Seit dem Wegfall der Neonicotinoide, schädigen Erdflöhe verstärkt den Raps. Gegen die adulten Käfer kann eine Rapsuntersaat helfen, fanden die schweizerischen Forscher von Agroscope heraus. Von 2014 bis 2018 testeten sie dazu zwei verschiedene Begleitpflanzenmischungen aus
- Alexandrinerklee und Ramtillkraut
- sowie Buchweizen, Linse, Wicke, Platterbse und Ackerbohne.
Im Versuch verzichteten die Forscher auf Herbizide. Die Kontrolle bestand aus reiner Rapssaat mit Einsatz des Herbizids Devrinol Top gegen Gräser und einjährige Unkräuter. Die Aussaat des Rapses erfolgte zeitgleich mit der Untersaat.
Weniger Käfer im Raps
Bei beiden Versuchs-Varianten nahm die Zahl der adulten Erdflöhe im Vergleich um ca. 20 % ab. Die Forscher erklären dies damit, dass die Begleitpflanzen die Erdflöhe durch Aussehen und Geruch verwirren. Zudem lenke die zusätzliche Biomasse die Insekten von ihrer eigentlichen Zielpflanze ab. Die Anzahl der Larven sinke durch die Untersaat jedoch nicht. „Im Winter erfrieren die frostempfindlichen Begleitpflanzen, so dass der Verwirrungseffekt verloren geht. Die Erdflöhe legen ihre Eier dann wieder vermehrt in den Raps ab“, vermutet der Agroscope-Forscher Stève Breitenmoser dazu.
Aktuell laufen weitere Versuche zu einer kombinierten Strategie. Verbesserte Blühmischungen, die z.B. Gelbsenf, Rettich und Rübsen enthalten, sollen zum einen die Erdflöhe von den Rapspflanzen weiter ablenken. Sie enthalten viel Senfölglycoside, die für die Käfer sehr schmackhaft sind. Zum anderen sollen gleichzeitig bestimmte andere Pflanzen, z.B. Ackerbohnen, Nützlinge anziehen, die die Erdflöhe direkt vernichten. Den Einsatz von frostunempfindlichen Pflanzen als Untersaat testen die Wissenschaftler ebenfalls. So hoffen die Forscher, den Verwirrungseffekt bis zum Ende der Eiablage zu verlängern, um die Anzahl der Larven zu verringern.
Leguminosen erhöhen Krankheitsdruck im Raps
Die Ergebnisse der Agroscope-Forscher stimmen zwar zuversichtlich. Doch „aus phytosanitärer Sicht sind Leguminosen und Ramtillkraut als Untersaat im Raps äußerst problematisch“, meint Pflanzenbauexpertin Dr. Ute Kropf von der Fachhochschule Kiel. Beide seien ebenso wie der Raps Wirtspflanzen für die Weißstängeligkeit, Sclerotinia sclerotiorum. Bei frühem Befall können infizierte Pflanzen bereits im Herbst absterben und den Pilzdruck für eine Blüteninfektion erhöhen. Zusätzlich bestünde die Gefahr, so Kropf weiter, dass die Begleitpflanzen den Raps unterdrücken. Senf sei als Kreuzblütler durch die Vermehrung der Kohlhernie ebenso ein „No-Go“ in der Rapsfruchtfolge. Wenn dieser nicht abfriere über den Winter, könnte Ausfallsenf zusätzliche Probleme bereiten.