Mit Wasserstoff aus regenerativen Energiequellen wie Wind und Solar und Biomethan könnten Dekarbonisierung und Flexibilität in der Wärme- und Stromversorgung vorangebracht werden. Eine gesetzlich festgelegte und über die Jahre ansteigende Quote sei das Mittel der Wahl, um Erdgas durch grüne Gase zu ersetzen, und dabei zugleich auf die bestehende Infrastruktur der Gasverteilung zurückzugreifen. Davon ist die Plattform Erneuerbare Energien Baden-Württemberg (Plattform EE BW) überzeugt. Die Plattform ist eine Dachorganisation der erneuerbaren Energien in Baden-Württemberg und wurde im März 2019 gegründet.
Für Heizungskeller oder Schwerlastverkehr
Mehr Engagement für grünes Gas sei auch im Südwesten Deutschlands nötig. Insbesondere im Wärmesektor, in dem durch das Erneuerbare-Wärme-Gesetz bereits die richtige Richtung eingeschlagen würde, müsse die Dekarbonisierung weiter vorangetrieben werden. Grünes Gas, das Erdgas beigemischt und über das bestehende Gasnetz verteilt werden kann, biete hier die Möglichkeit, einen weiteren erneuerbaren Energieträger zur Wärmegewinnung bereitzustellen. So kann Wasserstoff – neben der direkten Anwendung in der Industrie, im (Schwerlast-)Verkehr oder in Brennstoffzellenbussen – zum Beispiel auch im Heizungskeller Einzug finden. Einige Pilotprojekte in Norddeutschland setzen dies schon um.
Bei konventionellem Erdgas dagegen würden Treibhausgase nicht nur bei der Verbrennung in Blockheizkraftwerken oder Gaskesseln emittiert, auch die hohen Emissionen während Förderung und Transport müssten berücksichtigt werden, insbesondere bei Fracking-Gas aus den USA.
Grüne Gase auch in Gaskraftwerken nötig
Der schnelle Aufbau von Kapazitäten für regeneratives Gas zum Beispiel in Form von grünem Wasserstoff sei auch für die Versorgungssicherheit und die schnelle Fortsetzung des Kohleausstiegs im Süden Deutschlands von existenzieller Bedeutung. Dies gelte insbesondere dann, wenn die Windparks und Solarkraftwerke im Land weniger Strom ins Stromnetz einspeisen. Die dafür als Ersatz vorgesehenen Gaskraftwerke dürften aus Sicht der Plattform EE BW keine reinen fossilen Erdgaskraftwerke sein, sondern müssen langfristig mit grünem, regenerativ hergestelltem Gas betrieben werden.
Verpflichtende Quote für grünen Wasserstoff und Biogas ab 2021
Deshalb fordert die Plattform Erneuerbare Energien die Landesregierung dazu auf, über den Bundesrat dazu beizutragen, den Anteil von grünem Gas zu erhöhen. Die Einführung einer verpflichtenden Quote erscheint dafür als adäquates Instrument. Schon ab dem Jahr 2021 sollte nach Ansicht der Plattform eine anspruchsvolle Quote für Gasversorger festgelegt werden, die dann über die Jahre stark ansteigt. Die Plattform EE BW wird den Dialog mit Politik und Gaswirtschaft suchen, um ehrgeizige, aber machbare Ziele zu erreichen.
Durch die stetige Erhöhung der Quote wäre zudem sichergestellt, dass wegen des höheren Wasserstoff-Gehalts gegebenenfalls notwendige Anpassungen an Infrastruktur und technischen Anlagen auf Verbraucherseite flächendeckend vorgenommen würden. Dies muss zugleich regulatorisch begleitet und gefördert werden. Verschiedene Pilotprojekte in der EU zeigen aber auch, dass Beimischungen von bis zu 20 Prozent Wasserstoff in bestehende Gasverteilnetze für Privathaushalte möglich sind. Auch die erfolgte Umstellung von Stadtgas auf Erdgas in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts zeigt, dass technische Anpassungen aufgrund der Veränderung der Gaszusammensetzung möglich sind.