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topplus Robotik im Hofladen

Verkaufsautomat als Hofladen: Der Roboter-Supermarkt

Rund um die Uhr versorgt ein Robomat Kunden in Waldshut mit Produkten vom Hof Stoll. Die autarke Verkaufslösung ermöglicht dem Betrieb Wachstum. Doch auch ein Roboter muss Kundenbedürfnisse lernen.

Lesezeit: 5 Minuten

Dieser Beitrag erschien zuerst in HOFdirekt 3/23.

Kundin Tanja Jenne steht an der Ausgabe und packt frisches Brot, Äpfel und Sahne in ihre Einkaufstasche. Für sie und die insgesamt 2.500 Bewohner auf dem Aarberg, einem Stadtteil von Waldshut-Tiengen, ist der jahrelange Wunsch nach einem Laden für die tägliche Versorgung endlich in Erfüllung gegangen.

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Automatischer Hightech-Verkauf

Aber anders als erwartet: Seit Ende 2022 ist hier „Berta", eine robotergesteuerte Verkaufsstelle, 24 Stunden sieben Tage die Woche in Betrieb. Die Idee, an diesem Standort eine automatisierte Verkaufsstelle mit einer „Hightech-Verkäuferin“ einzurichten, stammt von den Geschwistern Martin Stoll und Claudia Stein. Die beiden sind in Sachen Direktvermarktung echte Profis. Im 8 km entfernten Küssaberg stehen ihre Kunden im 160 m2 großen Bauernladen Schlange für ihre Leckereien aus der Hofbäckerei und zahlreiche süße und pikante Hofprodukte in Glas und Flasche. 98 % ihres Sortiments stammen aus eigener Produktion. Als Basis hierfür dient das Obst und Gemüse aus eigenem Anbau. „Leider durften wir am Hauptvermarktungsstandort nicht weiter expandieren“, bedauert Martin Stoll.

Mit der Anfrage vieler Bürger von Aarberg, eine Filiale des Hofladens in der Bergstadt zu eröffnen, entwickelte sich das neue Konzept. Oberstes Ziel war die Umsetzung eines personalarmen Stores. Ein reiner Automatenverkauf erfüllte aber nicht Stolls Ansprüche in Bezug auf Sortimentsvielfalt und Management. Den entscheidenden Tipp mitsamt Kontakt lieferte ein Firmenvertreter während einer Fachveranstaltung. Knapp ein Jahr später wurde die von der Kirschenhofer Maschinen GmbH entwickelte robotergesteuerte Verkaufsstelle aufgebaut. Inklusive der Außenanlage investierte Martin Stoll 400.000 € in das neue Konzept.

Das Prinzip ist einfach: Nach wenigen Klicks auf dem Bestelldisplay mit integriertem Bezahlterminal holt ein mannshoher Roboterarm die gewünschten Waren mit seinem Saugkopf aus den gekühlten Regalen und bringt diese über ein Förderband zur Ausgabeluke. Alternativ können die Kunden ihre Wunschprodukte vorab online ordern. Per QR-Code sind sie in wenigen Sekunden auf der Website. Nach Abschluss der Bestellung, erhalten sie als Nachweis einen digitalen Bon. Entscheidend für die Inbetriebnahme von Berta war eine bargeldlose Bezahllösung. Die Geschwister entschieden sich für das VR Payment-System der Volksbanken Raiffeisenbanken. „Unsere Kunden können mit allen gängigen Debit- und Kreditkarten sowie kontaktlos per Handy oder Smartwatch bezahlen“, erklärt Claudia Stein.

Am Eröffnungstag schleuderte Berta uns ein bestelltes Glas Soße so energiegeladen entgegen, dass es zu Bruch ging. - Martin Stoll

Frühchen Berta muss lernen

Berta löste ein enormes Medieninteresse aus. Der Druck, das intelligente Verkaufsmodul endlich in Aktion zu sehen, war so hoch, dass die offizielle Eröffnung rückblickend viel zu früh war. „Am Eröffnungstag schleuderte Berta uns ein bestelltes Glas Soße so energiegeladen entgegen, dass es zu Bruch ging“, erinnert sich Martin Stoll schmunzelnd an die unangenehme Situation bei der Warenausgabe. Während sich die Geschwister seitdem mit den technischen Abläufen auseinandersetzen, lernt der Roboter nach und nach, wie sensibel er mit bäuerlichen Produkten umgehen muss:

  • Im 37 m2 großen, gekühlten Lager lassen sich insgesamt 500 Produkte in einzelnen Fächern listen. Stolls bieten aktuell 200 verschiedene Produkte zum Verkauf, davon 150 hofeigene Spezialitäten. „Leider können wir keine TK-Ware wie Eis anbieten“, bedauert der Betriebsleiter. Produkte wie Milch, Brot, Kuchen, Eier, Aufschnitt sowie Obst laufen besonders gut. Die Fächer lassen sich individuell je nach Produktgröße anpassen.
  • Der Roboterarm greift flache und eckige Ware sicher, nicht aber runde Formen. Unterhalb des Greifarms befindet sich ein Auffangnetz, um Glasbruch zu vermeiden.
  • Wegen der Greifproblematik ist es nötig, dass viele Produkte zusätzlich verpackt werden. „Dies erfordert Kreativität beim Verpacken, mehr Verpackungsmaterial und mehr Personaleinsatz“, gibt Claudia Stein zu bedenken. So benötigen Äpfel in der Tüte zusätzlich einen L-förmigen Karton. Befinden sich mehrere Würstchen in einer Vakuumverpackung, ist die Oberfläche zu wellig, so dass auch hier eine zusätzliche Pappe nötig ist. Um Tortenbruch zu vermeiden, verpackt der Betrieb inzwischen jeweils zwei Stücke Torte in eckige Pappschachteln. Der Roboter ist so gesteuert, dass er die Schachtel aufrecht auf das Abgabeband setzt. Für sensible Produkte wie Erdbeeren ist dies ebenfalls vorgesehen.
  • Berta ist mit verschiedenen Wechselköpfen ausgestattet, beispielsweise benötigt Apfelsaft im 5-L-Bag-in-Box eine andere Saugkraft als verpackter Käse.
  • Der Roboter erkennt, in welchen Fächern das jeweilige bestellte Produkt liegt. Für stark nachgefragte Waren füllt der Betrieb mehrere Fächer. Meldet ein Fach eine Störung, wählt Berta automatisch das nächste Fach mit dem gleichen Produkt. Zudem entnimmt der Roboter zuerst das Produkt mit dem kürzeren MHD.
  • Die Temperatur im Warenlager beträgt einheitlich 7 °C. Zur Kundeninfo kommt auf frisch gebackenes und verpacktes Brot ein Aufkleber: „Back mich kurz im Ofen auf, so dufte und schmecke ich wieder so lecker, wie du mich kennst.“
  • Je nach Produkt oder Produktgruppe sind die Etiketten in unterschiedlicher Höhe angebracht. Problem bei Zukaufsware wie Wein oder Öl: Es kann passieren, dass der Greifkopf am Etikett vorbei durch die Flaschen schaut und das Produkt nicht erkennt.

Kunden virtuell begleiten

Um die tägliche Warenpflege von einer Stunde kümmert sich inzwischen verantwortungsvoll eine Mitarbeiterin. Im Falle einer Störung erhält Claudia Stein eine Nachricht aufs Handy, damit sie schnell reagieren kann. Außerdem können die Geschwister Berta per PC vom Betrieb aus überwachen. Jeder Einkauf ist darstellbar. Geht eine Bestellung schief, erfolgt automatisch eine Korrektur. So ist gewährleistet, dass Kunden nur das zahlen, was sie real bekommen.

Die vergangenen fünf Monate nutzten die Geschwister, um sich mit Berta vertraut zu machen. Inzwischen wurde Berta für dem Umgang mit vielen Hofprodukten sensibilisiert und die Programmierung angepasst. Dank des Fernzugriffs des Herstellers lassen sich die meisten Hürden schnell beseitigen. Mit dem Start der Erdbeersaison im Mai steht somit einer echten Eröffnung nichts mehr im Wege.

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