Der Saatgutwechsel ist im Keller (42 % bei Weizen in 2009) und Vermehrer setzen bei der Saat-gutproduktion zu – die Saatgutbranche kämpft bei Getreide mit Problemen.
Um die Effizienz zu steigern, halten Kenner der Branche eine Verschlankung der Strukturen in der Saatgutwirtschaft für längst überfällig. Sie besteht derzeit aus ca. 30 Getreidezüchtern, ca. 25 VO- und 150 Unter-VO-Firmen sowie ca. 3 600 Vermehrern. Und: Die Branche ist so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass sie munter am Markt vorbeiproduziert. Hinzu kommt, dass Landwirte zunehmend aus Kosten-, aber auch aus Qualitätsgründen lieber eigenen Nachbau als Z-Saatgut aussäen.
Dem will ein großer Getreidezüchter nicht länger tatenlos zusehen. Die KWS Lochow GmbH wird ab 2011 bei Z-Saatgut eine Qualitäts-Offensive starten. Unter der Bezeichnung „Quality Plus“ will sie Saatgut mit über der gesetzlichen Norm liegenden Eigenschaften (z. B. höhere Keimfähigkeit, technische Reinheit, niedrigerer Fremdbesatz usw.) in orangen Tüten statt der bisherigen braunen Einheitstüte auf den Markt bringen. Je nach Sorte wird das Saatgut voraussichtlich etwas teurer sein.
Für die eigene Qualitätsschiene will das Zuchtunternehmen Verträge mit VO-Firmen abschließen. Diese müssen sich und ihre Anlagen zertifizieren lassen. Die Beschaffenheitsprüfung des Saatgutes soll im akkreditierten KWS-Labor erfolgen. Das System schließt die Vermehrer ebenfalls im Rahmen einer anbaubegleitenden Betreuung mit ein. Das Konzept stößt bei VO-Fimen auf Interesse. Der Züchter zielt darauf, seine Vermehrungen auf die wenigen Anlagen (unter 100 von derzeit 850) zu poolen, die in der Lage sind, Saatgut in Spitzenqualität aufzubereiten.