Statt grün sahen in den letzten Wochen etliche Weizenbestände violett aus. Das betraf vor allem ältere Blätter und Blattspitzen. Das hat zum Teil an die ausgewinterten Weizenbestände im letzten Jahr erinnert. Doch sind die Wurzeln, anders als vor einem Jahr, vital.
Ursache für die Violettfärbung sind die lang anhaltenen, starken, eisigen Ostwinde und der Sonnenschein. Sie veranlassen die Pflanzen, Anthocyane zu bilden. Das sind dunkle Farbpigmente. Sie färben vor allem Früchte (Brombeere, rote Weintraube) und Blüten. Viele junge Pflanzen bilden es in älteren Blättern bei Kälte und hoher Lichteinstrahlung als „Jugendanthocyan“. Anthocyane absorbieren vor allem kurzwelliges Licht und schützen das noch empfindliche Blattgewebe vor Zellschäden. Wird bei steigenden Temperaturen und Nährstoffaufnahme wieder mehr Chlorophyll gebildet, baut sich der Farbstoff ab.
In Weizen und vor allem Mais ist die Violettfärbung regelmäßig in Kaltphasen mit hoher Sonneneinstrahlung zu beobachten. Da diese Farbstoffe nur in der lebenden Zelle gebildet werden, sind sie kein „Schadsignal“. Oft wird diese Erscheinung auch mit Phosphormangel verwechselt, da sich in beiden Fällen die älteren Blätter zuerst färben.
Dr. Ute Kropf, FH Kiel