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Energierüben: Turbo für den Fermenter

Lesezeit: 9 Minuten

Mittlerweile bauen Landwirte rund 30 000 ha Rüben für Biogas an – Tendenz stark steigend. Die Technik für Ernte, Reinigung und Lagerung ist weitgehend ausgereift.


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Betriebsleiter Klaus Parr will auf Rüben im Substratmix nicht mehr verzichten. „Die Vollkosten für unseren Rübenbrei liegen bei 32 bis 35 €/t. Mais ist in unserer Region sogar teurer“, erklärt der Agraringenieur. „Zudem konnten wir dadurch den Maisanteil von 30 auf 20 % senken und somit unsere Fruchtfolge auflockern.“


Zusammen mit Geschäftsführer Dr. Thomas Pitschmann bewirtschaftet Parr das landeseigene Gut Dummers­torf in Mecklenburg-Vorpommern. Seit zwei Jahren setzen sie Rübenbrei in einer 340 kW-Biogasanlage ein. Energie­rüben als Biogassubstrat bieten aus ihrer Sicht zudem folgende Vorteile:


  • Weil die Rübe vor allem aus direkt fermentierbaren Kohlenhydraten besteht, ist sie in weniger als 15 Tagen im Fermenter abgebaut (Mais braucht etwa 90 Tage). Mit Rüben lässt sich die Biogas­anlage einfach und schnell „steuern“.
  • Rüben verbessern die Gasausbeute der anderen Substrate.
  • Rübenbrei senkt den TS-Gehalt des Gärrests (im Betrieb von 5,5 auf 4,5 %). Das ermöglicht den Einsatz von mehr festen Einsatzstoffen, wie z. B. Mist.
  • Nebeneffekt für Gut Dummerstorf: Sie setzen ca. 5 % Rübenbrei in der Milchviehfütterung ein.


Immer interessanter werden Rüben im Substratmix auch wegen der Greening-Auflagen. Wer die Greening­-Prämie von 90 €/ha nicht aufs Spiel setzen will, muss ab dem Jahr 2015 drei Fruchtarten anbauen (gilt ab 30 ha Fläche). Zudem beschränkt das EEG 2012 den Maisanteil in der Ration von Neuanlagen auf maximal 60 %.


Welche Erträge sind drin?

„Auf unseren Lösslehmböden ernten wir in unserer Region rund 75 t/ha Rüben bei 17 bis 18 % Zucker“, erklärt Landwirt Albin Wolz, der in Rimpar bei Würzburg zusammen mit seinem Partner Helmut Emmerling eine 500 kW-Anlage betreibt. „In die Biogasanlage kommen bei uns die „Herrgottsrüben“, also die Rüben, die nach Erfüllung der Quote übrig­bleiben.“ Seit einigen Jahren kauft die Biogasanlage auch Rüben von Nachbarbetrieben zu. Diese dürfen dann aber nicht mehr als 25 €/t kosten.


Klaus Parr erntet auf seinem mecklenburger Standort knapp 60 t/ha Rüben. Der Maisertrag liegt wegen der kühlen Temperaturen meist bei 40 t/ha (33 % TS). „Wegen der teils großen Ertragsunterschiede ist die Rübe als Substrat für uns sehr interessant“, so Parr. „Zudem streuen wir dadurch das Anbaurisiko.“ Für die Biogasanlage bauen sie 30 ha Rüben an, weitere 25 ha erzeugen sie im Rahmen der Quote für die Zuckerfabrik.


Generell kann man bei Energierüben noch die Ertragszuwächse bis spät in den Herbst nutzen. Das geht bei frühen Lieferterminen von Rüben zur Zuckerproduktion dagegen nicht. Daher sind auf guten Standorten bei passender Witterung durchaus auch Erträge von 80 t/ha und mehr möglich.


Starke Sorten wählen:

„Voraussetzung für hohe Erträge ist eine sorgfältige Sortenwahl. Dabei gilt Folgendes: Die besten Zuckerrübensorten mit höchsten Zucker- und TM-Erträgen sind auch die besten Energierüben. Futterrüben sind dagegen wegen zu niedriger TS-Gehalte (oft unter 16 %), eingeschränkter Krankheitstoleranzen und höherer Rohaschegehalte nicht geeignet. Das zeigen Versuche des Instituts für Zuckerrübenforschung (IfZ) in Göttingen.


Außerdem sind die Toleranzen oder Resistenzen der Sorten gegenüber Krankheiten und Schädlingen wichtig. So besteht z. B. bei gemeinsamem Anbau von Mais und Rüben in der Fruchtfolge die Gefahr von Befall mit Später Rübenfäule (Rhizoctonia). In intensiven Rübenanbaugebieten spielen zudem Rübenzysten-Nematoden eine immer größere Rolle.


Weiterhin empfiehlt es sich, Sorten mit gering ausgeprägter Wurzelrinne und eher schlankem Rübenkörper auszuwählen. Denn diese lassen sich bei geringerem Erdanhang besser roden. Auf niedrige Standardmelasseverluste (SMV) müssen Sie – anders als bei Rüben für die Zuckerproduktion – bei Energierüben nicht achten.


Welche Sorten sich zur Biogasproduktion eignen, hat das IfZ im Sortenleistungsvergleich Biomasse 2012 ermittelt. Die höchsten Erträge brachten demnach die einjährig geprüften Sorten Artus, Annika KWS und Susetta KWS. Mehrjährig brachten z. B. Benno, Kleist und Sabrina KWS gute Ertragsergebnisse.


Reine Biomasse-Rüben eignen sich nicht zur Anlieferung in die Zuckerfabrik, weil deren Züchtungsprogramme keine Qualitätsmerkmale berücksichtigen.


Das Rübensaatgut können Sie – wie beim Anbau von Vertragsrüben – bei den Zuckerfabriken bestellen. Das ist z. B. über ein Formular im Internet möglich. Dort finden Sie auch Preisangaben. Der Versand erfolgt per Post oder Paketdienst. Alternativ können Sie das Saatgut bestimmter Sorten auch bei den Züchtern direkt beziehen.


Der Anbau von Energie- und Zuckerrüben ist ähnlich. Einige Berater empfehlen speziell für Biogasrüben niedrigere Bestandesdichten von etwa 80 000 bis 85 000 Pflanzen/ha. Um die ­Erträ-ge zu steigern, erhöhen viele Landwirte den N-Sollwert um 10 bis 20 kg/ha.


Verlustarme Ernte:

Um viel Biomasse je ha zu roden, achtet Klaus Parr auf ein möglichst verlustfreies Roden. Denn im schlimmsten Fall können die Rodeverluste bis zu 30 % betragen, wie eine Umfrage des „Landwirtschaftlichen Informationsdienstes Zuckerrübe“ ergeben hat. Zu tief oder schräg geköpfte Rüben kosten ebenso Ertrag wie Wurzelbruchverluste. Das zeigt, wie wichtig es ist, die Rodereinstellung während der Ernte zu kontrollieren.


Weil der Rübenkopf in der Biogasanlage nicht stört und den Gesamtertrag erhöht, setzen viele Landwirte mittlerweile auf das Entblättern statt auf das Köpfen. Mehrerträge von 5 bis 10 % sollen dadurch möglich sein. Versuche des IfZ zeigen, dass es bei der Lagerungsstabilität von geköpften oder entblätterten Rüben keine Unterschiede gibt. Zuckerverluste treten immer dann auf, wenn Blätter wieder austreiben oder Wunden geschlossen werden. Das ist bei schlecht gerodeten Rüben der Fall, egal mit welchem Verfahren sie geerntet wurden.


Um die Rodeverluste zu senken, arbeiten die Hersteller derzeit an verbesserten Systemen. Neu ist z. B. der „Multihäcksler“ (Grimme). Dieser entfernt mithilfe von Stahl- und Putzschlegeln zunächst die Blätter sauber vom Rübenkopf. Nach dem Entblättern folgt, falls gewünscht, ein „Minimalköpfer“. Optimiert wurde auch der Vorsatz „Micro-Topper 2“ (Ropa). Dieser tastet den Rübenkörper ab und passt sich der Scheitelhöhe der Rübe an. Je nach Vorgabe lassen sich die Rüben damit flach köpfen oder schonend entblättern.


Einige Landwirte denken darüber nach, neben der Rübe auch das Blatt zu ernten. Mit dem Blatt ließe sich ein zusätzlicher TM-Ertrag von rund 4 bis 7 t je ha realisieren. Experten raten jedoch aus folgenden Gründen davon ab:


  • Die TS-Gehalte der Blätter sind sehr niedrig (oft unter 14 %). Das erhöht die Transportkosten.
  • Bei der Lagerung fallen hohe Sickersaftmengen an.
  • Wird das Blatt abgefahren, verbleibt weniger organische Substanz zur Humusbildung auf dem Acker.
  • Blätter können Rohascheanteile von bis zu 25 % enthalten. Das hemmt die Gasbildung.


Sand und Steine sind tabu!

Bei Energierüben gilt: Je weniger Steine und Sand, desto besser. Geringe Ton- oder Schluffanteile sind dagegen tolerierbar, weil sie im Fermenter in der Schwebe gehalten werden und sich mit dem Gärrest in der Regel wieder austragen lassen. Experten gehen sogar davon aus, dass sich wenige, feine Bodenpartikel positiv auf die Mikroorganismen und damit den Gärprozess auswirken.


„Weil auf unserem Standort viele Steine zu finden sind, müssen wir die Rüben waschen, entsteinen und zerkleinern. Das übernimmt ein Lohnunternehmer“, erklärt Klaus Parr. „Frei Erdbecken kostet uns das 5 bis 6 €/t.“


Der Lohnunternehmer geht dabei wie folgt vor: Eine Siebmaschine reinigt die Rüben trocken vor. Je mehr Erde vorher abgereinigt wird, desto weniger Schlamm entsteht in der Rübenwäsche (1 t trockene Erde entspricht rund 10 t Schlamm). Danach erfolgt die direkte Übergabe per Band in die Rübenwäsche und die Steinabscheidung. Die sauberen Rüben werden in einem Schredder zu Brei verarbeitet. Diesen pumpt er z. B. in ein Erdbecken. Die Leistung liegt bei 150 bis 200 t Rüben/Stunde. Ein Einsatz ist auch bei leichtem Frost möglich.


Neues bieten auch die Technikhersteller an. So eignet sich beispielsweise der „BeetBeater“ zur trockenen Aufbereitung von Energierüben. Dieser reinigt die Rüben mit einer Enterdungseinheit, die aus 6 Spiralsegmentwalzen besteht. Die Reinigungsintensität lässt sich anpassen. Dann gelangen die Rüben zur Steintrennung (System KEinstein) und anschließend zum Bröckler (www.grimme.com).


Gute Erfahrungen haben viele Landwirte auch mit dem mobilen Waschcontainer „Weberwanne“ gesammelt. Dabei wird die Dichte des Wassers durch Zugabe von Kainit-Dünger soweit erhöht, dass die Rüben oben schwimmen. Steine gehen wegen ihrer höheren Dichte unter und werden ausgetragen. Eine Paddelwelle fördert die Rüben dann zum Förderband (www.strube.net).


Bei Albin Wolz sind Steine kein Pro-blem. Zur Reinigung reichen ihm die Aggregate an Roder und Verlademaus. Für die „Verfütterung“ nutzt er eine Rübenschnitzelschaufel.


Welche Lagerformen?

Bei der Lagerung von Energierüben gibt es folgende Verfahren:


  • Mischsilage mit Mais,
  • Silierung in Folienschläuchen,
  • Lagerung von Rübenbrei in Erdbecken oder in Hochsilos und
  • Lagerung ganzer Rüben am Feldrand oder abgedeckt auf der Siloplatte.


„Wir lagern ganze Rüben kostengünstig auf der Siloplatte und decken sie mit Strohhäcksel ab“, erklärt Landwirt Albin Wolz. „Wichtig bei dieser Lagerform ist, dass die Rüben spätestens bis März aufgebraucht sind. Denn bei längerer Lagerdauer steigen die Verluste stark.“


Wer Rüben dagegen ganzjährig als Substrat nutzen will, kann sich z. B. für Erdbecken, Hochsilo oder Folienschlauch entscheiden. „Wir haben ein Erdbecken gebaut, weil es kostengünstiger als ein Hochbehälter ist“, so Parr. Hier die Vorteile aus seiner Sicht: Das tägliche Pumpen aus dem Erdbecken erfolgt vollautomatisch und senkt dadurch den täglichen Arbeitseinsatz. Zudem ist die Folie gut säurebeständig (pH-Wert des Breis liegt bei 3 bis 3,5). Um Silierverluste zu vermeiden, sollte man bei Erdbecken die offene Oberfläche möglichst gering halten. In der Regel bieten Hersteller auch Rührsysteme an.


Mischsilagen mit Mais sind zwar kostengünstig, haben aber den Nachteil, dass die gleichzeitige Ernte von Rüben und Mais logistisch oft kaum zu organisieren ist. Zudem lassen sich die Rübenanteile in der Biogasration mit diesem Verfahren nicht präzise steuern. Erfolgt zudem die Mais­ernte jahresbedingt früh, gehen die Rübenertragszuwächse im Herbst verloren.Matthias Bröker

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