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topplus Artenvielfalt auf dem Acker

Alternativen zum Biogasmais: Silphie, Miscanthus oder Wildpflanzen?

Auf einem Webinar des Fachverbandes Biogas stellten Experten verschiedene alternative Energiepflanzen vor. Alle haben Vor- und Nachteile gegenüber dem etablierten Energiemais.

Lesezeit: 4 Minuten

Auf mehr als 10.000 ha Anbaufläche wachsen in Deutschland alternative, mehrjährige Energiepflanzen. Den Großteil nimmt dabei die Durchwachsene Silphie als Dauerkultur ein. Stark im Kommen sind außerdem Wildpflanzenmischungen. Als junge Alternative mit noch viel Potenzial gilt zudem grün geernteter Miscanthus. Diese drei Alternativen stellten am Dienstag Vormittag vier Experten auf einem Webinar vom Fachverband Biogas vor. Dabei wurde deutlich, dass sich neben der höheren Artenvielfalt auf dem Acker auch die Risikoverteilung vor allem in trockenen Jahren und die geringeren Anbaukosten als Plus gegenüber dem sonst etablierten, ertragsstarken Energiemais herausgestellt haben.

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Sllphie liefert Biogas und Fasern

Auf rund 10.000 ha wächst heute in Deutschland die Durchwachsene Silphie, berichtete Alexandra Kipp von der Energiepark Hahnennest GmbH & Co. KG aus Baden-Württemberg. Die blühende Dauerkultur ist mittlerweile nicht nur als Energiepflanze für die Biogasproduktion gefragt, sondern auch als Faserpflanze für die Papier- und Verpackungsindustrie. Zusammen mit der Partnerfirma OutNature hat die Energiepark Hahnennest eine Anlage zur Faserproduktion entwickelt, für die je nach Anlagengröße 400 oder 800 ha Silphie benötigt werden. Das Abwasser der Faserproduktion lässt sich anschließend in einer Biogasanlage verwerten, wobei es etwa 50 % der Gasausbeute der reinen Silphiesilage liefert. „Die Faserproduktion ist auch ein Standbein für Post-EEG-Anlagen“, stellte Kipp in Aussicht. Neben dem Verkauf von Strom, Wärme bzw. Fasern könnte auch die Humusanreicherung mit bis zu 2 m langen Feinwurzeln eine Einnahmequelle werden.

Wildpflanzen für große Artenvielfalt

Sehr gute Erfahrungen haben Anbauer in ganz Deutschland mit mehrjährigen Wildpflanzenmischungen gemacht, erläuterte Werner Kuhn vom Netzwerk Lebensraum Feldflur. Als praktikabel hat sich die Direktsaat der sehr leichten Samenkörner in die Stoppeln von Ganzpflanzen erwiesen. Nach der Ernte wächst in der Regel ein zweiter Aufwuchs heran, der jedoch zum Schutz der Tiere nicht geerntet wird, sondern über Winter stehen bleibt. „Als heckenähnliche Struktur lassen einige Landwirte zudem einen Streifen stehen, der erst im nächsten Jahr geerntet wird“, ergänzte Kuhn. In den Wildpflanzenbeständen haben Ornithologen bis zu 30 Feldvogelarten und nachts auch acht Fledermausarten festgestellt. „Die Blüten bieten auch nachtaktiven Insekten Nahrung, die als Beute für die Fledermäuse in Frage kommen“, sagte Kuhn. Auch viele Arten und Individuen von zum Teil hoch gefährdeten Wildbienen besuchen die Flächen, zeigen die Erfahrungen vom Projekt „Blühende Biomasse“ aus dem Landkreis Rhön-Grabfeld, wie Projektleiterin Michaela Stäblein von der Agrokraft GmbH berichtete. Das Projekt ist ein Gemeinschaftsprojekt vom Bayerischen Bauernverband und dem Bund Naturschutz aus Bayern.

Miscanthus als Alternative

Rund 20 Jahre lässt sich eine Miscanthusfläche ernten, erläuterte Elena Magenau von der Uni Hohenheim. Als Biogassubstrat wird er im Oktober grün geerntet. Zu den Vorteilen zählen langjährige Bodenruhe, geringer Pflanzenschutzmittelbedarf, Humussteigerung, geringes Risiko von Erosion und Nährstoffauswaschung, die Toleranz gegen Trockenheit und die hohe Wassernutzungseffizienz. Das Methanertragspotenzial liegt bei 6000 m³/ha. Mit Blick auf die Biodiversität sorgt der Anbau für eine zusätzliche Struktur, die Tieren zwar keine Nahrung, aber Rückzugsmöglichkeiten und Lebensraum bietet. Bei größeren Schlägen über 10 ha sowie in ohnehin schon strukturierter Landschaft mit Hecken oder Wald sinkt der ökologische Wert, schränkte Magenau ein. Ein lückiger Bestand mit Begleitflora kann die Artenvielfalt bei den Insekten fördern. „Insgesamt ist die Biodiversität gegenüber einjährigen Ackerkulturen gleich und zum Teil höher“, sagte Magenau.

Die Fördermöglichkeiten

Die alternativen Energiepflanzen könnten aufgrund von verschiedenen Fördermitteln künftig mehr Auftrieb erhalten:

  • Ab Anfang 2023 könnte der Anbau unter die „Öko-Regelungen“ der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) fallen, z.B. im Rahmen der Maßnahme „Anbau einer vielfältigen Fruchtfolge“. Die Anlage von Blühflächen auf Ackerland fällt dagegen nicht darunter, weil bei diesen eine Ernte ausgeschlossen ist. „Aktuell werden alternative Energiepflanzen nicht wirklich in der Ausgestaltung der GAP berücksichtigt“, erklärte Dr. Stefan Rauh, Geschäftsführer im Fachverband Biogas. Es wäre aber möglich, dass bei der weiteren GAP-Ausgestaltung auch biogasbezogene Regeln eingeführt werden. Der Fachverband Biogas ist hierzu mit dem Bundeslandwirtschaftsministerium im Gespräch.
  • Aktuell fördert Niedersachsen den Anbau von Wildpflanzen für die Biogasanlage mit 500 €/ha. „Andere Bundesländer wollen dem Beispiel folgen und den Anbau über die 2. Säule der GAP fördern“, erläuterte Rauh.
  • Miscanthus könnte im Rahmen der Erneuerbare-Energien-Richtline (RED II) als Rohstoff für die Biokraftstoffproduktion interessant sein, weil lignocellulosehaltige Biomasse als „fortschrittlich“ eingestuft und damit über hohe Treibhausgasminderungswerte bevorzugt wird.

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