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Interview mit Corteva

„Wie sieht der Pflanzenschutz der Zukunft aus?

Wir sprachen mit Rudolf Fuchs, Geschäftsführer für Deutschland, Österreich und die Schweiz bei Corteva Agriscience, über die Zukunft des Pflanzenschutzes.

Lesezeit: 4 Minuten

Der Corteva Deutschlandchef Rudolf Fuchs mahnt neue Technologien und Wirkstoffklassen an, um Resistenzen auch in Zukunft umgehen zu können. Biostimulanzien allein seien kein vollumfänglicher Ersatz für den chemischen Pflanzenschutz. Für die Zukunft erwartet er, dass individuelle und regionalisierte Pflanzenschutzlösungen Breitbandlösungen nach dem Motto „one fits all“ ablösen werden.

top agrar: Farm-to-Fork, Ackerbaustrategie und Insektenschutzpaket – all diese Ansätze erfordern u.a. einen verminderten Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Wie kann es gelingen, den Einsatz zu senken und gleichzeitig unsere Kulturen gesund und widerstandsfähig zu halten?

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Rudolf Fuchs: Damit das gelingt, brauchen wir einen integrierten Pflanzenschutz, der acker- und pflanzenbauliche Maßnahmen miteinander kombiniert. Für uns bei Corteva heißt das, Produkte und Konzepte anzubieten, die schadschwellen-konforme Lösungen ermöglichen, wie zum Beispiel selektive Herbizide.

Solche Herbizide können Landwirte standortspezifisch einsetzen und miteinander kombinieren. Zusätzlich werden digitale Lösungen eine gezielte und somit reduzierte Ausbringung ermöglichen. Bei Fungiziden zum Beispiel gelingt dies zum einen über einen Applikationszeitpunkt, der sich an den Krankheitsdruck anpasst, und zum anderen über eine bedarfsgerechte Verteilung des Produkts, abhängig von den verschiedenen Feldzonen.

Unsere digitale Plattform, die auch Lösungen für das Saatgutgeschäft beinhaltet, wird ab März 2022 von zahlreichen Kunden genutzt werden. Wir brauchen und entwickeln neue Technologien und Wirkstoffklassen, um Resistenzen bei zum Beispiel Schlüsselkrankheiten der Pflanzen nachhaltig entgegenzuwirken und ihre Nährstoffeffizienz zu verbessern.

Viele sehen „Biologicals“ bzw. Biostimulanzien als eine Alternative zu chemischem Pflanzenschutz. Wie schätzen Sie die Entwicklung ein? (Werden Biologicals auch für die großen Kulturen entwickelt? Wie hoch sind deren Wirkungsgrade im Vergleich zu chemischen Mitteln?)

Fuchs: Biologische Pflanzenschutzmittel oder Biostimulanzien sind nicht als vollumfänglicher Ersatz für den chemischen Pflanzenschutz zu verstehen, sind aber mit Sicherheit eine sehr wichtige zusätzliche Komponente für die Pflanzengesundheit. Außerdem ermöglichen sie es Landwirten, die Herausforderungen des Resistenzmanagements zu meistern und die Leistung der Pflanzen, aber auch die Bodengesundheit zu fördern.

Auch bei Corteva beschäftigen wir uns mit der Entwicklung und Vermarktung von sogenannten Biologicals. So ist zum Beispiel unser Mais- und Rapssaatgut mit einer biologischen Nährstoffbeize behandelt, die nachweislich das Wachstum fördert. Und für die Anbausaison 2022 führen wir in Deutschland einen biologischen Stickstofffixierer ein. Das ist eine natürliche Stickstoffquelle, namens Utrisha N zur Optimierung der Nährstoffeffizienz. Für alle diese Innovationen braucht es umfassende Forschung und Entwicklung. Wir investieren hier stetig und verfügen deshalb über eine solide Pipeline.

Welche Rolle spielt die Züchtung, wenn es darum geht, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu reduzieren?

Fuchs: Nehmen wir unsere Winterrapssorte Protector Sklerotinia, die tolerant gegenüber Sklerotinia (Weißstängeligkeit) ist und in diesem Jahr zum ersten Mal in Deutschland ausgesät wurde und je nach Standort Fungizidbehandlungen überflüssig macht bzw. reduziert: Sie ist ein gutes Beispiel dafür, dass Züchtung eine fundamentale Rolle bei der Widerstandsfähigkeit gegenüber Pathogenen oder Stressoren und der Pflanzengesundheit spielt. An innovativen Sorten muss weiter geforscht werden, dennoch wird sie den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln nicht überflüssig machen.

In puncto Nachhaltigkeit haben Sie sogenannte Innovationsfarmen initiiert. Was sind die Ziele davon?

Fuchs: Die Innovationsfarmen sind Teil unserer Nachhaltigkeitsstrategie 2030. Hier werden ganzheitliche und vor allem umsetzbare Konzepte für eine zukunftsfähige Landwirtschaft erarbeitet, um ökologische, ökonomische und soziale Anforderungen an die landwirtschaftliche Produktion in Einklang zu bringen. Zusammen mit den Landwirten prüfen wir neue pflanzenbauliche Konzepte auf ihre Praxistauglichkeit. Im Mittelpunkt steht für uns immer die Frage, wie wir Ressourcen effizient nutzen können – ohne Ertragseinbußen und ohne weiteren Verlust von Biodiversität.

Wie wird sich der Pflanzenschutz in den nächsten zehn Jahren entwickeln? Welche Weichen stellen Sie dafür?

Fuchs: Wie sich der Pflanzenschutz zukünftig entwickeln wird, hängt auch von den Ertragszielen der deutschen und europäischen Politik ab. Prinzipiell werden individuelle und regionalisierte Pflanzenschutzlösungen sogenannte Breitbandlösungen nach dem Motto „one fits all“ ablösen.

Wir forschen intensiv und produktiv an nachhaltigen chemischen und biologischen Pflanzenschutzmitteln, Biostimulanzien, Beizmitteln und innovativen Sorten, um Pflanzen widerstandsfähig gegen zum Beispiel Krankheiten oder Schädlinge zu machen. Dafür bauen wir ein europäisches Forschungszentrum für angewandte Saatgutbehandlungstechnologien in Frankreich auf. Und an unserem Züchtungsstandort in Eschbach im Breisgau entsteht ein neues europäisches F&E-Zentrum für Pflanzenschutz. Hinzu kommen digitale Lösungen, um Produkte und Technologien auch sachgerecht einzusetzen. Das sind beispielsweise die digitale Versuchsauswertung mit Drohnen, Fernerkundungen und die Verwendung molekularbiologischer Ansätze zur Erforschung der Wirksamkeit neuer Wirkstoffe auf Pflanzenkrankheiten.

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