Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Bürokratieabbau Agrarantrag 2024 Maisaussaat Erster Schnitt 2024

topplus Einkommen durch Landtourismus

Warum eine Familie nicht mehr auf Sauen, sondern auf Landtourismus setzt

Familie van Betteray aus Sonsbeck in NRW hat die Schweinehaltung aufgegeben und sich mit viel Mut einen neuen Betriebszweig aufgebaut. Jetzt setzt sie auf Esel, Workshops und ein Tiny House.

Lesezeit: 5 Minuten

Dass auch die Aufgabe eines Betriebszweiges eine Chance sein kann, zeigt Familie van Betteray vom Klappboomshof: 2021 haben sie die Sauenhaltung aufgegeben und einen ganz anderen neuen Betriebszweig aufgebaut. „Der ausschlaggebende Punkt war das Kastrationsgesetz. Wir waren vorher schon lange unzufrieden mit der Entwicklung im Schweinebereich. Es hat mit den ganzen Auflagen und der Planungsunsicherheit keinen Spaß mehr gemacht“ so Johannes van Betteray.

Zudem war klar, dass keines der Kinder die Schweinehaltung weiter machen würde. Im Sommer 2020 hatten er und seine Frau Brigitte das erste Mal die Aufgabe der Schweinehaltung in Erwägung gezogen und sich die Entscheidung nicht leicht gemacht. „Wir haben fast vier Wochen lang schlecht geschlafen“, so Johannes. „Unser Ziel war immer, dass die Hofstelle erhalten bleibt und sinnvoll genutzt wird“, sagt Brigitte.

Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Direkt im Anschluss, als die letzte Sau im Herbst 2021 den Hof verließ, fing die Familie daher komplett in Eigenregie mit dem Rückbau und Umbau der Stallgebäude an. Knapp ein Jahr hat es gedauert. Das war für den Landwirt wie eine Beschäftigungstherapie. „Es ist aber auch emotional, dass man das, was man selber einst aufgebaut hat, wieder abreißt.“

Fast alle alten Stallgebäude werden nun alternativ genutzt. Den Ackerbau von 40 ha mit Mais, Getreide und Zuckerrüben bewirtschaftet Johannes van Betteray weiterhin selbst: „Da hänge ich auch dran. Das bleibt“.

Esel, Workshops und Tourismus

Noch bevor die Sauen vom Hof gingen, liebäugelte Brigitte Krebber-van Betteray bereits mit der Eselhaltung und dem Themenfeld Erlebnishofpädagogik: „Meine Eltern haben seit 18 Jahren Esel. Da war irgendwie für mich klar, als die Schweine weg waren: Jetzt kommen die Esel hierher und ich will Eselwanderungen machen! Und dann sind wir einfach damit angefangen und haben es probiert.“

Das Ganze sollte aber nicht bloß ein neues Hobby werden: Für die Familie war direkt klar, dass sie hiermit einen neuen ernstzunehmenden Betriebszweig aufbauen will, mit dem sie auch langfristig ein ausreichendes Einkommen zusätzlich zum Ackerbau erzielen kann. Dieses Ziel hat sie mittlerweile erreicht.

Geholfen beim Aufbau des neuen Betriebszweiges hat auch eine Landservice-Beratung der Landwirtschaftskammer. „Das war gut investierte Zeit und gut investiertes Geld. So wird einem auch bewusst, was man für Möglichkeiten überhaupt hat und auf welche rechtlichen Aspekte man achten muss“, so Brigitte.

Mittlerweile hat die Familie vier weiße Esel, mit denen sie regelmäßig Wanderungen für Paare, Familien oder Gruppen von bis zu drei Stunden anbietet. Eine zweistündige Wanderung mit zwei Eseln kostet für zwei Personen 98 € (www.klappboomshof.de).

Die Nachfrage ist gut und wächst weiter, es kommen Interessierte aus Köln, dem Ruhrgebiet und dem Sauerland. Corona habe das Bedürfnis in der Natur unterwegs zu sein verstärkt. Und damit auch die Nachfrage nach Wanderungen. Aus diesem Grund haben Brigitte und ihre Tochter Eva 2022 den Lehrgang zur Selbstständigkeit in der Bauernhofpädagogik gemacht. Jetzt bietet die Familie auch Kindergeburtstage oder Bauernhofolympiaden für Gruppen an.

Regelmäßige Kreativworkshops mit Holz oder Blumen ergänzen das Angebot und werden ebenfalls sehr gut angenommen. Hier berechnet die Familie 35 € pro Person. „Seit einiger Zeit haben wir zudem ein kleines Tiny House, das wir vermieten und wir bieten Campern einen Stellplatz an der Eselwiese an – auch das wird gut nachgefragt.“  Zwei Nächte im Tiny House kosten 190 €. Für den Stellplatz berechnet die Familie 20 € pro Nacht.

Die nächste Generation einbinden

Der Hof hat sich mit den vorhandenen Möglichkeiten weiterentwickelt. Wiesen und Stallungen für die Esel waren bereits vorhanden und die Workshops bietet die Familie in einem der alten Ställe an. Der Hof ist gepflegt und lädt auch durch seine idyllische Lage Gäste dazu ein, dort zu verweilen.

Ihr Sohn Jan (24), arbeitet  als Tischler und hat das Tiny House auf einem alten Anhänger selber gebaut. Und auch Tochter Eva (26) ist eingebunden, sie hat  Marketing- und Digitale Medien studiert und ist für die Werbung zuständig. Sie pflegt die Website, erstellt Flyer und betreut die Social Media Kanäle. Durch den Online-Auftritt und Mundpropaganda ist der Betriebszweig gut ins Rollen gekommen. So sind beide Kinder bereits gut auf dem Hof integriert und zeigen Interesse und Spaß an der neuen Ausrichtung des Hofes.

„Wir stecken zwar noch mehr Arbeit in den Betriebszweig Erlebnisbauernhof, als in den Ackerbau. Aber mittlerweile ist dieser neue Zweig ein wirklich stabiles zweites Standbein neben dem Ackerbau geworden. In Zukunft wollen wir das Ganze noch weiter ausbauen. Ein weiteres ehr außergewöhnliches Projekt ist beispielsweise auch die Flächenverpachtung an einen Winzer, der dabei ist Wein am Niederrhein anzubauen.

Außerdem haben mittlerweile auch unsere Kinder eigene Ideen zur Weiterentwicklung. Das bestärkt uns in der Neuausrichtung“ sagt Brigitte. Beide sind sich sicher, dass auch andere Betrieb offen für etwas Neues sein sollten: „Ich glaube viele Betriebe unterschätzen, welches Potential in ihnen eigentlich schlummert. Man muss nur Mut haben!“

Weitere Infos zum Klappboomshof lesen Sie hier: www.klappboomshof.de

Mehr zu dem Thema

top + Das Abo, das sich rechnet: 3 Monate top agrar Digital für 9,90€

Unbegrenzter Zugang zu allen Artikeln, Preis- & Marktdaten uvm.

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.