Um die Weißstängeligkeit zu zähmen, könnte künftig ein Virus helfen. Der Pilz Sclerotinia sclerotiorum befällt u.a. Raps, Soja und Sonnenblumen. Doch ist er durch ein bestimmtes Virus infiziert, schadet er nicht mehr, sondern nützt sogar. Das fand ein Forschungsteam aus China und Dänemark in Versuchen mit Raps heraus.
In Zellen des Sclerotinia-Pilzes entdeckten die Forscher ein Pilze infizierendes Virus (Mykovirus), das seinen Wirt nicht tötet (hypovirulent). Das gefundene Virus heißt SsHADV-1 (Sclerotinia sclerotiorum hypovirulence-associated DNA virus 1). Mit ihm infizierten die Forscher den S. sclerotiorum-Pilzstamm DT-8.
Anders als virusfreie Pilze wächst der infizierte Pilzstamm DT-8 an Rapsblättern, ohne diese zu verletzen. Auch an den Rapswurzeln fanden die ForscherInnen Pilzhyphen von DT-8, die den Wirt nicht schädigen. Mithilfe des Mykovirus wird S. sclerotiorum somit zum harmlosen Endophyten. Das bedeutet: Durch das Virus wirkt DT-8 weniger ansteckend und zerstörend auf infizierte Rapspflanzen.
Zudem konnten die Forscher nachweisen, dass das „harmlose“ endophytische Wachstum von DT-8 die Abwehrbereitschaft der Rapspflanzen gegen virulente Pilzstämme erhöhen kann. Das ließ sich durch Folgendes belegen:
- Der virulente Stamm S. sclerotiorum 1980 schädigte an diesem Raps signifikant weniger Blattgewebe. Gegen bestimmte Schadpilze bildeten sich sogar Resistenzen.
- Wurden Rapssamen mit einer Lösung besprüht, die Fragmente von DT-8-Hyphen enthielt, zeigten sich Resistenzen gegen bestimmte Schadpilze.
- In einem weiteren Experiment erzeugte der virulente Pilzstamm Ep-1PNA367V ähnliche Schutzmechanismen beim Raps, wenn der Stamm zuvor mit SsHADV-1 infiziert wurde.
- Weiterhin kann DT-8 als Endophyt das Mykovirus auch auf vegetativ inkompatible virulente Pilzstämme übertragen und somit deren Virulenz dämpfen.
In der Studie testete das Forschungsteam auch eine DT-8-Sprühimpfung von Rapssamen unter Feldbedingungen. Die Versuche zeigten, dass der Einsatz in der frühen Blüte die Weißstängeligkeit um 30 bis 68 % verringerte und den Samenertrag um 7 bis 15% erhöhte.
Wie das Mykovirus diese Effekte auslösen kann, ist bislang noch rätselhaft. Sicher ist hingegen, dass manche hypovirulenten Mykoviren als Endophyten ihre Wirte beeinflussen können. Hieraus könnte sich ein praktikabler Ansatz für den biologischen Pflanzenschutz ergeben: So könnte man die Samen mit dem nützlichen virusinfizierten Pilz impfen und die daraus entstehenden Pflanzen dadurch stärken.