„Die Kinsey-Methode eignet sich nicht für die Düngeempfehlung in Deutschland. Es fehlen verlässliche Feldversuche.“
Um den Landwirten eine fundierte Düngeberatung zu ermöglichen, sind bei der Bodenuntersuchung die Methoden vom Verband Deutscher Landwirtschaftlicher Untersuchungs- und Forschungsanstalten (VDLUFA) Standard in Deutschland. Dass diese Methoden sich dafür eignen, haben zahlreiche Feldversuche in verschiedenen Kulturen nachgewiesen. Regelmäßige Vergleichsanalysen in den VDLUFA-Laboren gewährleisten dabei eine hohe Qualität der Messergebnisse. Zudem finden kontinuierlich regionale Feldversuche statt, um aus den Messdaten Düngeempfehlungen abzuleiten. Sie stellen sicher, dass die Interpretation der Untersuchungsdaten transparent und vor allem aktuell ist. So lassen sich z. B. der Anbau neuer Sorten, die sich Nährstoffe besser aneignen können, oder die zunehmend verbreitete Minimal-Bodenbearbeitung in der Düngeberatung berücksichtigen. Entscheidend dabei ist, dass der Düngemitteleinsatz ökologisch und ökonomisch an unsere Produktionsbedingungen angepasst ist.
Doch wie ist die Kinsey-Methode in diesem Zusammenhang zu beurteilen? Nach Aussage der Verfechter handelt es sich um eine „komplexe Bodenfruchtbarkeits-Bewertung“. Der Fokus liegt dabei vor allem auf den Verhältnissen der an den Bodenteilchen gebundenen Nährstoffe, wie z. B. Kalzium und Kalium.
Die Befähigung von Neal Kinsey als Pflanzenbau- und Düngeberater soll auf keinen Fall in Abrede gestellt werden! Die Bestimmung der totalen Kationenaustauschkapazität als Maß- stab für die Fähigkeit eines Bodens, Nährstoffe zu speichern und verstärkt die Wechselwirkungen zwischen Nährstoffen zu berücksichtigen, dürfte im einen oder anderen Fall auch sinnvoll sein. Kritisch sind aber z. B. diese zwei Punkte zu sehen:
- Einige der verwendeten Labormethoden, um die Nährstoffverfügbarkeit im Boden zu beschreiben, wurden in den USA für dort übliche Böden und unter geringerem Produktionsniveau entwickelt.
- Das Messen des pH-Wertes in Wasser (bei uns: Kalziumchlorid-Lösung) führt zu höheren Messwerten und ist in der Laborroutine nicht mit der gleichen Wiederholbarkeit zu ermitteln.
Aus wissenschaftlicher Sicht eignet sich die Kinsey-Methode vor allem deshalb nicht für unsere Praxis, weil es keinen verlässlichen Feldversuch zur Kalibrierung der Labordaten gibt und sich die Empfehlungen nicht transparent oder nachvollziehbar ableiten lassen. Ob die analysierten Bodenkenndaten und die darauf aufbauenden Düngeempfehlungen zudem den CC-Anforderungen oder vor allem den Vorgaben der anstehenden Novelle der Dünge-VO entsprechen, ist zumindest zweifelhaft.
Landwirten, die auch in Zukunft ihre Düngeplanung entsprechend der guten fachlichen Praxis und wissenschaftlich fundierter Methoden durchführen wollen, sind ohne Einschränkung die praxisüblichen Bodenuntersuchungsmethoden zu empfehlen. Ergänzend kann es sinnvoll sein, die Bodenart und ggf. auch die KAK zu bestimmen. Den Humusgehalt analysieren zu lassen, ist nur in größeren Abständen nach stark veränderter Bewirtschaftung (z. B. Umstellen von Pflug auf Minimal-Bodenbearbeitung) nötig. Darüber hinaus ist die jährliche Nährstoffbilanz auf Hoftor- und ergänzend auf Schlag-Basis angeraten.