Das Bundeslandwirtschaftsministerium stimmt zurzeit den Entwurf der Allgemeinen Verwaltungsvorschrift (AVV) zur Ausweisung der roten Gebiete mit den Ländern und den Verbänden ab. Geht der Entwurf in die richtige Richtung?
Stefan Köhler: Der Entwurf hat noch jede Menge Ecken und Kanten. Das zeigt allein die elfseitige Stellungnahme des Bayerischen Bauernverbandes (BBV). Prinzipiell ist wichtig, dass mit der Binnendifferenzierung künftig rote Gebiete genauer als bisher abgegrenzt werden müssen.
Sie kritisieren, dass für die vorgesehenen Regionalisierungsverfahren die Messnetzdichte in Bayern zu gering ist. Reicht die versprochene Aufstockung von 600 auf 1500 Messstellen aus?
Köhler: Entscheidend ist nicht allein die Anzahl der Messstellen, sondern deren Aussagekraft. Landwirte dürfen nicht wegen fehlender Messwerte und irgendwelcher Annahmen in Sippenhaft genommen werden. Zum Teil liegen zwischen Messstelle und den von Auflagen betroffenen Landwirten 50 km. Das ist fast so, wie wenn man in Landshut ein Fahrverbot verhängt, weil in München zu hohe Feinstaubwerte gemessen werden.
Warum liefern die vorgesehenen Modelle zur Berechnung des N-Saldos aus Ihrer Sicht keine für Bayern verwertbaren Daten?
Köhler: Für das Modell AGRUM DE liegen verschiedene Eingangsparameter nur auf Bundes- oder Landesebene vor – ohne jeden Hinweis auf die regionale Verteilung. Das gilt z.B. auch für den Mineraldüngereinsatz, der bis auf die Gemarkungsebene heruntergebrochen werden soll. Dazu kommt, dass die Höhe des Mineraldüngereinsatzes als Differenz aus theoretisch möglicher Düngung nach Bedarfsermittlung und organischer Düngung unterstellt wird. Dabei bleibt unberücksichtigt, dass ein Landwirt nicht immer die über die Bedarfsermittlung errechnete Mineraldüngermenge voll ausschöpft.
Der BBV unterstützt die Gründung von Interessengemeinschaften in roten Gebieten. Warum?
Köhler: Überall, wo im Verfahren zu den roten Gebieten Unklarheiten bestehen, die die Behörden nicht nachvollziehbar auflösen können, bietet es sich an, Interessengemeinschaften zu gründen. Wir wollen diese Gruppen unterstützen und betreuen. Wichtig ist, dass sich Landwirte mit der konkreten Gewässersituation vor Ort befassen. Aktuell sammeln wir im BBV Messwerte und Daten, die dann als Stütz- oder Prüfwerte bei der neuen Abgrenzung der roten Gebiete herangezogen werden können.
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von Josef Schmid
Betriebliche Daten
Der BBV hat sich bisher stets gegen Hoftorbilanzen gewehrt. Diese betrieblichen Daten wären wesentlich geeigneter als jede Binnendifferenzierung der Roten Gebiete, die Verursacher von Nitratüberschüssen festzustellen. Diese Überschüsse von ca. 80 kgN/Ha sind zweifellos vorhanden, ... mehr anzeigen wenn man die in D ausgebrachten N-Mengen den Erntemengen gegenüberstellt. Damit geben deutsche Landwirte pro Jahr ca 1,6 Mrd unnötig für N-Dünger aus. weniger anzeigen
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von Harald Finzel
"Der BBV unterstützt die Gründung von Interessengemeinschaften in roten Gebieten"
Es ist schon sagenhaft, wie der BBV vom eigenen Versagen ablenkt. Der BBV hat sieben (!) Jahre seit Bekanntwerden der Nitratlüge verschlafen, und meint nun, ein paar IGs sollten seine Arbeit machen? Für was bezahlen zigtausende Bauern eigentlich BBV-Beiträge? Wäre ich BBV-Funktionär, ... mehr anzeigen würde ich mich schämen angesichts dieses Totalversagens! Herr Heidl, treten Sie endlich zurück. Und nehmen Sie den Rest Ihrer "Präsidenten" gleich mit! weniger anzeigen
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