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„Pauschale Kritik am Heizen mit Holz ist nicht gerechtfertigt“

Lesezeit: 4 Minuten

Matthias Held erklärt, warum Energieholz als klimaschädlich in Verruf geraten ist und welche Verwendungswege nachhaltig und zukunftsfähig sind.


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Herr Held, die Verwendung von Holz als Brennstoff wird von einigen Organisationen abgelehnt, weil es dem Klima schade. Wie sehen Sie das?


Held: Es gibt in der Tat seit geraumer Zeit Kampagnen, um der Bioenergie ihren festen Platz im erneuerbaren Energiesystem streitig zu machen. Der Zeitpunkt jetzt ist kein Zufall, da in Brüssel der Green Deal verhandelt wird und sich bestimmte Organisationen Medienaufmerksamkeit erhoffen. Dabei konzentrieren diese sich auf Biomasseimporte und die Umrüstung von Kohlekraftwerken auf Industriepellets. Es gibt aber nicht die eine Holzenergie, sondern viele Spielarten und Technologien, die nicht alle mit der Biomassenutzung in Deutschland zu vergleichen sind.


Und welche „Spielarten“ und Holzsortimente sehen Sie als zukunftsfähig an?


Held: Hierzu sind kürzlich einige Studien erschienen, wie z.B. ein Bericht der EU zur energetischen Nutzung von Holz. Er soll Grundlage für anstehende Gesetzesvorhaben der EU sein, wie der Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED III). Unsere Holzenergienutzung aus Waldrest- und Abfallholz schneidet dabei sehr gut ab. Plantagenholz, das auf gerodeten Regenwaldflächen wächst, wird dagegen negativ gesehen und hat die Holznutzung insgesamt in Verruf gebracht. Daneben spielt Holz aber auch in nationalen Studien wie „Klimaneutrales Deutschland“ von Agora Energiewende oder die BioRest-Studie des Umweltbundesamtes eine wichtige Rolle.


Was ist aus Ihrer Sicht der richtige Verwertungspfad für heimisches Holz?


Held: Unser Verband, aber auch die Autoren der genannten Studien sehen in der industriellen Prozesswärme noch viel Potenzial. Heute decken erneuerbare Energieträger in der Industrie erst 4% der benötigten Wärme ab, das Gros sind fossile Brennstoffe wie Kohle oder Gas. Altholz, aber auch Waldrest- und Landschaftspflegehölzer können hier einen wichtigen Beitrag leisten – von der Hackschnitzelheizung für Gärtnereien bis zur Erzeugung von Prozessdampf in größeren Fertigungsbetrieben.


Wird die Nutzung von Waldholz nicht die Nachhaltigkeitsdebatte anheizen?


Held: Nur ein kleinerer Teil der Anlagen über 1 MW in Deutschland nutzt direkt Waldholzsortimente. Der größte Teil ist Holz, das bereits genutzt wurde, z.B. als Bau- oder Möbelholz. Die Agora-Studie geht davon aus, dass die Verwendung von Holz zur Stromerzeugung bis zum Jahr 2050 stark abnehmen wird. Die freiwerdenden Sortimente sollen dann verstärkt in der Prozesswärme genutzt werden. Zusätzliches Potenzial bieten Kurzumtriebsplantagen. Diese werden nach Ansicht der Studienautoren u.a. als Klimaschutzmaßnahme im Rahmen von Agroforstsystemen eine Renaissance erleben. Dazu kommt der Anbau von Gehölzen oder holzartiger Biomasse auf wiedervernässten Moorstandorten.


Aber Rest- und Landschaftspflegeholz sind sehr inhomogen. Wird das die Industrie, die genormte Lieferketten gewohnt ist, nicht abschrecken?


Held: Es stimmt, Holz ist im Handling nicht mit Erdgas zu vergleichen. Aber wir haben in Deutschland ein Netz aus hochprofessionellen Händlern, die verlässlich Holzbrennstoffe in den gewünschten Mengen und Qualitäten zur jeweiligen Anlagentechnik liefern können.


Wie sehen die aktuellen politischen Rahmenbedingungen für Holz aus?


Held: Im Wärmebereich haben wir aktuell mit der neuen Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) die besten Bedingungen, die es bis dato gab. Wer eine Ölheizung durch einen Holzheizkessel ersetzt, kann bis zu 45% der Investitionssumme gefördert bekommen. Auch das KfW-Programm 295 („Erneuerbare Energien in der Wirtschaft“) sorgt für gute Förderbedingungen und hat Holz in den Fokus vieler Industriebetriebe gerückt. Ein weiterer Treiber ist der neue CO2-Preis auf fossile Brennstoffe, der das Bewusstsein auf Alternativen lenkt. Auch das neue Erneuerbare-Energien-Gesetz bietet neue Möglichkeiten, auch wenn es hier noch Herausforderungen gibt.


Welche sind das?


Held: Wir sehen es positiv, dass die Ausschreibungsvolumina für Biomasseanlagen von 200 auf 600 MW pro Jahr erhöht wurden. Das schafft mehr Potenzial für Holz und Biogas. Positiv ist auch, dass die Gebotshöchstwerte, also die maximal mögliche Stromvergütung, um mehr als 2 ct/kWh auf 18,4 ct/kWh für Bestandsanlagen in der zweiten Vergütungsperiode bzw. auf 16,4 ct/kWh für Neuanlagen erhöht wurde. Unsicherheiten gibt es im Markt um eine neue Vorgabe, die bei einer Unterdeckung des Ausschreibungsvolumens künftig die 20% teuersten Gebote streicht. Wie sich diese „endogene Mengensteuerung“ auf die nächsten Ausschreibungsergebnisse auswirken wird, muss nun die Praxis zeigen. Insgesamt sind wir aber zufrieden mit dem EEG 2021.

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