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Drei Gewerbebetriebe im alten Rinderstall

Lesezeit: 4 Minuten

M arianne Spannraft (49) aus Da-chau hatte wenig Alternativen, als ihr Mann vor sieben Jahren starb. Allein konnte sie den 40 Kuh-Betrieb nicht be-wältigen. Die Kühe standen in Anbinde-haltung, die weiblichen Jungrinder auf Tiefstreu. Deshalb fasste die Bäuerin den Entschluss, die Tierhaltung auslaufen zu lassen und die vorhandenen Gebäude zu vermieten. Die 50 ha Ackerland wollte sie aber zusammen mit ihren zwei Söhnen weiterbewirtschaften. Die Voraussetzungen für eine Vermie-tung waren denkbar günstig. Der Betrieb liegt 2 km vom Zentrum der Stadt Dachau und nur 18 km von der Stadtgrenze Mün-chens entfernt. Außerdem verfügt er über eine asphaltierte Hinterhofeinfahrt mit di-rekter Anbindung zur Staatsstraße, so dass auch größere Lkws problemlos auf den Hof fahren können. Nachdem sie beim zuständigen Bauamt die Nutzungsänderung beantragt hatten, machten sich Spannrafts an den Umbau des 140 m 2 großen und etwa 70 Jahre alten Jungviehstalls. Sie ebneten die gesamte Bodenfläche auf ein Niveau ein. Danach brachten sie eine Kiesdecke und eine 15 cm starke Betonschicht auf. Nach dem Härten schliffen sie die Betonfläche mit einem Glätter ab. Decken und Wände wurden le-diglich frisch gestrichen. Die Installation von Wasserleitung und Heizung übernahm Sohn Christian Spannraft. Ursprünglich wollten Spannrafts die Fläche als Lagerraum vermieten. Schließ-lich gaben sie jedoch einem Schreiner den Zuschlag, der nach Räumen für eine Werk-statt suchte. Auf Wunsch des Schreiners wurde die Werkstatt vier Jahre später um 100 m 2 er-weitert. Marianne Spannraft nutzte dazu ein überdachtes Fahrsilo, das sich direkt im rechten Winkel an den ehemaligen Jung-viehstall anschloss. Die offenstehenden Gebäudeseiten wurden geschlossen und das Dach neu eingedeckt und isoliert. Den 370 m 2 großen Kuhstall mit massi-ver Betondecke nahm Marianne Spannraft bereits 1994 in Angriff. Dabei verfuhr sie wie beim Jungviehstall. Der Aufwand war jedoch größer, weil der Boden erhebliche Höhenunterschiede aufwies: So musste al-lein vom Futtertisch ein halber Meter ab-getragen werden. Außerdem ließ Marianne Spannraft quer zum Stallgebäude eine Mauer einzie-hen, die das Gebäude in zwei nahezu gleich große Hälften teilt. Sie war überzeugt, zwei kleinere Räume leichter vermieten zu kön-nen als das gesamte Gebäude. Auch für den Kuhstall hatte Marianne Spannraft schnell Mieter gefunden. Den etwa 200 m 2 großen Raum an der Ostseite des Gebäudes nutzt ein Farbenhändler als Zwischenlager. Der rückwärtige Gebäude-teil dient einer Spezialfirma für Pflasterar-beiten zum Unterstellen ihrer Maschinen. Der Pflasterer hat zudem noch 360 m 2 Hof-fläche zum Lagern von Pflastersteinen an-gemietet. Die restlichen Gebäudeflächen will die Landwirtsfamilie selbst nutzen. Denn Ste-fan Spannraft, der gerade die landwirt-schaftliche Fachschule besucht, will den Ackerbau langfristig im Nebenerwerb weiterführen. Und die dafür notwendigen Maschinen will er alle unter Dach haben. Wie teuer war der Umbau? Marianne Spannraft hat für den Umbau von 610 m 2 Gebäudefläche insgesamt 125 000 DM ausgegeben. Hinzu kommen enorme Eigenleistungen. Die beziffert die Bäuerin auf 1 100 Stunden. Berücksichtigt werden muss jedoch, dass der Schreiner ei-nen Teil der Kosten beim Umbau des Fahr-silos übernommen hat und ihr Sohn Chris-tian die Installationsarbeiten größtenteils erledigen konnte. Dennoch: Selbst wenn die Eigenleis-tung mit 25 DM pro Stunde bewertet wird, ist der Umbau extrem günstig ausgefallen. Die Investitionskosten betragen lediglich 250 DM pro m 2 . Unterstellt man 10 % Jah-reskosten für Abschreibung, Verzinsung und Unterhalt, errechnet sich eine monat-liche Belastung von etwa 2 DM pro m 2 . Marianne Spannraft hat für alle Mieter einen einheitlichen Quadratmeterpreis festgelegt. Sie orientiert sich dabei am orts-üblichen Niveau. Für die Bäuerin, die zu al-len Mietern ein gutes Verhältnis pflegt, ist der Mietpreis nicht allein ausschlaggebend: Genauso wichtig sind gute und dauerhaf-te Geschäftsbeziehungen. Die Mieteinnahmen bessern ihr Ein-kommen, das sie aus dem Marktfruchtbau erzielt, jedenfalls wesentlich auf. Entschei-dend für sie ist, dass die Vermietung kaum Arbeit verursacht. Denn neben Haushalt und Garten muss sie noch für zwei Alten-teiler mitsorgen. Und es bleibt Zeit für eine Nebenbeschäftigung, die ihr viel Freu-de macht: Die engagierte Bäuerin hat sich in der ehemaligen Milchkammer eine Backstube eingerichtet. Alle zwei Wochen bäckt sie Schmalzgebäck und Hefezopf und verkauft es auf dem Bauernmarkt in Dachau. K. Dorsch

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