Christine Stiegeler hätte nicht gedacht, dass sie sich auf dem Milchviehbetrieb ihres Mannes Johannes Stiegeler in Ottobeueren im Unterallgäu jemals so wohl fühlen würde. Für das junge Paar gilt: Gegensätze ziehen sich an.
Christine Stiegeler, 32 Jahre
Johannes und ich haben uns vor zehn Jahren beim Fasching kennengelernt, ich ging als Pippi Langstrumpf, er als Mönch. Ich konnte mir lange nicht vorstellen, zu ihm auf den Hof zu ziehen, hatte Zweifel, ob ich dort richtig bin, für immer dort leben möchte. Ich liebe meinen erlernten Beruf, Krankenschwester, und arbeite weiterhin im mobilen Pflegedienst. Seit unsere beiden Jungs Valentin und Vincent geboren sind, bin ich auf 400-Euro-Basis tätig.
Johannes hat mir Zeit gelassen, mich an den Hof zu gewöhnen und einen Schritt nach dem anderen zu machen. Erst nach sieben Jahren sind wir zusammengezogen. Inzwischen habe ich den Betrieb schätzen gelernt. Es geht so familiär zu und toll ist, dass die Kinder voll integriert sind. Betreuungsprobleme gibt’s nicht. Ich war schon immer gerne in der Natur und liebe den Duft von Gras und Heu in der Ernte. Unserer Beziehung hat das Zusammenziehen richtig gut getan. Vorher habe ich alleine mit unserem Sohn im Ort gewohnt, und obwohl Johannes uns viel besucht hat, war die Zeit anstrengend. Seitdem wir zusammen wohnen, habe ich mehr Verständnis für die langen Arbeitszeiten und dafür, dass Johannes schlecht abschalten kann.
Manchmal greife ich durch, weise auf den Feierabend hin, nehme ihm die Landwirtschaftszeitschrift einfach weg. Einmal habe ich einen Türkei-Urlaub für mich und die Kinder gebucht. Kurzentschlossen ist Johannes mitgekommen. Für mich ist es sehr wichtig, meine Freundinnen zu treffen, rauszukommen und den Hof für ein paar Stunden zu verlassen. Johannes hat dafür Verständnis, ist aber selbst ganz anders. Überhaupt ist er mein Gegenpart und mein Ruhepol: Er reagiert ganz ruhig und gelassen, wenn ich aufdrehe.