Reduzieren Sie Ährenfusarium-begünstigende Faktoren so gut es geht. Die Infektionsgefahr bestimmt die Fungizidstrategie.
In Triticale hat die Pflanzenschutzintensität in der Vergangenheit tendenziell zugenommen – insbesondere durch ein jahresbedingt stärkeres Auftreten von Mehltau und Gelbrost. Grund ist vor allem die noch relativ hohe Anbaubedeutung anfälliger Sorten. Das Zusammentreffen ungünstiger Faktoren wie Sortenanfälligkeit, Standort und Witterung verursachte vor einigen Jahren sogar mehltaubedingte Auswinterungsschäden.
Neue Sorten, die gute Erträge mit einer sehr guten Blattgesundheit kombinieren, verdrängen zusehens aber ältere, anfälligere Sorten, wodurch die Intensität wieder sinkt. Problematisch ist allerdings die hohe Anpassungsfähigkeit des Gelbrosterregers: In relativ kurzer Zeit kann er neue Rassen bilden und so Resistenzgene brechen.
Bei feucht-kühler Witterung ist Gelbrost ein extrem schneller Erreger, der die Bekämpfungsschwelle rasch erreicht. Ist dies der Fall, sollte man betroffene Schläge unbedingt zeitnah behandeln! Die Bekämpfungsleistung der Fungizide ist dann noch sehr gut. Beobachten Sie vor allem den frühen Blattbereich von Gelbrost-anfälligen Sorten wie Lanetto, Ramos, KWS Aveo, SU Agendus und Grenado.
Sporadisch treten Septoria nodorum und Septoria tritici im Blattbereich auf, häufig auch als ein schwer zu differenzierender Erregerkomplex. Die Ertragsausfälle können bedeutsam sein, bleiben aber in der Regel hinter denen von Gelbrost oder Mehltau zurück. Auch in besonders Mehltau-anfälligen Sorten wie Barolo, Cedrico, Adverdo und Grenado sollten Sie auf einen frühen Blattbefall achten.
Ähnlich wie bei Weizen kann Ährenfusarium in der Blüte auch bei Triticale auftreten. Das Risiko können Sie schon im Voraus reduzieren: Pflügen oder zerkleinern Sie Maisstoppeln und mischen Sie diese intensiv ein. Wählen Sie zudem resistente Sorten! Sorteneinstufungen für die Anfälligkeit gegenüber Ährenfusarium finden Sie unter www.topagrar.com/triticale2020
Empfehlung für ihre bestände
Treffen Maisvorfrucht, pfluglose Bestellung oder eine anfällige Sorte mit feuchten Böden zum Ährenschieben und feucht-warmer Witterung zur Hauptblüte zusammen, ist das Risiko von Ährenfusarien besonders hoch – dann ist eine Maßnahme zur Blüte dringend angeraten. Da die Witterung in der Vorblüte und Blüte nicht vorhersehbar ist, bestimmen diese Risikofaktoren die Intensität des Fungizideinsatzes. Passen Sie daraufhin die Aufwandmengen der notwendigen Vorbehandlungen an. Es empfehlen sich folgende Strategien (siehe Übersicht 3):
- Behandlung: Früher Gelbrostbefall in EC 31/32 lässt sich bei zeitgerechter Spritzung gut mit rostwirksamen Azolen, wie z.B. 1,0 l/ha Orius bekämpfen. Tritt gleichzeitig Mehltau auf, bieten 1,5 l/ha Capalo in der Regel einen ausreichenden Schutz gegen beide Erreger. Bei Halmbruch gelten in Triticale auch die bei Roggen dargestellten Empfehlungen (siehe Seite 72).10
- Behandlung: In EC 47 bis 59 steht der zweite Einsatz an. Diese erfasst auch weitere Abreifekrankheiten wie Roste oder Septoria nodorum. Unterscheiden Sie dabei die Fusariumgefahr.11
Strategie ohne Fusarium: Sofern kein Fusariumrisiko gegeben ist, kann die Abschlussbehandlung mit breit wirksamen Azol-Carboxamid- bzw. Azol-Strobilurin-Kombinationen wie z.B. 1,0 l/ha AscraXpro bzw. 0,75 l/ha Azoxystrobin + Azol zurzeit des Ährenschiebens erfolgen.
Strategie mit Fusarium: Müssen Sie aufgrund eines erhöhten Risikos für Fusarium eine Behandlung in der Blüte einplanen, können Sie je nach Witterung und Krankheitsdruck die Intensität des zweiten Fungizideinsatzes reduzieren. Verringern Sie dazu die Aufwandmenge oder nutzen Sie bei sehr geringem Krankheitsdruck ausschließlich Azole.
- Behandlung: Eine fusariumwirksame Abschlussbehandlung sollte in EC 61 bis 69 erfolgen. Es eignen sich dafür z.B. 1,0 l/ha Osiris+1,0 l/ha Ampera.14
Triticale-Versuche der LWK Niedersachsen in den letzten Jahren führten immer wieder zu ähnlichen Ergebnissen: In Triticale ist die Abschlussbehandlung in der Regel wirtschaftlich, es treten durchweg absicherbare Mehrerträge auf. Das Präparat ist dabei zweitrangig, ganz im Gegensatz zum Einsatz in Roggen. Denn die blattreiche Triticale verfügt über ein deutlich besseres Kompensationsvermögen als der Roggen.