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topplus Erneuerbare Wärme

Wärmepumpengipfel: Breites Bündnis will mindestens 500.000 neue Anlagen pro Jahr

Die Wärmepumpe soll eine Schlüsselrolle bei der Umstellung auf erneuerbare Energien spielen. Der Bund sollte auch Technologien wie Solar, Holz oder biogenes Flüssiggas einplanen, fordert die Branche.

Lesezeit: 6 Minuten

Bis zum Jahr 2030 sollen der Bestand an Wärmepumpen von heute 1,1 Mio. auf 6 Mio. ausgebaut werden. Das haben die Beteiligten eines virtuellen Wärmepumpengipfels in der vergangenen Woche beschlossen. Zu diesem hatten Vizekanzler und Bundeswirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck und Bundesbauministerin Klara Geywitz eingeladen. Auf dem Treffen nahmen insgesamt 26 Vertreter von Unternehmen, Verbänden, Handwerk, Gewerkschaften und der Verbraucherschutzverbände teil. Alle Beteiligten waren sich einig, dass mehr Tempo bei der Transformation der Wärmeversorgung notwendig ist und es daher gemeinsamer Anstrengungen bedarf, um die Wärmepumpenproduktion und -installation sowie deren Netzanbindung voranzubringen. Das Ziel sind 500.000 neu installierte Wärmepumpen pro Jahr ab dem Jahr 2024.

„Wenn wir uns konsequent aus der Klammer russischer Importe befreien wollen, dann dürfen wir nicht nur an den Stromsektor denken, sondern dann brauchen wir gerade auch den Wärmebereich. Ab dem 01.01.2024 soll möglichst jede neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden“, sagte Habeck. Für Bauministerin Gleywitz sind Wärmepumpen ein wichtiger Bestandteil bei der Umstellung der Heizungssysteme. Die Landesbauverordnungen müssten auf ihre Flexibilität und Machbarkeit für den zügigen Einbau von Wärmepumpen hin überprüft werden.

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Lange Wartezeiten

Wie die Ministerien mitteilen, sei das Interesse an Wärmepumpen zuletzt stark gestiegen, so dass es bereits jetzt zu langen Lieferzeiten und Engpässen bei den Installationskapazitäten sowie bei den Netzanschlüssen kommen könne. Im Jahr 2021 wurden ca. 154.000 Wärmepumpen installiert (28 % Steigerung gegenüber dem Vorjahr). Damit wurde erstmals die Marke von 1 Mio. insgesamt in Deutschland installierten Wärmepumpen überschritten. Ihr Anteil an den neu installierten Heizungen betrug im Jahr 2021 aber nur knapp 17 %. Von insgesamt über 900.000 neuen Heizungen hatten Gasheizungen einen Marktanteil von rund 70%. Um das Ziel von mindestens 500.000 neu installierten Wärmepumpen im Jahr 2024 zu erreichen, ist also eine massive Beschleunigung des Markthochlaufs erforderlich.

Damit das Angebot mit dieser Entwicklung mithalten kann, haben die Beteiligten des Wärmepumpengipfels eine gemeinsamen Erklärung verabschiedet. Darin sind verschiedene Handlungsfelder enthalten, in denen Verbesserungen nötig sind, damit der Ausbau beschleunigt werden kann.

Anreize für den schnelleren Ausbau

Danach soll die Bundesregierung die Anreize verbessern, damit Wärmepumpenproduktion und -installation beschleunigt und Markthemmnisse in der Förderung und Regulatorik abgebaut werden. Dazu gehören in einem ersten Schritt die Erarbeitung eines „Aufbauprogramm Wärmepumpe“ sowie weitere Maßnahmen im Bereich Weiterbildung zu Planung und Einbau der Geräte.

Die Hersteller sollen ihrerseits Maßnahmen ergreifen, um Produktionskapazitäten zu erweitern und Wärmepumpen so weiterzuentwickeln, dass deren Installation vereinfacht und verkürzt wird. Die Steuerung und Regelung von Wärmepumpen soll einfacher und effizienter werden. Die Hersteller und das Handwerk werden sich verstärkt dem Thema Einbau von Wärmepumpen im Gebäudebestand widmen und entsprechende Systeme anbieten.

Auch will die Bundesregierung Betriebe dabei unterstützen, die notwendigen Kompetenzen zu erwerben und Fachkräfte zu gewinnen, u.a. mit der Förderung von Schulungen fördern und dem Kompensieren von Verdienstausfällen.

Heizungsindustrie sieht Herausforderungen

Der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) sieht Hürden für den schnelleren Ausbau der Wärmepumpentechnologie in der Verfügbarkeit und Qualifikation des Fachhandwerks und in der Verfügbarkeit von Vorprodukten und Material. Zudem müsse der Ausbau der Marktanteile der Wärmepumpe mit dem Ausbau der gesicherten Leistung in der Stromerzeugung zur Deckung der Spitzenlast und der Verteil- und Übertragungsnetze einhergehen, so Glock.

BDH fordert Technologieoffenheit

Im Rahmen des Termins wies der BDH-Präsident Uwe Glock insbesondere auch auf die Heterogenität des deutschen Gebäudebestandes hin. Nach Auffassung der Heizungsindustrie sei es wichtig, dass bei der Wahl der Wärmeerzeuger das individuelle Gebäude sowie der Sanierungsanlass in den Mittelpunkt der Betrachtung gestellt würden. Die Wärmepumpe sei eine wichtige Säule der Wärmewende, aber es würde die gesamte Breite der technologischen Lösungen erfordern, um die Klimaschutzziele im Wärmemarkt zu erreichen. Dazu zählt der BDH insbesondere auch hybride Lösungen, die eine Wärmepumpe mit einem weiteren Wärmeerzeuger kombinieren, sowie auch wasserstoffkompatible Heizungen sowie die Wohnungslüftung mit Wärmerückgewinnung, die holzbasierte Wärme und die Solarthermie. „Wir begrüßen, dass vom Wärmepumpengipfel auch ein Bekenntnis der Politik zur technologieoffenen Umsetzung der Wärmewende ausgeht. Nur mit einem breiten technischen Lösungsangebot tragen wir der Heterogenität der Bestandsgebäude Rechnung und werden den unterschiedlichen Bedürfnissen und Lebensverhältnissen der Menschen gerecht“, unterstreicht Glock.

Weitere Förderung wichtig

Im Kontext der bereits hohen Inflation im Euro-Raum verbunden mit weiteren preistreibenden Elementen (u.a. neue Lohnforderungen, Preissteigerung von Vorprodukten und anhaltend hohe und steigende Energiepreise) sprach Glock auch den nachhaltigen Kaufkraftverlust der Haushalte an. Daher sei es wichtig, dass der seit 2020 eingeschlagene Weg, die Investitionen der Verbraucher finanziell anzureizen, fortgeführt wird. Bei stark steigenden Installationszahlen müsse sichergestellt werden, dass die Förderung nicht aus Finanzierungsgründen abreißt. „Die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) sei ein Erfolgsmodell. „Die Politik muss die finanzielle Ausstattung unbedingt sicherstellen. Nach Jahrzehnten des Modernisierungsstaus, sehen wir jetzt, dass die Menschen bereit sind, in Klimaschutz zu investieren“, sagte Glock.

BEE fordert Umsetzung des Gebäudenergiegesetzes

Laut Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE) muss die Regierung jetzt Planungs- und Investitionssicherheit für die Branche herstellen. In erster Linie müsse dafür rasch die Ankündigung für das Gebäudeenergiegesetz umgesetzt werden, dass ab 2024 bei jeder neuen Heizung mindestens 65 % erneuerbare Wärme eingesetzt werden soll. Außerdem sollte eine Abkehr von der Stromgutschriftmethode bei den Primärenergiefaktoren für Fernwärme und eine gesetzliche Verankerung der Ausbauziele für erneuerbare Wärme erfolgen. „Der Koalitionsvertrag weist ein Ziel von 50 % erneuerbarer Energien an der Wärmeversorgung im Jahr 2030 aus. Das Ziel sollte im Gebäudeenergiegesetz (GEG) gesetzlich festgeschrieben und um weitere Langfristziele für 2040 und 2045 ergänzt werden“, fordert BEE-Präsidentin Dr. Simone Peter.

DVFG: „Ländlicher Raum braucht andere Lösungen“

„Die Bundesregierung übersieht mit ihrer Fixierung auf die Wärmepumpe die Notwendigkeit, den Menschen im ländlichen Raum angepasste und technologieoffene Lösungen zu ermöglichen.“ Mit diesen Worten kommentierte Jobst-Dietrich Diercks, Vorsitzender des Deutschen Verbandes Flüssiggas (DVFG), die Ergebnisse des Wärmepumpen-Gipfels. Er appellierte an Wirtschaftsminister Habeck und Bauministerin Geywitz, in der Planung der Wärmewende nicht die Bestandsgebäude im ländlichen Raum zu übersehen, die für die reine Elektrifizierung nicht in Betracht kommen. „Bis zu einer Million Wohngebäude außerhalb der Wärmenetze dürften für ihre Wärmeversorgung auf andere Lösungen als die Wärmepumpe angewiesen sein.“
Neben der elektrischen Wärmepumpe stünden erneuerbare Energieträger wie biogenes Flüssiggas oder rDME (Dimethylether) in Kombination mit moderner Heiztechnik, Solar- und PV-Unterstützung ergänzend zur Verfügung, um das 65 %-Ziel ab 2024 zu erreichen. Im Rahmen der geplanten Novelle des Gebäudeenergiegesetzes sei die Erfüllungsoption ‚erneuerbarer Energieträger‘ im Wohnungsbestand für biogenes Flüssiggas zu bewahren und um rDME zu erweitern, als frei wählbare Alternativen zur Wärmepumpe.

Die gemeinsame Erklärung des Wärmepumpengipfels finden Sie hier.

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