Die Fachkommission Viehwirtschaft des Schweizer Bauernverbandes (SBV) hat auf Antrag des Schweinezucht- und Schweineproduzentenverbandes Suisseporcs entschieden, in der einheimischen Tierzucht beim Basisprogramm von „QM Schweizer Fleisch“ auf das Hormon Pregnant Mare Serum Gonadotropin (PMSG) zu verzichten. Die am Montag vergangener Woche (2.5.) getroffene Entscheidung gilt ab dem 1. September 2022 für jegliches Fleisch von „QM Schweizer Fleisch“, einem Programm mit einer fast vollständigen Marktabdeckung.
Gewinnung unter tierquälerischen Bedingungen
PMSG aus dem Blut tragender Stuten gewonnen und dient in einzelnen Fällen dazu, Fruchtbarkeitsprobleme bei Schweinen zu behandeln. Der Bauernverband führt als Grund für den Verzicht an, dass die Bereitstellung des Hormons nach wie vor unter für die Stuten tierquälerischen Bedingungen erfolge. Der Wechsel der Herkunft des Hormons von Südamerika nach Europa habe nicht die erhoffte Verbesserung gebracht.
Verbot gilt für 95 % aller Schweinehalter
Der beschlossene Verzicht auf PMSG ist für rund 95 % der Schweizer Tierhaltungsbetriebe verbindlich und der Einsatz des Hormons für alle Tierkategorien verboten. Der SBV wird nun die entsprechende Information an die Tierärzte weitergeben, damit diese das Hormon nicht mehr verschreiben. Die Einhaltung der neuen Auflage soll ab 2023 kontrolliert werden.
Tierschützer fordern auch für Deutschland ein Verbot
Unterdessen werden auch in Deutschland Stimmen laut, von politischer Seite gegen die Gewinnung und den Einsatz von PMSG vorzugehen. Per Dringlichkeitsbrief wandten sich die Animal Welfare Foundation (AWF) und der Deutsche Tierschutzbund an Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir, sich für ein Verbot der Produktion, des Imports und der Anwendung des Hormons einzusetzen. Das Europäische Parlament hatte bereits im Oktober 2021 mit großer Mehrheit von der EU- Kommission und den Mitgliedstaaten gefordert, hier aktiv zu werden.
Produktions- und Importverbot
Ein nationales Produktionsverbot in Deutschland ist aus Sicht der Tierschützer dringend angezeigt, da auf dem Gestüt Meura in Thüringen wiederholte großvolumige Blutentnahmen bei trächtigen Stuten zur PMSG-Gewinnung erfolgten. Auch ein Importverbot für PMSG sei nötig, da das Hormon in Südamerika und Island unter tierquälerischen Bedingungen gewonnen werden.