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Unkrautkontrolle im Mais bei immer weniger Mitteln – Landwirte suchen neue Konzepte

Die Einschränkungen bei den Wirkstoffen und die zunehmenden Resistenzen bei Hirsestandorten erfordern eine angepasste Strategie. Chemische Maßnahmen lassen sich durch mechanische ergänzen.

Lesezeit: 8 Minuten

Unser Autor: Günter Klingenhagen, Landwirtschaftskammer, NRW

Resistenzen und Pflanzenschutzauflagen verlangen nach neuen Strategien bei der Unkrautbekämpfung im Mais. Vor allem die Einschränkungen beim Wirkstoff Terbuthylazin (TBZ) erschweren eine effektive Unkrautunterdrückung.

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TBZ-haltige Produkte sind ab Mitte Dezember des Jahres 2021 mit der Auflage NG 362 belegt. Diese besagt, dass auf derselben Fläche innerhalb von drei Jahren nur eine Anwendung mit max. 850 g/ha TBZ zulässig ist. Die Auflage gilt rückwirkend. Dort, wo Sie 2021 ein TBZ-haltiges Produkt eingesetzt haben, darf ein erneuter Einsatz erst wieder in 2024 stattfinden.

TBZ ist ein Wirkstoff, der zur Bekämpfung von Unkräutern wie z. B. Storchenschnabel wichtig ist und der die Wirksamkeit von Mischungen insgesamt verbessert. Durch den Verlust werden, auf Standorten mit stärkerem Unkrautdruck, Spritzfolgen oder eine abschließende Behandlung mit der Hacke noch interessanter.

Neben den Einschränkungen beim TBZ gilt weiterhin, dass Produkte mit dem Wirkstoff Metolachlor nicht auf sandigen Standorten eingesetzt werden sollten. Hier geht es um den Schutz des Grundwassers. Vor diesem Hintergrund wurde in den folgenden Abbildungen auf Produkte wie Gardo Gold und Dual Gold verzichtet.

Standorte ohne Hirse

Auf lehmigen, tonigen Böden spielt Hirse oft keine Rolle. Meistens liegt der Maisanteil dort in der Fruchtfolge auch nur bei < 30 %. Hier empfehlen sich folgende Strategien:

  • Zur Bekämpfung der Mischverunkrautung hat sich Calaris, eingesetzt zum 2- bis 3-Blattstadium des Maises, bewährt.
  • Ohne TBZ-Anteil eignet sich der Pack aus Callisto + Peak.
  • Gegen Gräser können Sie z. B. Motivell forte mit 0,5 l/ha gegen Rispen bzw. mit 0,75 l/ha gegen leicht bekämpfbaren Ackerfuchsschwanz zumischen. Bei diesen Nicosulfuron-haltigen Produkten ist die Zwei-Jahres-Auflage zu beachten.
  • Dort, wo Ackerfuchsschwanz nicht mehr ausreichend auf Nicosulfuron reagiert, bietet Maister power mehr Wirkungsreserven. Es sollte frühzeitig, zum 2- bis 3-Blattstadium der Ungräser eingesetzt werden. Auch erfasst es zumeist ausreichend die Unkräuter. Weitere Mischpartner verschlechtern die Wirksamkeit gegen Ackerfuchsschwanz.
  • Gegen Ackerfuchsschwanz mit ALS-Resistenz kann als letzter Ausweg eine Mischung aus Spectrum Gold/Plus + Laudis + Motivell forte dienen. Optimaler Einsatztermin ist das 1- bis 2-Blattstadium vom Ackerfuchsschwanz. Sofern Focus Ultra noch wirksam ist, bietet es sich an, eine Maissorte anzubauen, die gegen dieses Herbizid resistent ist. Dies sind sog. Duo Mais Sorten wie z. B. Geoxx Duo. Bei Bedarf können Sie so mit Focus Ultra nachbehandeln. In Duo Maissorten ist Focus Ultra zu 100 % verträglich. In herkömmlichen Sorten ist es zu 100 % tödlich (Abdrift, Spritzenreinigung).

Mit Hirse aber ohne TBZ und Metolachlor

Müssen Sie Hirsen ohne TBZ und Metolachlor unter Kontrolle bringen, bieten zwei Maßnahmen eine höhere Flexibilität bei der Wahl der Produkte. Zudem lässt sich das Unkraut so frühzeitig, aber auch nachhaltig bekämpfen. Da zielgenauer behandelt wird, ist oft eine bessere Kulturverträglichkeit gegeben. Dadurch sind Mehrerträge von 5 % gegenüber Einfachbehandlungen realistisch.

Hier die Strategien:

  • Gegen Hühnerhirse, Unkräuter und Rispe kann zum Beispiel mit Daneva + Primero vorgegangen werden. Daneva ist vergleichbar mit Callisto, Primero mit dem alten Motivell. Wichtig bei den reduzierten Aufwandmengen ist, dass zum 2- bis 3-Blattstadium der Unkräuter behandelt wird und die Witterung passt. Ungünstig ist es, wenn nach einer Hochdruckphase (feste Wachsschicht) in eine Phase mit bedeckter, regnerischer Witterung behandelt wird.
  • Triketone wie Callisto, Daneva und Laudis OD wirken am besten bei weicher Wachsschicht und sonniger Witterung. Damit die Kultur nicht leidet, sollte zwischen Regen und Behandlung etwas Zeit liegen. Wenn es am Vortag geregnet hat und am Behandlungstag die Sonne scheint, sollten Sie erst am Nachmittag behandeln.
  • Die Mischung aus Botiga + Peak ist etwas blattaktiver und bietet sich an, wenn die Unkräuter (insbesondere Windenknöterich und Kamille) das erste Laubblattstadium überschritten haben.
  • Auf Standorten mit weiteren Hirsen oder Storchenschnabelarten sind u. a. Adengo bzw. Zingis + Mero geeignet. Adengo für den Vor- bis frühen Nachauflauf. Zingis für Behandlungen zum 2-Blattstadium der Unkräuter. Das Zumischen von z. B. Spectrum kann die Wirkung abrunden. Adengo und Zingis sind in der Übersicht mit geringen, bisher unüblichen Aufwandmengen angegeben. Dies ist aus Gründen der Kulturverträglichkeit ganz bewusst geschehen. Wirkung und Verträglichkeit lassen sich verbessern, wenn der Boden gut abgesetzt ist oder vor der Saat gewalzt wird.
  • Nach gelungener Vorlage kann dann nach Bedarf nachbehandelt werden. Wo die Möglichkeit besteht und die Erosionsgefahr gering ist, hat sich bei passender Witterung der Einsatz von Hackgeräten (Roll-/oder Scharhacke) bewährt (sehr gute Kulturverträglichkeit). In größerem Mais kann zügig gefahren werden, um den Mais anzuhäufeln. Dies ist entscheidend für eine ausreichende Unkrautverschüttung in der Reihe.
  • Für den Fall, dass die Bedingungen für mechanische Maßnahmen nicht gegeben sind, sind in der Abbildung verschiedene Möglichkeiten der Nachbehandlung aufgeführt. Daneva gegen Hühnerhirse und Kräuter. Primero u. a. gegen Borstenhirsen und Quecken. Laudis OD u. a. gegen größere Hühnerhirsen, kleine Fingerhirsen und Kräuter. Arrat + Dash u. a. gegen Acker- und Zaunwinden.

Wenn einmal reichen soll...

Einfachbehandlungen auf Hirsestandorten sind mit Blick auf die Zukunft nicht mehr zeitgemäß. Sie sind aber sehr beliebt und daher hier noch aufgeführt. Dort, wo der Unkrautdruck nicht zu stark ist, funktionieren sie auch. Allerdings setzen sie den Einsatz von Bodenherbiziden voraus.

Diese wiederum bzw. deren Abbauprodukte lassen sich in einzelnen Regionen im Oberflächen- und in Regionen mit leichten Böden auch im Grundwasser finden. Diese Problematik hat u. a. dazu geführt, dass der Einsatz von Metolachor-haltigen Produkten in grundwassersensiblen Gebieten nicht mehr empfohlen wird.

Weiterhin ist zu erwarten, dass die Anwendungsmöglichkeiten des Wirkstoffs Flufenacet eingeschränkt werden. Der Wirkstoff Pendimethalin ist aufgrund seiner Neigung zur Verflüchtigung problematisch und Petoxamid bringt nicht immer die gewünschte biologische Wirkung.

All das führt dazu, dass die alternativen Wirkstoffe häufiger eingesetzt werden. Dies sind Dimethenamid, (Spectrum, Spectrum Gold/Plus) und Thiencarbazone (Adengo, Zingis und Maister power). Der gehäufte Einsatz lässt befürchten, dass es auch bei diesen Wirkstoffen zu Problemen kommt, sei es durch unerwünschte Funde in der Umwelt oder dadurch, dass sich zügig resistente Unkrautpopulationen entwickeln.

Kombination aus Chemie und Stahl

Die kombinierte Vorgehensweise bietet sich vorzugsweise auf leichten Standorten an. Nach Vorlage einer reduzierten Herbizidmenge im frühen Nachauflauf mit z. B. 0,5 l/ha Daneva + 0,5 l Primero kann im weiteren Vegetationsverlauf gehackt werden. Daraus ergeben sich folgende Vorteile:

Wasserschutz: Der Verzicht auf Bodenherbizide beugt der Gefahr vor, dass sich Metabolite wie Metolachlor im Grundwasser finden.

Bessere Kulturverträglichkeit: Auf leichten Standorten kommt es eher zu Wasserstress, damit steigt die Empfindlichkeit des Maises gegenüber Herbizidbehandlungen.

Bessere Wirkung: Finger- und Fadenhirsen lassen sich nur schwer mit Herbiziden bekämpfen. Mechanisch kann gegen die flach wurzelnden Gräser hingegen sehr gut vorgegangen werden.

Allerdings haben mechanische Verfahren auch Nachteile. Dazu gehören die Förderung von Wind- und Wassererosion sowie die Tötung von Bodenbrütern und Niederwild.

Folgekultur beachten

Folgen Kartoffeln oder Rüben, ist dies zu beachten:

  • Vor Kartoffeln kein Einsatz von Effigo. Nach Einsatz von Adengo wird ein Nachbau von Kartoffeln nicht eindeutig freigegeben. Bei Anwendung von Maister power soll zwischen Applikation und Kartoffelpflanzung ein Zeitraum von elf Monaten liegen.
  • Vor Rüben kein Einsatz von Calaris. Auch auf Sulcogan und Mesotrione-haltige Produkte wie Daneva, Callisto, Elumis u. a. sollten Sie verzichten.

Strategien gegen Durchwuchskartoffeln

Bei den Maßnahmen gegen Durchwuchskartoffeln geht es darum, die Bildung von Tochterknollen zu unterbinden (1. Behandlung) und sie am Neuaustrieb zu hindern (2. Behandlung). Die Behandlung sollte jeweils bei 15 cm Wuchshöhe der Kartoffeln stattfinden.

  1. Behandlung mit 1 l/ha Elumis + 1 l/ha Spectrum Gold (breite Wirkung auch gegen Ungräser).
  2. Behandlung mit 0,75 l/ha Simba 100 SC + 0,75 l/ha Onyx + 0,35 l/ha Effigo.

Bei dieser Spritzfolge wird eine Wirkstoffmenge von 150 g/ha Mesotrione nicht überschritten.

Untersaat schützen, Unkräuter kontrollieren

Grundsätzlich eignen sich extrem leichte Standorte bzw. Standorte mit sehr starkem Besatz an Storchschnabel- und Hirsearten nicht für Untersaaten.

Bei Untersaaten mit Deutschem Weidelgras ist zu beachten, dass Weidelgräser in anderen Kulturen zum Problem werden können. Sie sind deutlich konkurrenzstärker als z. B. Ackerfuchsschwanz. Auch die Entwicklung von Resistenzen schreitet rascher voran. Besonders bei pflugloser Bewirtschaftung empfiehlt sich die Nutzung nicht!

Bei der Unkrautbekämpfung lassen sich Bodenherbizide mit 30 bis 50 % der Aufwandmenge, geeignete Blattherbizide mit 100 % der Aufwandmenge einsetzen. Der Abstand zur Ausbringung der Untersaat sollte bei Bodenherbiziden sechs, bei den passenden Blattherbiziden zwei Wochen betragen.

Die Herbizidverträglichkeit hängt aber stark vom Humusgehalt der Böden und dem Verfahren der Ausbringung ab. Wird die Untersaat bei Humusgehalten > 2,5 % über Schleppschuhe ausgebracht, werden halbe Mengen gut vertragen. Wird der Samen, bei Humusgehalten von < 2 % nur oben aufgestreut, kann ein Drittel der Aufwandmenge zu viel sein.

Bewährt, auch unter ungünstigen Verhältnissen, ist eine Spritzfolge aus Elumis gefolgt von Laudis. Nicht geeignet sind hingegen Aspect, Maister power oder Zingis. Der Einsatz von Striegel und Hacke anstelle der zweiten Herbizidbehandlung ist hier besonders interessant. Zum einen gibt es kein Verträglichkeitsproblem, zum anderen erhöht die Bodenbewegung die Auflaufraten.

Untersaaten mit Rotschwingel haben sich in den niederschlagsreichen Mittelgebirgslagen bewährt. Die Untersaat wird hier bei der Maissaat über eine an der Maisdrille aufgesattelte pneumatische Grassämaschine durchgeführt. Die Unkrautbekämpfung erfolgt in diesen Fällen im Nachauflauf. Geeignet sind u. a. Mischungen aus Sulcogan + Laudis OD. Nachbehandlungen gegen Winden können mit Arrat + Dash erfolgen.

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