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Leicht und spritzig

Lesezeit: 8 Minuten

Selbstfahrende Pflanzenschutzspritzen sind teuer und brauchen eine hohe Auslastung. Der kompakte Agribuggy von Kellands verschiebt diese Grenze etwas nach unten. Wir konnten das englische Leichtgewicht in der letzten Saison ausprobieren.


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Selbstfahrer beim Pflanzenschutz sind nach wie vor auf dem Vormarsch. Dass ihre Zahl im Vergleich zur gezogenen Technik trotzdem noch gering ist, liegt vor allem an der Auslastung und den Flächengrößen, die die teuren Selbstfahrspritzen für einen wirtschaftlichen Einsatz benötigen.


Die Lücke zwischen den Anhängespritzen und den großen Selbstfahrern könnte ein kleiner, etwas günstigerer Selbstfahrer wie der Agribuggy von Kellands schließen. In England sind solche leichten Maschinen deutlich gängiger. Seit diesem Jahr vertreibt der niederländische Importeur Pool Agri die Technik mit 2700 l großem Spritztank und bis zu 30 m breitem Gestänge im deutsprachigen Raum. Und nachdem die Briten ihrem Buggy ein umfangreiches Update verpassten, haben wir die selbstfahrende Spritze mit ihrer umfangreichen Serienausstattung für rund 185000 € zzgl. MwSt. getestet.


Um auch die Systemfrage zu klären, haben wir das auf einem Betrieb getan, der sonst eine Anhängespritze mit 3000 l und 24 m-Gestänge auf Flächengrößen zwischen 2 und 10 ha und einer Gesamteinsatzfläche von 1800 ha pro Jahr (300 ha bewirtschaftete Ackerfläche, 6 Durchfahrten für Pflanzenschutz und Flüssigdüngung) einsetzt.


Viel Platz im Buggy:

Klein, leise und wendig kommt der Kellands-Selbstfahrer daher – das ist der erste Eindruck, den man vom Agribuggy gewinnt. Umso erstaunlicher ist da das Platzangebot in der Kabine. Selbst groß gewachsene Fahrer finden in dem drei Kubikmeter großen Führerhaus mehr als ausreichend Platz, wenn sie es sich auf dem luftgefederten Sitz bequem gemacht haben. Da kann man es bei einer Pflanzenschutzspritze verkraften, dass der Beifahrersitz etwas kleiner ausfällt.


Die Grundmaße der Kabine ermöglichen satte 9 m2 Fensterfläche. Die gewölbte Frontscheibe ist getönt, zusammen mit den elektrisch verstellbaren Spiegeln hat der Fahrer hier eine rundum gute Sicht. Im Vergleich zur Anhängespritze ist der Blick auf die Gestängemitte beim Selbstfahrer etwas eingeschränkter. Das liegt an dem größeren Abstand, den man vom Schlepper aus auf das Spritzgestänge hat.


Sämtliche Bedienelemente sind beim Agribuggy in die rechte Armlehne integriert, lediglich das Radio und die Klimaanlage sitzen oben im Kabinenhimmel. Die Klimaautomatik funktionierte bei unserem Testkandidaten noch nicht richtig, das Problem ist aber mittlerweile behoben. Vorn an der Armlehne sind zwei Monitore montiert. Die untere Digitalanzeige ist für die Einstellungen und Überwachung des Fahrzeugs, der obere Touchscreen ist ausschließlich für das Spritzsystem von TeeJet. Nettes Detail: Löst man die elektronische Parkbremse, schwenkt der Tritt zur Kabine automatisch hoch.


Schlaues Lenken:

Als größter Vorteil eines Selbstfahrers werden immer seine Wendigkeit und die damit verbundenen geringen Kulturschäden genannt. Das können wir für den Agribuggy mit seiner variablen Lenkung nur bestätigen. Neben einer reinen Vorderradlenkung für die Straßenfahrt sind noch eine Vierradlenkung sowie das Fahren im Hundegang möglich.


Sehr gut gefallen hat uns die automatische Stabilisierung in der Fahrgasse, bei der die Hinterräder erst ab einem Lenkeinschlag von über 10 Grad aktiv mitlenken. Kleine Korrekturen führen so nicht gleich zu einem Schlenker, am Vorgewende steht aber die gewohnte Wendigkeit mit allen vier Rädern zur Verfügung. Auch rückwärts lässt sich der Brite präzise in die Ecken navigieren. Hier spart man im Vergleich zur angehängten Spritze Zeit und beschädigt deutlich weniger Pflanzen.


Die bei unserem Test montierten Reifen der Größe 270/95 R38 boten dank des permanenten Allradantriebes immer ausreichend Traktion. Und die brauchten wir im Frühsommer 2016 nach der langen Regenphase vor allem im Mais. Sollte es dennoch einmal knapp für den Buggy werden, kann man noch ein Sperrdifferenzial zuschalten. Auch hier hat der Agribuggy, vor allem durch sein geringes Gewicht, deutliche Vorteile gegenüber einem Gespann aus Traktor und Anhängespritze, denn damit war das Spritzen zu diesem Zeitpunkt unmöglich.


Für Einsätze auf Grünland oder im Vorauflauf gibt es auch Breitreifen für die mechanisch verstellbare Achse. Bei unserem Buggy war die Spur auf 1,65 Meter eingestellt, sodass wir über zwei Reihen Mais fahren konnten. Maximal sind bis zu 2 m Spurweite möglich. Eine hydraulische Spurverstellung aus der Kabine ist für den Agribuggy aber nicht vorgesehen.


Spritsparer:

Angetrieben wird der Brite von einem 2,8 l-Vierzylinder von Cummins mit 148 PS. Zur Erfüllung der Abgasnorm Tier IV ist außerdem ein SCR-Kat verbaut, neben 95 Liter Kraftstoff hat die Spritze 15 l AdBlue an Bord. Das reicht tatsächlich für einen Tag. Wir haben je nach Flächenleistung zwischen 6 und 7 Liter Diesel pro Stunde verbraucht – sehr gute Werte.


Seine Kraft überträgt der Motor über ein ZF-Getriebe mit Wandler direkt und mechanisch auf die Achsen – einen Hydrostaten gibt es im Agribuggy also nicht. Insgesamt stehen acht Vorwärts- und vier Rückwärtsgänge zur Verfügung, wobei sich Vorwärts nur jeweils vier Gänge in den Gruppen „Arbeit“ und „Straße“ unter Last schalten lassen. Der Gruppenwechsel sowie leider auch das Wechseln der Fahrtrichtung sind nur im Stillstand und bei getretener Fußbremse möglich. Vor allem auf kleinen Flächen kosten diese Schaltpausen etwas Zeit, eine lastschaltbare Wendeschaltung wäre für einen Selbstfahrer natürlich die elegantere Lösung.


Obwohl nur zwei Gänge den Hauptarbeitsbereich zwischen 5 – 12 km/h abdecken, sind wir beim Spritzen durch leichtes Anpassen der Motordrehzahl zurecht gekommen. Bei Straßenfahrt schaltet die Elektronik die Gänge automatisch, während der Arbeit kann ein Wechsel in den manuellen Modus sinnvoll sein um das Springen zwischen zwei Gängen zu unterbinden. Die Kombination aus Blatt- und Schraubenfedern sowie zusätzlichen Stoßdämpfern vorne sorgt übrigens für einen ausgezeichneten Fahrkomfort.


Besser durch die Pumpe:

Über dem Motor sitzt der Klarwassertank (280 l), dahinter ist auf dem Rahmen der glasfaserverstärkte Spritztank (2700 l) verbaut. Für beide gibt es eine außenliegende Füllstandsanzeige. Kompliziert ist das Befüllen, wenn das Wasser nicht von der Pumpe sondern von oben in den Tank befördert wird. Einen Aufstieg oder ähnliches gibt es leider nicht, was nicht nur das Fremdbefüllen erschwert, sondern auch eine Sichtkontrolle in den Brühebehälter fast unmöglich macht.


Mit dem mitgelieferten Saugschlauch klappt das Befüllen hingegen zügig. Die hydraulisch angetriebe Kolbenmembranpumpe fördert 274 l/min (optional 330 l/min) und lässt sich über einen Kippschalter am Einstieg zur Kabine aktivieren. Auch die Drehzahl kann man zum anschließenden Einspülen bequem von draußen verändern.


Auf der linken Maschinenseite befindet sich das Einspülzentrum. Hinter der Motorhaube gibt es ein Staufach für die persönliche Schutzausrüstung. Unterhalb der gut gekennzeichneten Saug- und Druckamatur sitzt die 30 l fassende Einspülschleuse. Mit einem etwas hackeligen Fußpedal entriegelt und schwenkt man sie nach unten.


Anders als bei vielen anderen Herstellern gibt es lediglich eine Düse zum Rühren im unteren Bereich, aber keine Ringleitung. Mit nur rund 10 l/min ist die Spülleistung dieser Düse leider etwas knapp. Für das Reinigen der Kanister und der Schleuse gibt es zusätzlich eine Waschlanze die sich mit einem Kipphebel aktivieren lässt. Die Hebel an der Schleuse sollten aber noch deutlicher markiert sein. Abgesaugt wird anschließend wie gewohnt durch das Injektor-Prinzip – hier passt die Leistung. Nur der Kugelhahn zum Absaugen sitzt leider etwas zu tief direkt unter der Einspülschleuse. Die Intensivrühr-Funktion vermengt die Brühe im Tank zügig. Eine kontinuierliche Innenreinigung hatte unsere Spritze zwar noch nicht, ist aber in Plan. Und den fehlenden Ablagekorb für Spritzmittelkanister rüstet der Importeur auf Wunsch nach.


Stabiles Gestänge:

Auf dem Feld angekommen, muss man die beiden zweiteilig geklappten Ausleger noch horizontal ausrichten, Markierungen an den Zylindern helfen dabei. Die Höhenführung sowie die hydraulische Neigungsverstellung des maximal 30 m breiten Aluminiumgestänges sind dann über einen, leider nicht proportionalen, Kreuzsteuerhebel möglich. Eine automatische Gestängeführung soll es in Zukunft zumindest optional geben – das würde die Arbeit erleichtern. Schön wäre auch eine Klappautomatik, denn derzeit ist eine Fehlbedienung beim Ablegen des Gestänges möglich.


Die jeweils letzten zwei Meter der Ausleger haben eine mechanische Anfahrsicherung, eine Feder zieht den Ausleger automatisch wieder in Position. Vorbildlich geschützt sitzen die Mehrfachdüsenstöcke für bis zu drei Düsen im Gestänge. Die bis zu neun Teilbreiten (serienmäßig 7) des umlaufenden Systems werden pneumatisch geschaltet. Durch Umstecken der Luftschläuche kann man sich die Unterteilung individuell zusammenstellen, demnächst soll es für den Agribuggy auch eine elektrische Einzeldüsenschaltung geben. Für die Außenreinigung des Gestänges hat der Agribuggy serienmäßig einen Mini-Hochdruckreiniger mit Schlauchtrommel an Bord.


Immer mit Section Control:

Im Spritzsystem von TeeJet lassen sich bis zu fünf Ausbringmengen hinterlegen, die man nacheinander anwählen kann, das prozentuale Verändern der jeweiligen Menge ist jederzeit möglich. Über den Fahrhebel aktiviert man neben der Auswahl der Fahrtrichtung und des Arbeitsganges auch die Düsen.


Angenehm ist das Arbeiten im GPS-Modus, die automatische Teilbreitenschaltung ist beim Agribuggy sogar Serie. Eine Karte im TeeJet-Computer färbt die bereits behandelte Fläche ein und errechnet nach der ersten Feldumrundung auch die Schlaggröße. Eine zusätzliche Parallelfahrhilfe zeigt nach dem Aufzeichnen einer AB-Linie den Abstand zur nächsten Fahrspur an – hilfreich in Kulturen ohne Fahrgassen oder auf dem Grünland. An einer komplett deutschen Menüführung sowie der Übersetzung der Bedienungsanleitung arbeiten Kellands und TeeJet bereits.


Lars Beckereit, Jan-Martin Küper

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