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Mit diesen Tipps gegen Unkraut bleibt ihr Getreide sauber

Regnerisches Herbstwetter, mehr Resistenzen bei Ungräsern und wenig neue Herbizide – all das macht die Ungras- und Unkrautkontrolle im Frühjahr herausfordernder. Hier die Empfehlungen.

Lesezeit: 10 Minuten

Es ist schon einige Zeit her, dass die Bedingungen bei der Herbstaussaat ähnlich schwierig waren (im Jahr 1998 war das beispielsweise der Fall). Aktuell finden sich folgende Konstellationen:

 Saat im September (höhere Lagen) bzw. in der ersten Oktoberhälfte (Niederungslagen):  Diese Bestände sind in der Regel gut entwickelt. In puncto Ungrasdruck zeigen sich auf solchen Flächen oft zwei Situationen:

Die Ungräser sind unter Kontrolle – dies ist zumeist auf besseren Böden mit geringem Druck der Fall. Falls noch Gräser überlebt haben, lassen sie sich mit Blattherbizden, wie z. B. Axial 50 oder Atlantis Flex, beseitigen.

Auf den typischen Problemstandorten ist es bei hohen Bodentemperaturen von über 18 °C im genannten Zeitraum zu starkem Auflauf von Ungräsern wie Ackerfuchsschwanz oder Weidelgras gekommen. Die Wirkung eingesetzter Bodenherbizide reicht nicht aus, Blattherbizide wirken nicht mehr. In diesem Fall müssen Sie im Frühjahr entscheiden, ob Sie den Bestand noch bis zur Druschreife weiterführen wollen.

 Spätere Saattermine:  Hier reicht das Spektrum von „gut entwickelt bis nicht aufgelaufen oder abgesoffen“. Neben Sauerstoffmangel kann der Bestand zusätzlich unter angewendeten Bodenherbiziden leiden. Auch in diesem Fall müssen Sie im Frühjahr entscheiden, ob lückige Bestände weitergeführt werden.

Auf Standorten mit Gräserproblemen ist ein Neuanfang wohl zu bevorzugen. Denn: Muss man in schwachen, aus­gedünnten Beständen aus Verträglichkeitsgründen auf einen Einsatz von Blattherbiziden verzichten, können sich Ungräser prächtig entwickeln.

Wird hingegen neu bestellt, lassen sich vorhandene Ungräser beseitigen. Nachbauprobleme aufgrund der im Herbst eingesetzten Herbizide sind nach Erfahrungen aus 2012 nicht zu erwarten (lediglich auf humusarmen, biologisch wenig aktiven Böden kann es zu einem gehemmten Wachstum kommen).

 Sehr späte Saattermine (Ende November bis Mitte Januar):  In der Vergangenheit ist in solchen Beständen so gut wie kein Ungras aufgelaufen. Wenn überhaupt, sind Behandlungen hier erst ab April erforderlich.

Das ist Neu

Das Produkt  Altivate 6 WG  enthält 60 g/kg Mesosulfuron. Im Weizen liegt die maximale Aufwandmenge bei 0,25 kg je ha. Somit bringt man 15 g/ha Mesosulfuron aus, was derselben Menge entspricht, die z. B. in 330 g Atlantis Flex bzw. in 500 g Niantic enthalten ist. Weil es im Gegensatz zu Niantic kein Iodosulfuron enthält, ist die Wirkung gegen Unkraut gering. Die Leistung gegen Ackerfuchsschwanz ist mit der von Atlantis Flex bzw. Niantic gleichzusetzten. Der Vorteil von Altivate 6 WG: Es lässt sich auch auf drainierten Flächen vor dem 16.3. einsetzen. Ein Zusatz von 30 l/ha AHL verbessert die Wirkung ­genauso wie bei den bekannten Vergleichsprodukten. In Winterroggen und -triticale ist das Produkt mit maximal 0,15 kg/ha zugelassen.

Ein Pack aus  Altivate 6 WG + FHS + Sword 240 EC  wird voraussichtlich von Agravis vertrieben. Auf Standorten, auf denen Ackerfuchsschwanz noch auf ACCase Hemmer reagiert, sind etwas bessere Wirkungsgrade als beim Soloeinsatz von Altivate 6 WG gegeben. Wunder sollte man aber nicht erwarten.

Versuch: Was leistet Mesosulfuron?

Im Frühjahr 2023 prüfte die LWK NRW die Leistung verschiedener Mesosulfuron-haltiger Präparate auf unterschiedlichen Standorten. Auch das neue Altivate 6 WG, das im Gegensatz zu den Wettbewerbern ausschließlich Mesosulfuron enthält, kam zum Einsatz. Die Ergebnisse sind in Übersicht 1 dargestellt.

Es zeigte sich, dass die Wirkung der Frühjahrsprodukte im Durchschnitt der Standorte auf einem fast gleichen Niveau liegt. Betrachtet man allerdings die Einzelergebnisse, sieht man, wie die Standorte „auseinanderfallen“. Während sich in Höxter, Coesfeld 2 und Unna noch gute bis sehr gute Bekämpfungserfolge erreichen ließen, war das in Köln und Coesfeld 1 nicht mehr der Fall. In Köln wurde durch die Nachlage von Niantic (Vergleich der Varianten 3 und 8) das Gesamtergebnis sogar verschlechtert. Dies ist auf Standorten mit ALS-Resistenz nicht ungewöhnlich – das Herbizid schädigt dann nur noch die Kultur, während das Ungras unbeeindruckt bleibt oder durch die Behandlung gefördert wird (Hormesis-Effekt).

Empfehlungen für Standorte mit Ackerfuchsschwanz

Welche Strategie im Frühjahr zu empfehlen ist, hängt vom Standort und von der Vorbehandlung ab:

Problemstandorte nach Vorbehandlung im Herbst: Im Frühjahr geht es auf diesen Flächen in erster Linie um den Einsatz von Altivate 6 WG, Atlantis Flex und Niantic. Zunächst stellt sich allerdings die Frage, ob dieser Einsatz noch sinnvoll ist. Den Resistenzstatus einer Fläche einzuschätzen, ist schwer. In der Übergangsphase von Minderwirkung zu Resistenz kann eine schlechte Wirkung auch auf ungünstige Bedingungen bei der Anwendung zurückzuführen sein. Dort, wo in der Vergangenheit trotz guter Bedingungen keine Wirkung zu erzielen war, haben weitere Anläufe keinen Sinn.

Striegeln gegen Ackerfuchsschwanz im Frühjahr? Damit der Striegel auf schweren Standorten angreifen kann, muss der Boden in der obersten Schicht brüchig sein. Optimal ist es, wenn dies durch vorherigen Frost der Fall ist. Liegt der Boden dagegen fest, ist es möglich, mit einer Rotorhacke vorzuarbeiten. Über die in den Boden eingreifenden Löffel wird punktuell Boden abgenommen und nach hinten geworfen. Wenige Stunden danach kann dann der Striegel folgen.

Mit dem Verfahren sind unter trockenen Bedingungen gegen Gräser, die EC 23 noch nicht überschritten haben, Wirkungsgrade um 40 % möglich. Unter Umständen ist es sinnvoll, zunächst Atlantis Flex/Niantic vorzulegen und 7 bis 14 Tage später zu striegeln. In manchen Jahren ist zu beobachten, dass Pflanzen durch die Herbizidbehandlung zwar nicht absterben, aber leicht abreißen. In diesem Stadium könnte aggressives Striegeln die Gesamtwirkung verbessern.

Nachbehandlung, wenn Blattherbizide wirken: In Wintergerste steht dafür Axial 50 zur Verfügung. In Triticale, Weizen und Roggen lässt sich anstelle von Axial 50 besser mit 0,25 l/ha Sword 240 EC + 0,5 l/ha Hasten bzw. in Weizen und Triticale auch mit 1,2 l/ha Traxos arbeiten. Optimal ist es, diese Produkte in der Winterruhe einzusetzen.

Mit Vegetationsbeginn sind im Winterweizen Altivate 6 WG, Niantic und Atlantis Flex die Mittel der Wahl. Atlantis Flex können Sie mit voller Menge auch in Triticale einsetzen. In Winterroggen sind Broadway bzw. Broadway Plus aufgrund der guten Verträglichkeit zu bevorzugen. Altivate 6 WG, Atlantis Flex, Niantic und Broadway/Plus wirken ab Vegetationsbeginn bei heller strahlungsreicher Witterung am besten. Wenn diese für eine Zeit von fünf Tagen vorhergesagt wird, empfiehlt es sich, sobald wie möglich in die beginnende Hochdruckwetterphase zu behandeln.

Ohne Vorbehandlung im Herbst: Auch für solche Flächen gelten die vorab beschriebenen Empfehlungen. Bei starkem Unkrautdruck ist vor allem zu Altivate 6 WG und Atlantis Flex die Zumischung eines Unkrautpartners angeraten. Geeignet sind u. a. 70 g/ha Biathlon 4 D + 1,0 l/ha Dash. Die anderen Produkte brauchen oft keinen Unkrautpartner.

Weitere Strategien gegen Ackerfuchsschwanz entnehmen Sie der Übersicht 2.

Tipps gegen Trespen und ­Weidelgräser

Besonders geeignet gegen  Trespen  sind Avoxa, Attribut und Atlantis Flex. Danach folgen Niantic und Broadway/Broadway Plus. Im Vergleich zu Attribut und Atlantis Flex darf man Avoxa auch auf drainierten Flächen vor dem 16.3. einsetzen. Daher ist es auf diesen Flächen zu bevorzugen. Eine Bekämpfung von Trespen in Wintergerste ist nicht möglich.

Weidelgräser  treten in den letzten Jahren immer häufiger negativ in Erscheinung. Sie sind sehr konkurrenzstark und entwickeln rasch eine Resistenz gegenüber Herbiziden. Pflanzen ohne Herbizidresistenz lassen sich mit Axial 50, Avoxa, Incelo, Niantic, Husar Plus + Mero und Broadway/Plus + FHS bekämpfen. Die Ungräser müssen zur Zeit des Herbizideinsatzes zwei Blätter gebildet haben, sollten dann aber so früh wie möglich behandelt werden. In Wintergerste ist dafür nur Axial 50 zugelassen.

Strategien für ­Windhalmstandorte

Spät gesätes Getreide nach Mais oder Zuckerrüben wird auf typischen Windhalmstandorten im Herbst meist nicht behandelt. Unkräuter und Ungräser sind auf diesen Flächen oft weniger vertreten, und sie sind auch weniger stark ent­wickelt. Hier die Empfehlungen (siehe Übersicht 3):

Mechanische Unkrautkontrolle: Kleine Kräuter und Ungräser lassen sich im Frühjahr gut mechanisch bekämpfen. Damit Hackstriegel Unkräuter rausreißen bzw. verschütten können, muss lockerer Boden vorhanden sein. Je nach Unkrautdruck sind zwei bis drei Durchgänge erforderlich. Negativer Nebeneffekt: Der Striegel erfasst nicht nur Unkräuter, sondern auch Junghasen und Bodenbrüter.

Chemische Möglichkeiten: Auf undrainierten Flächen können Sie in Winterweizen und Wintergerste frühzeitig mit Lentipur 700, auch in AHL, starten. Auf besseren Standorten bzw. bei geringem Druck kann dies gegen Gräser bereits ausreichen. Berücksichtigen Sie, dass Lentipur 700 nicht in allen Weizensorten verträglich ist (die CTU-Sortenliste finden Sie unter  diesem Absatz). Nicht verträglich sind z. B. Campesino und RGT Sacramento (Stand: August 2023). Neu aufgenommen in die Liste der CTU-verträglichen Sorten wurden Apexus, Debian, Faxe, Knut, KWS Imperium, KWS Jubilum, SU Fiete und SU Jonte. Es gibt weitere Sorten, die bis zu einer Wirkstoffmenge von 900 g/ha CTU freigegeben werden.

Für das Wirkprofil von Chlortoluron ist es optimal, wenn Behandlungen zu Vegetationsbeginn auf feuchte Böden erfolgen und anschließend eine Hochdruckwetterlage vorherrscht. Lentipur 700 wirkt auch gegen Vogelmiere, Kamille, Kornblume und Hundskerbel. Gegen Ehrenpreis oder Stiefmütterchen ist Artus ein geeigneter Partner. Klette sollte man vorzugsweise gegen Ende April kontrollieren. Dann ist auch klar, ob Sommerunkräuter eine Rolle spielen.

Auf drainierten Flächen bieten sich in Weizen, Triticale und Roggen folgende Alternativen an: Für Windhalmstandorte eignen sich Broadway Plus und Avoxa, die oft ohne Mischpartner auskommen. Bei starkem Auftreten von Hundskerbel oder Kornblume sind 20 g/ha Boudha oder 35 g/ha Dirigent SX geeignete Zumischpartner.

Schwerpunkt Rispe auf drainierten Flächen: Hier ist Husar Plus am besten geeignet. Eine Kombination aus Broadway Plus + Husar Plus (jeweils + Netzmittel) ist auf Standorten mit starkem Windhalm- und Rispendruck zu empfehlen. Wer in der Vergangenheit vornehmlich mit ALS-Hemmern wie Broadway gearbeitet hat, sollte nun die Wirkklasse wechseln, sprich Axial 50 einsetzen. Mischen Sie Axial 50 aber keinesfalls mit anderen Herbiziden. Denn durch Zumischpartner leidet die Gräserwirkung teils erheblich. Unkräuter können Sie vorab z. B. mit Artus oder auch im Nachhinein ausschalten.

Generell ist auf Standorten mit Rispe und Windhalm eine Spritzfolge optimal. Nach Vorlage von Husar Plus + Mero wird nicht erfasster Windhalm oder Flughafer mit Axial 50 bekämpft. Auch eine Kombination aus Striegel und Herbizid kann sinnvoll sein. Dabei werden Rispe, Kräuter und die Masse vom Windhalm mechanisch bekämpft, Restbesatz mit Windhalm oder Flughafer wird mit Axial 50 behandelt.

Hinweise zur Nachbehandlung von Kräutern

Getreide ist in der Bestockung: Nach Herbstvorlage mit breit wirksamen Produkten wie Herold SC, Trinity usw. ist zum Teil noch eine Nachbehandlung gegen Klette, Kamille, Kornblume, Ausfallraps, Storchschnabel oder Hundskerbel nötig. In gut entwickelten Beständen hat sich gegen diese Restunkräuter ein früher Einsatz bewährt. So kommt man z. B. bei Gerste auch nicht in die Versuchung, Herbizide zum Wachstumsreglertermin zuzumischen. Geeignet für die frühe Behandlung sind z. B. Finy/Savvy (nicht in Triticale), Saracen, Biathlon 4 D + Dash, Primus Perfect, Zypar und Pointer Plus (Übersicht 4).

Exkurs: Hundskerbel entwickelt sich zunehmend zu einem Problemunkraut. Wichtig ist, frühzeitig zu behandeln. Gegen Pflanzen bis zum ersten Laubblatt können Sie gegebenenfalls striegeln. Bis 10 cm Durchmesser reicht die Wirkung von Produkten wie Finy, Savvy oder Lentipur 700 aus. Gegen größere Pflanzen wirken Omnera LQM oder Concert SX sicherer. Bei vorliegender ALS-Resistenz bzw. um einer Resistenz vorzubeugen, sind neben Lentipur 700 auch Kombinationen aus 1,0 l/ha Zypar oder 0,5 l/ha Pixxaro, jeweils plus 2,5 l/ha Duplosan Super, geeignet.

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