Wie kann bei einer produktiven Nutzung des Getreideackers die Artenvielfalt gesteigert werden? Dieser Frage geht das Modell- und Demonstrationsvorhaben „Weite-Reihe-Getreide mit blühender Untersaat“ nach.
Erste Ergebnisse zeigen: Wird Getreide mit einem Reihenabstand von mindestens 30 cm angebaut und dazwischen blühende niedrigwüchsige Pflanzenarten ausgebracht, kann dies die Anzahl und Artenvielfalt von Pflanzen und Tieren deutlich steigern, informiert die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE). Die Untersaat wirke sich zudem positiv auf die Bodenfruchtbarkeit aus, Pflanzenschutz- und Düngemittel müssten weniger eingesetzt und Arbeitsgänge könnten reduziert werden.
Insektenmasse stieg um ein Vielfaches
2021 konnten laut BLE in den Reihen mit Untersaat durchschnittlich 14 (bei Winterweizen) und 18 (bei Sommergerste) Pflanzenarten erfasst werden, in der Normalsaat waren es drei (bei Winterweizen) und vier (bei Sommergerste) Pflanzenarten. Die Forschenden fanden zudem doppelt so viele Individuen an Spinnen und Insekten, insbesondere mehr Bienen, Hummeln und Schmetterlinge, sodass die Insektenmasse die in der Normalsaat um ein Vielfaches übersteigt.
Die Kosten für Pflanzenschutzmittel und Dünger sollen geringer sein – erste Handlungsempfehlungen sprechen beispielsweise von einer Reduktion von 50 bis 70 % der üblichen Düngermenge. Zudem entfalle der Arbeitsgang zur Zwischenfruchteinsaat, heißt es.
Wirtschaftlichkeit muss weiter optimiert werden
Durch den größeren Reihenabstand verringert sich jedoch die Erntemenge zwischen 25 und 30 %. So lag der Deckungsbeitrag bei Sommergerste im ersten Erntejahr 2020 bei durchschnittlich 140 €/ha bei den Untersaat-Parzellen – rund 225 €/ha weniger als bei der Normalsaat.
Durch weitere Versuche und sich daraus ergebende Handlungsempfehlungen soll das Vorgehen weiter optimiert und die Wirtschaftlichkeit gesteigert werden. Hierzu zählen beispielsweise die Zusammensetzung der Untersaat, die Düngermenge oder die Beikrautregulierung.
Das Institut für Agrarökologie und Biodiversität (IFAB), das Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL) sowie 60 konventionelle Betriebe forschen seit 2020 an dieser innovativen Anbauform.