärbehörden und dem Landesverband der Maschinenringe steht kurzfristig ausreichend Personal zur Errichtung eines Zaunes zur Verfügung. Wie viele Personen dies genau sind, hängt von der anfordernden zuständigen Behörde ab und vom jeweiligen Bedarf.

Wer koordiniert den Zaunbau und wer überwacht das ordnungsgemäße Aufstellen?

Gottstein:Dafür ist die zuständige kommunale Veterinärbehörde verantwortlich, die die Restriktionszonen festlegt und entscheidet, wo das Kerngebiet eingerichtet und gegebenenfalls eingezäunt wird.

Welche weiteren ASP-Präventionsmaßnahmen ergreift Niedersachsen derzeit, um die Veredlungshochburgen zu schützen?

Gottstein:In Niedersachsen gibt es rund 5.300 Schweine haltende Betriebe, in den Ställen werden etwa 8,3 Millionen Tiere gehalten. Wir setzen deshalb viel Energie darauf, die Schweinehalter immer wieder auf die strikte Einhaltung der Biosicherheit auf den Betrieben hinzuweisen. Zudem wurde in Niedersachsen das ASP-Früherkennungsprogramm auf den Weg gebracht. Danach haben Schweine haltende Betriebe die Möglichkeit, bestimmte Untersuchungen im Vorfeld eines Seuchenausbruches durchzuführen. Allerdings hat jeder Tierhalter vorher zu prüfen, ob er die Auflagen auch erfüllen kann.

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