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topplus Interview

Biogas: Ältere Gasspeicher lassen nicht per se mehr Methan durch

Laut Medienberichten haben viele Gasspeicher bei Biogasanlagen Mängel. Das Institut für Entwerfen und Bautechnik am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) relativiert das im top agrar-Interview.

Lesezeit: 4 Minuten

Nach einem Bericht in der Zeitung "VDI-Nachrichten" vom 14. Februar haben 70 bis 85 % aller Biogasanlagen Mängel – besonders bei den textilen Hüllen. Dadurch könne Methan unkontrolliert in die Atmosphäre entweichen. Vier von fünf der Membrandächer müssten in den nächsten Jahren ausgetauscht werden. Die Aussagen stützen sich angeblich auf Untersuchungen der des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT). Im top agrar-Interview stellt KIT-Bautechnologieexpertin Prof. Rosemarie Wagner klar, dass die Aussagen sehr pauschal sind.

Sie werden in dem Bericht zitiert, dass bis zu 85 % der Biogasspeicher Mängel haben. Worauf stützt sich diese Aussage?

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Wagner: Die Veröffentlichung, auf die Sie verweisen, spiegelt eine stark verkürzte, verzerrte und missinterpretierte Darstellung zum Stand zu Biogasanlagen dar. Wir beschäftigen uns im Rahmen von Forschungs- und Entwicklungsprojekten in den letzten fünf Jahren ausschließlich mit textilen Abdeckungen von Biogasspeichersystemen. Daher können wir nur hierzu Stellung nehmen. In der Technischen Regel zur Anlagensicherheit Nr. 120 (TRAS 120) wird empfohlen, die Gasmembran alle sechs Jahre zu wechseln. Bis heute gibt es aber keine fundierten Erkenntnisse darüber, ob die Zunahme einer Methandiffusion mit der Abnahme der Gewebefestigkeit korreliert und dadurch die aufnehmbaren Belastungen geringer werden. Eine geeignete Methode, das festzustellen, fehlt in der Regel auf Biogasanlagen. Meine Aussage wurde vom Autor dahingehend interpretiert, dass ein Großteil der Abdeckungen gefährdet ist. Das ist aber so nicht korrekt.

Wie könnte man die Methandurchlässigkeit feststellen?

Wagner: Es ist eine ungelöste Aufgabe sowohl für Außen- als auch Gasmembran mittels zerstörungsfreier Prüfung, Aussagen über die Alterung der Membranen zu geben. Die bis heute einzige Möglichkeit hierzu ist, aus dem textilen Bauen mit zusätzlichen Mustern die Beständigkeit zu bestimmen. Diese Muster sind in unmittelbarer Nähe der textilen Abdeckungen mit ähnlichen Spannungen und im Gasraum anzubringen, um in regelmäßigen Abständen Proben zu nehmen und zu testen.

Sie selbst haben ja Textilspeicher untersucht, u.a. auf einem Versuchsfermenter in Düren in Zusammenarbeit mit Industriepartnern. Gibt es daraus Erkenntnisse, wie Speicher der Zukunft aufgebaut sein sollten?

Wagner: Es ist sicherlich allen Beteiligten zu empfehlen, nur Membranen zu verwenden, die von den Herstellern explizit für textile Abdeckungen von Biogasspeichersystemen ausgewiesen sind. Dabei sind die Umgebungsbedingungen wie Wind, Temperaturen und Feuchtigkeit mitzuberücksichtigen. Es ist weiterhin zu empfehlen, bei hohen Windlasten den Innendruck im Stützluftraum zu erhöhen, insofern die Befestigung und der Behälter hierfür genügend Tragreserve haben.

Was raten Sie den Anlagenbetreibern jetzt?

Wagner: Unsere Forschungstätigkeit zielt darauf ab, zu textilen Abdeckungen fachlich begründete Aussagen zu bekommen, die eine hohe Lebensdauer und Beständigkeit für die Betreiber ermöglichen und sowohl CO2- als auch den Methanausstoß in die Atmosphäre so gering wie möglich zu halten.

Unsere Erfahrung nach gibt es bestimmte Einflussgrößen, durch die es zum vorzeitigen oder unplanmäßigen Membranversagen kommen kann. Dazu gehören Extremwetterereignisse oder dass der Speicher bei einer ungünstigen Wettersituation zeitgleich befüllt oder entleert wird. Ein Risikofaktor ist auch ein PVC-beschichtetes Polyestergewebe, das bereits Spuren von Versandung bzw. rauher Oberfläche auf der Außenseite erkennen lässt. Mein Rat an die Betreiber ist, sich an die Empfehlungen des DWA-Merkblattes 377 zu halten. Hierzu gehört insbesondere die Messung des Innendrucks im Stützluftraum.

Dieser sollte bei Extremwetterereignissen beobachtet werden. Auch ist es sicherlich anzustreben, für den Stützluftraum Ventilatoren mit einem hohen Volumenstrom bei geringem Differenzdruck zur Umgebung einzusetzen. Feststeht aber: Nach der Beschäftigung mit den textilen Abdeckungen sind wir überzeugte Befürworter von Biogasanlagen.

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