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Grüner Wasserstoff ist wirtschaftlich

Bei einem schnelleren Zubau von erneuerbaren Energien könnten die Kosten für Wasserstoff um bis 2040 um ca. 83 % sinken, zeigt eine neue Studie.

Lesezeit: 4 Minuten

Deutschland kann seinen künftigen Wasserstoffbedarf bei maximaler Klimaschutzwirkung und mit zugleich klaren Kostenvorteilen durch „grünen“, also mit erneuerbarem Strom produzierten Wasserstoff decken. Dies ist das Ergebnis einer neuen Studie, die der Ökoenergieanbieter Greenpeace Energy gestern vorstellte. Im Vergleich möglicher Wasserstoff-Ausbaupfade erwies sich erneuerbar produzierter Wasserstoff in Verbindung mit einem schnellen Erneuerbaren-Zubau als die deutlich günstigste Variante: Die Kosten für grünen Wasserstoff sinken von 44,50 € je Megawattstunde (MWh) im Jahr 2025 bis 2040 auf 7,20 €/MWh. Je höher der Graustromanteil im Strommix, desto weniger wirtschaftlich wäre die Wasserstoff-Produktion. Am schlechtesten schneidet „blauer“ Wasserstoff ab (Nutzung von Erdgas plus unterirdische Verpressung des freiwerdenden CO₂). Blaues H₂ wäre 2025 rund ein Drittel und 2040 sogar elfmal teurer als die grüne Alternative.

Auch bei den CO₂-Emissionen sei grüner Wasserstoff klar überlegen, wie die von dem Energiemarkt-Experten Steffen Bukold und dem Analyseinstitut Energy Brainpool erstellte Studie zeigt: Hier sinkt der CO₂-Ausstoß schon ab dem Jahr 2035 auf null, während bei den anderen Ausbaupfaden teils erhebliche Emissionen verbleiben.

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Kein kontinuierlicher Betrieb des Elektrolyseurs nötig

Laut Fabian Huneke von Energy Brainpool ist es falsch anzunehmen, die Wasserstoffproduktion sei nur mit hohen Vollbenutzungsstunden des Elektrolyseurs wirtschaftlich. „Unsere Studie zeigt, dass sich auch der diskontinuierliche Betrieb rechnet, wenn er bei günstigen Strompreisen stattfindet.“ Er plädiert dafür, Elektrolyseure flexibel einzusetzen und dabei günstigen Strom in Zeiten zu nutzen, wenn der Börsenstrompreis z.B. bei hohem Windstromangebot niedrig ist. „Für günstige Wasserstoffpreise ist nicht nötig, die Energie aus der Sahara zu nutzen, das geht auch bei uns“, erklärt er.

Wie Steffen Bukold weiter deutlich machte, sei der geplante Import von grünem Wasserstoff sogar teuer. Denn die nötige Verflüssigung für den Schiffstransport oder die Umwandlung in Ammoniak für den Transport und die spätere Rückumwandlung in Wasserstoff verursachten erhebliche Kosten.

Bundesregierung könnte falsche Anreize setzen

„Wir sehen die Gefahr, dass die Bundesregierung im neuen EEG 2021 sowie bei der Umsetzung ihrer Nationalen Wasserstoffstrategie falsche Anreize für die Markteinführung setzt“, sagt Marcel Keiffenheim, Leiter Politik und Kommunikation bei Greenpeace Energy. „Dann hilft Wasserstoff aber weder beim Klimaschutz noch volkswirtschaftlich, sondern schadet Deutschland doppelt, wie die Studie zeigt. Sinnvoll ist nur ein Ausbaupfad für grünen Wasserstoff.“

Tatsächlich aber klaffe zum Beispiel bei der Bedarfsplanung eine große Lücke mit problematischen Folgen, so Keiffenheim: Während die Bundesregierung bis 2030 Elektrolysekapazitäten von fünf Gigawatt (GW) anstrebt, mit der jährlich 15 bis 20 Terawattstunden (TWh) grüner Wasserstoff produziert werden können, prognostiziert sie zugleich eine Nachfrage nach 90 bis 110 TWh. Die Lücke von mindestens 70 TWh müsste entweder durch Importe gefüllt werden oder durch Anlagen zur Produktion von blauem Wasserstoff. Doch dafür, warnt Keiffenheim, fehlten elementare Voraussetzungen.

CO₂-Speicherkapazitäten fehlen für "blauen" Wasserstoff

„Unsere Analysen zeigen, dass blauer Wasserstoff ein Irrweg wäre, auf dem Deutschland seine Klimaziele klar verfehlen würde“, sagt Studienautor Steffen Bukold. Selbst bei optimistischen Annahmen entstünden bei blauem Wasserstoff auch 2040 noch mindestens 60 g CO₂ pro Kilowattstunde (kWh), wahrscheinlich sogar mehr als 200 g/kWh. Hinzu kämen die deutlich höheren Kosten. „Blauer Wasserstoff hat aber eine weitere entscheidende Schwachstelle“, ergänzt Bukold: „Für deutsche Produzenten stehen bis 2030 praktisch keine Speicherkapazitäten für das abgefangene CO₂ zur Verfügung. Das heißt: Diese Emissionen gelangen letztlich direkt in die Atmosphäre.“

Aus Sicht von Greenpeace Energy sollt die Bundesregierung nur erneuerbaren Wasserstoff fördern – z.B. über die Befreiung von der EEG-Umlage. Außerdem sollte die Politik die Nachfrage nach Wasserstoff nicht künstlich anheizen, solange noch keine ausreichenden Mengen an grünem Wasserstoff zur Verfügung stehen. Empfehlenswert sei der Einsatz zunächst etwa im öffentlichen Nahverkehr und anderen dezentralen Projekten mit hohem CO₂-Minderungsfaktor.

Die Studie können Sie hier abrufen.

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