Eigentlich heißt der Roboter „Bella Bot“, aber wenn er mit dem charmanten Katzengesicht und dem niedlichen Augenaufschlag vorbeifährt, weiß man, warum Familie Böser von den beiden „Katzen“ spricht. Was sich niedlich anhört, hat einen praktischen Hintergrund: Seit mehreren Jahren sucht Otmar Böser, Betriebsleiter vom gleichnamigen Erdbeer- und Spargelhof in Bruchsal im Landkreis Karlsruhe, bereits eine Möglichkeit, Spargel vom Hofladen an die etwa 30 m entfernte Schälmaschine in der Produktionshalle zu transportieren – ohne dass die Mitarbeiterinnen ständig hin und her laufen müssen. Extra angelegte Fahrspuren im oder auf dem Boden hatten ihn allerdings nicht überzeugt. Durch Zufall ist Familie Böser dann auf „Bella Bot“ aufmerksam geworden. Der Roboter navigiert über programmierte Karten und benötigt keine eingelassenen Fahrspuren.
Laufwege einsparen
Im Betrieb Böser werden 500 bis 1000 kg Spargel pro Tag geschält. Die Schälmaschine ist sowohl für die Hofladenkunden als auch für das Spargelrestaurant in Betrieb. Die räumlichen Gegebenheiten lassen es nicht zu, die Schälmaschine näher am Hofladen zu platzieren. Die Mitarbeiterinnen mussten regelmäßig den Weg zur Schälmaschine zurücklegen. „Das Personal, das läuft, fehlt im Laden oder an der Maschine. Wir mussten die Arbeit effektiver machen“, sagt Otmar Böser. Seit Mai sind zwei Roboter im Betrieb im Einsatz und haben den Betriebsleiter überzeugt. „Installation und Programmierung sind einfach und schnell umzusetzen“, erklärt er.
Da häufig Besuchergruppen in der Halle sind, müssen die Roboter sicher Hindernisse erkennen. Und das tun sie: Entweder fahren sie um die Besucher herum oder sie bleiben stehen und bitten mit freundlichem Augenaufschlag um Durchlass. „Die Roboter arbeiten mit Sensoren“, erklärt Markus Fotsch, der den Roboter in den Betrieb gebracht hat. Er hat bereits mehrere Exemplare an Gastronomiebetriebe und Bäckereien verkauft. Der Einsatz in der Landwirtschaft ist Premiere. Der Probelauf funktioniert bisher reibungslos. „Einprogrammierte Karten geben den Fahrweg vor. Mit Sensoren, die an die Decke geklebt werden, kann sich der Roboter besser orientieren. Zwingend notwendig sind diese allerdings nicht“, erklärt er. Der Roboter kann also auch unter freiem Himmel fahren.
Bis zu 50 Anlaufstellen speicherbar
In der Produktionshalle kommt der ebene Boden dem Einsatz zugute. Diesen benötigt der Roboter vor allem beim Transport von zum Beispiel Getränken in Restaurants. Ein Korridor für die Fahrt ist ebenfalls notwendig. Sind mehrere Roboter im Einsatz, können sie an vorprogrammierten Stellen passieren. Bei einem Einsatz in der Gastronomie können bis zu 50 Tische als Anlaufstelle eingespeichert werden. Im Betrieb Böser sind es der Startpunkt am Hofladen sowie je ein Punkt vor und hinter der Schälmaschine.Ein kurzer Klick auf den Button „Fertig“ lässt den Roboter zu den entsprechenden Stellen fahren. Technik, die pro Roboter etwa 16 000 € kostet.
Für Otmar Böser haben die Katzen viele Vorteile: Sie vermeiden weite Laufwege für das Personal, sie arbeiten zuverlässig und sie sind ein echter Hingucker für die Kunden. Er kann sich auch gut vorstellen, weitere Roboter im Spargelrestaurant einzusetzen, allerdings benötigt es hierfür einen Umbau des Bodens. „Wenn ein Roboter serviert und abräumt, ist das eine enorme Erleichterung für die Servicekräfte“, sagt er. „Da es immer schwerer wird, Personal zu finden, wäre das auf jeden Fall eine enorme Entlastung.“
Lange Standzeiten vermeiden
Ob die beiden „Katzen“ im Betrieb Böser bleiben, muss sich nach dem Probelauf noch entscheiden. „Wenn wir die Roboter ganzjährig einsetzen könnten, wäre es für mich keine Frage“, sagt Otmar Böser. „Da wir nur während der Spargel- und Erdbeersaison geöffnet haben, hätte ich wegen der langen Standzeiten Sorge.“ Die Mitarbeiterinnen im Hofladen und an der Maschine haben sich an die beiden Roboter gewöhnt und bedienen diese inzwischen ganz selbstverständlich.