Wegen der Afrikanischen Schweinepest haben die Behörden seit 2020 entlang der Oder und Neiße über 1.000 km Schutzzäune errichtet, die auf mehrere Jahre angelegt sind. Zudem wurden Jagdzeiten und -praktiken bei der Wildschweinjagd geändert.
Aus Sicht von NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger ist die ASP heute bereits endemisch. Er kritisisert die Maßnahmen: "Die Zäune haben nicht nur ihre gewünschte Wirkung verfehlt - sie sind auch enorm schädlich für unser Ökosystem. So durchtrennen sie angestammte Wildwege und verursachen als ökologische Barrieren erhebliche Schäden für Tier, Natur, Artenvielfalt."
Wissenschaft statt Aktionismus
Um weiteren Schaden für Natur und Umwelt zu vermeiden, fordert der NABU den sofortigen Rückbau der langfristig angelegten, großräumigen Zäunungen. Mit Blick auf die Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest fordert der Umweltverband einen Lösungsansatz auf Grundlage wissenschaftlicher Fakten.
"Die aktuellen Maßnahmen sind nicht verhältnismäßig und müssen dringend auf den Prüfstand. Das Wildschwein darf nicht länger Sündenbock für eine einseitige Agrarpolitik sein. Vielmehr muss verstärkt auf Früherkennung und Kontrollen zur Einhaltung der Hygieneverordnung gesetzt werden. Die Kapazitäten von Veterinärämtern müssen dringend erhöht und ihr Fokus auf die menschlichen Einfuhr- und Übertragungspfade gelegt werden", so Krüger weiter.
Der Mensch ist das Problem
Mittlerweile werden sogar Truppenübungsplätze eingezäunt. Das Eintragsrisiko wurde damit jedoch nicht reduziert. Stattdessen zeigen aktuelle Fälle von ASP in Hausschweinbeständen deutlich: Nicht das Wildschwein ist das Problem - es ist der Mensch.
"Die kostspieligen auf Jahre angelegten Zäune blenden den eigentlichen Konflikt aus und verfehlen ihr Ziel. Werden Biosicherheitsstandards eingehalten, spielt das Wildschwein kaum eine Rolle. Das Risiko geht hier fast ausschließlich vom Menschen aus", sagt Artenschutzreferent Sebastian Kolberg. "Die Verantwortung für die seuchenhygienische Absicherung liegt vor allem bei den Betrieben, nicht bei der Allgemeinheit."
Mit seinem Standpunktepapier möchte der NABU nun für Klarheit sorgen und den eigentlichen Kern des Konflikts aufzeigen. Ziel ist es, noch größeren Schaden für die Natur abzuwenden.