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Strohschweine im Süden: Eine Chance für Betriebe?

Vor allem in Süddeutschland fragen immer mehr Vermarkter und Lebensmittelhändler nach Strohschweinen. Wir haben die Auflagen und Preise mehrerer Programme unter die Lupe genommen.

Lesezeit: 6 Minuten

Die ASP, die Coronapandemie und der Ukrainekrieg haben in Verbindung mit den Diskussionen um Tierwohl und den gesetzlichen Verschärfungen die Schweinehaltung in Deutschland in eine existenzielle Krise gestürzt. „Welche Perspektiven haben wir und wo lohnt es sich noch, zu investieren“, fragen sich Schweinehalter.

Ein Bereich, in dem die Nachfrage zuletzt gestiegen ist, sind Tierwohlprogramme. Dazu zählen auch Vermarktungsinitiativen, die Einstreu für die Schweine vorschreiben. Viele davon laufen in Süddeutschland. Das mit Abstand wichtigste und anspruchsvollste Programm abgesehen von Bio ist das Hofglück-Programm der Edeka Südwest. Es entspricht der Haltungsform (HF) 4 und unterliegt den Kriterien der Premiumstufe des Tierschutzlabels des Deutschen Tierschutzbundes.

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Festpreis bei Hofglück

Vorgaben sind unter anderem ein doppelt so hohes Platzangebot wie gesetzlich vorgeschrieben, eine eingestreute Liegefläche, ein Auslauf und Langschwänze. Zudem müssen die Ferkel aus Betrieben stammen, die die Hofglück-Richtlinien erfüllen. Eine Besonderheit ist, dass die Edeka Südwest den Programmbetrieben eine zehnjährige Abnahme vertraglich zugesichert hat.

Nach Angaben von Hofglück-Betrieben zahlt die Edeka Südwest einen Festpreis von 2,15 €/kg Schlachtgewicht. Übersteigt die VEZG-Notierung einen Schwellenwert, steigt der gezahlte Festpreis entsprechend. In Zeiten „normaler“ Futterkosten hat dieser den Mehraufwand der Betriebe in etwa abgedeckt. Weil zugleich der Absatz in den Edeka-Filialen zunahm, stieg die Zahl der vermarkteten Schweine auf 1.800 pro Woche.

Bei den aktuellen Futterkosten ist die Mast aber nicht mehr kostendeckend, sodass eine Erhöhung des Festpreises notwendig wäre. Laut Edeka ist der Absatz von Hofglück-Fleisch derzeit stabil, neue Betriebe werden aber nicht aufgenommen.

Mit festen Zuschlägen arbeiten die Programme von Edeka Südbayern und Rewe. Basis ist bei beiden HF 3, wobei beim Rewe-Programm die eingestreute Fläche etwas größer ist. Beide Programme sollen laut Handel weiter ausgebaut werden.

Die IG Bayerisches Strohschwein vermarktet die Tiere ausschließlich an Metzger, Gastwirte und Kantinen. Corona hat den Absatz hier gebremst. Neue Betriebe werden aktuell nicht gesucht.

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R E P O R T A G E

Mast in der Maschinenhalle

Werner Mergner hat in einer 12 m breiten Halle fünf Mastabteile auf Tiefstreu eingerichtet. Sein Abnehmer Schillerfleisch zahlt für die Tiere einen Aufschlag von 45 ct/kg Schlachtgewicht.

Als der Fleischverarbeiter Schillerfleisch aus Hof vor zwei Jahren Tiere für das Strohschweinprogramm von Rewe suchte, überlegte Werner Mergner (61) nicht lange, ob er sich beteiligen sollte. Denn der Landwirt aus Köditz in Oberfranken mästete zu diesem Zeitpunkt bereits 150 Schweine auf Tiefstreu in einer ehemaligen Maschinenhalle. Und er würde einen Zuschlag von ca. 45 ct/kg erhalten, der seinen hohen Aufwand erstmals entlohnte.

Die Platz- und Strohvorgaben des Programms erfüllte er bereits. Lediglich die Fütterung musste er noch auf „ohne Gentechnik“ umstellen. Da ihm sein Abnehmer einen Mehrjahresvertrag anbot, richtete er in einem angrenzenden Hallenabteil, in dem bisher seine Mutterkühe untergebracht waren, zwei weitere Abteile für jeweils 50 Tiere ein. Alle Abteile sind jeweils 5 m breit und 12 m lang.

Pro Abteil hat Werner Mergner zwei Breifutterautomaten installiert, die über einen Rohrkettenförderer versorgt werden. Zudem hat er einige Abteile mit alubeschichteten Dämmplatten isoliert, in den anderen hat er die Decke unterhalb der Trapezbleche mit Brettern verschalt. Darunter hat er eine Vliesschicht angebracht, die das Tropfwasser auffängt. Größere Investitionen waren eine Festmistplatte für 20000 € und ein Teleskoplader für 80000 € zum Transportieren des Strohs und zum Entmisten.

700 g Stroh pro Tier und Tag

Der Landwirt streut die Abteile täglich ein und entmistet sie erst am Ende jedes Durchgangs. Die tägliche Strohmenge liegt deshalb mit 700 g pro Tier und Tag relativ hoch. „Damit die Tiere im hinteren Teil der Bucht abkoten, entferne ich zu Beginn der Mast den Kot im vorderen Bereich der Bucht, wo die Futterautomaten stehen“, sagt der Landwirt. Und es sollte so eingestreut sein, dass der Kot immer abgedeckt ist.

Nach Mergners Beobachtung fühlen sich die Mastschweine auf Tiefstreu wohl. Sie erreichen ca. 800 g Tageszunahmen und 58 bis 59% Magerfleischanteil. Allerdings brauchen die Tiere mehr Futter, weil sie sich viel bewegen.

Weil die Mast rundläuft, überlegen Werner Mergner und sein Sohn Wolfgang, einen neuen Stall zu bauen. „In einer Neubausituation würde der Zuschlag die Mehrkosten aber wahrscheinlich nicht decken“, bremst Werner Mergner. Außerdem würde er nur dann investieren, wenn er eine langfristige Abnahmesicherheit hätte.

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Neuer Strohstall für Edeka

Sauenhalter Hans Hilz hat 540 Mastplätze neu gebaut, nachdem er die Vermarktung über das Strohschwein-Programm der Edeka Südbayern abgesichert hat.

Wir wollten den größten Teil unserer Ferkel selbst mästen, damit mehr Wertschöpfung bei uns bleibt“, erklärt Sauenhalter Hans Hilz (35) aus Arnstorf in Niederbayern, warum er in die Mast investiert hat. Mit 100 Sauen im Wochenrhythmus kommt er nur auf Partiegrößen von 50 Ferkeln, sodass der Direktabsatz an Mäster immer schwieriger wurde. Zudem habe ihn auch der Ferkelstau viel Geld gekostet.

Als die Erzeugergemeinschaft Südbayern für das Premium Strohschweine-Programm der Edeka Südbayern weitere Vertragslieferanten suchte, entschloss sich Hans Hilz, einen Strohstall zu bauen. Zum Betrieb, den er mit seinen Eltern Johann und Charlotte führt, gehört auch eine Gaststätte, in der die Familie mit Schweinefleisch aus eigener Produktion wirbt. „In einem offenen Stall mit Einstreu können wir unseren Gästen die Schweinehaltung besser zeigen“, ist der Schweinehalter überzeugt.

Zwei Gebäude mit 270 Plätzen

Wegen der Hanglage errichtete er nebeneinander zwei gleiche Ställe mit jeweils 270 Plätzen. Die Südseiten der Ställe sind offen und über Curtains verschließbar. Die Nordseiten sind im oberen Bereich nur mit Windschutznetzen geschützt.

Vom Versorgungsgang an der Nordseite der Gebäude streut Hans Hilz die Liegebereiche der Buchten ein. Die Liege und Fressbereiche mit je vier Futterautomaten sind planbefestigt, der Bewegungsbereich ist als Spaltenboden mit Unterflurschieber ausgeführt.

Sparen konnte Hans Hilz, weil er vor einem Jahr noch günstig Rundholz zukaufen und daraus mit einer mobilen Säge alle Balken und Bretter für die Dachkonstruktion schneiden konnte. Verteuert haben den Stall v.a. die Emissionsauflagen. So musste er eine 1.000 m3 große Güllegrube mit Deckel bauen und auch die bestehende Grube abdecken. Zudem wurde er verpflichtet, pro Stall ein Abluftsystem mit je zwei Kaminen einzubauen, was ihn allein 40.000 € kostete. Schließlich musste er für die Standortfestlegung ein Emissionsgutachten erstellen lassen.

Die Baukosten betrugen rund 1.100 € pro Platz. Davon konnte er rund 25% der förderfähigen Kosten als Zuschuss abziehen.

Der Landwirt hat im Mai die ersten Ferkel eingestallt. Er hofft nun, dass der Stall rundläuft und der Zuschlag seine Erzeugungskosten deckt.

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