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Erst Lehrgeld gezahlt, jetzt läuft's

Lesezeit: 5 Minuten

Ich war es leid, immer nach dem Mot-to Wachsen oder Weichen weiter zu ma-chen, so Peter Hildebrandt. Deshalb ent-schloss sich der 51-jährige Landwirt vor über zehn Jahren, auf biologischen Land-bau umzustellen. Dadurch hat sich seine Milchquote (275 000 kg) von 1990 bis heu-te nicht mehr verändert. Und trotzdem kommt Hildebrandt mit dieser Quote zu-recht, wie er betont. Genaue Zahlen nennt er zwar nicht. Aber zumindest ver-rät er: Die Biomilchproduktion rechnet sich, wenn man die Produktion im Griff hat und die Milch gut vermarkten kann. Ihm ist beides inzwischen gelungen. Allerdings hat er vor allem in den ersten Jahren nach der Umstellung einige Rück-schläge einstecken müssen. So zum Bei-spiel beim Mais, den er auf ca. der Hälfte der 20 ha Ackerfläche anbaut. Die größ-ten Probleme hatte er zunächst mit der Unkrautbekämpfung. Anfangs kam es teilweise sogar zu Totalausfällen, er-innert sich Hildebrandt. Doch mittlerwei-le beherrscht er den Biomais-Anbau gut und erreicht wieder ca. 90 % des ur-sprünglichen Ertragsniveaus. Kleegras ist das A & O! Das liegt nach Aussage des Landwirtes zum einen an der verbesserten Hacktech-nik. So kann er heute mit der Fingerhacke selbst im 3-Blattstadium des Maises noch eine Unkrautbekämpfung durchführen. Ganz wichtig ist außerdem der Anbau von bestem Kleegrasgemenge, so Hil-debrandt. Ein gelungener Kleegras-Zwischenfruchtanbau ist wichtiger als je-de Gülledüngung. Das Getreide benötigt die Gülle viel dringender. Denn bei Tri-ticale und Sommergerste ist das Ertrags-niveau nach der Umstellung ebenfalls deutlich von durchschnittlich 60 dt/ha auf bis zu 30 dt/ha zurückgegangen. Bis heute hat es sich auf den 20er bis 40er Böden bei etwa 40 dt/ha eingependelt. Auch auf dem Grünland verzeichnete der Landwirt nach der Umstellung starke Ertragseinbrüche. Aber seit ich bei Neu-bzw. Nachsaaten den Kleeanteil deutlich erhöht habe, hat sich der Ertrag wieder bei etwa 70 % des Ausgangsniveaus ein-gependelt, erklärt Hildebrandt. Für ihn ist der höhere Futterflächenbedarf kein Problem, da ihm mit insgesamt 35 ha aus-reichend Grünlandflächen zur Verfügung stehen. Die Nährstoffgehalte im Futter haben sich übrigens seit der Umstellung kaum verändert, ergänzt Hildebrandt. Und wie hat sich die Milchleistung ent-wickelt? Da Hildebrandt vor der Umstel-lung nicht am Zuchtfortschritt teil-genommen hatte, lag sie damals bei 6 500 kg pro Kuh und Jahr. Deshalb hielt sich der Rückgang in Grenzen. Die Herden-leistung seiner 47 Kühe pendelte sich zu-nächst bei etwa 6 000 kg ein. Doch im letzten Milchkontrolljahr gab es einen Leistungsschub. Im Durchschnitt wurden 7 280 kg pro Kuh gemolken. Den Hauptgrund dafür sieht Hildebrandt im Einsatz eines neuen Biokraftfutters. Mit meiner Eigenmischung konnte ich das Po-tenzial der Tiere vorher nie richtig ausfüt-tern, so der Landwirt. Besonders zu Be-ginn der Laktation kam es zudem häufig zu Stoffwechselerkrankungen in der Herde, weil die Energie aus dem eigenen Kraft-futter offensichtlich zu schnell abgebaut wurde. Die Folge: Der Tierarzt war Stammgast auf dem Betrieb. Seit dem Einsatz des Zukauffutters hat sich das geändert. Es stellt nach Aussage des Landwirtes im Vergleich zur Eigen-mischung eine langsam fließende Ener-giequelle dar. Hildebrandt setzt es gezielt in der Anfangsphase der Laktation ein. Im Schnitt erhält jede Kuh neben der Eigen-mischung ca. 4 dt/Jahr vom Zukauffutter. Die Mischung vor allem aus Mais und Ge-treide kostet je nach Zusammensetzung zwischen 55 und über 60 DM/dt (ohne MwSt.). Trotz des hohen Preises macht sich der Einsatz für den Landwirt bezahlt. Denn er kann sich nicht nur über die stei-gende Leistung freuen, sondern auch über deutlich gesunkene Tierarztkosten. Auch bei der Vermarktung der Bio-milch hatte Hildebrandt mit Anlauf-schwierigkeiten zu kämpfen. Dabei be-gann es zunächst gut. Denn die Nord-milch, bei der er damals Mitglied war, schickte sich Anfang der 90er an, eine Bio-milchschiene aufzubauen. So konnte sich Hildebrandt zunächst über einen Biozu-schlag von 20 Pf/kg freuen. Doch die Mol-kerei kam über eine zweijährige Biomilch-Testphase nicht hinaus. So musste der Landwirt die Milch in den folgenden Jah-ren ohne einen Pfennig Biozuschlag ab-liefern. Zum Glück war damals die Ex-tensivierungsprämie noch höher als heu-te, so Hildebrandt. Erst Ende 1997 änderte sich die Situa-tion für Hildebrandt: Damals wurde von der Landwirtschaftskammer Hannover ein Wasserschutzprojekt Biomilch Elbe-We-serDreieck ins Leben gerufen. In dessen Rahmen wurde in einer kleinen Privatmol-kerei bei Bremen die Biomilchproduktion aufgenommen. Gemeinsam mit anderen Bauern aus der Region wurde der Erzeu-gerzusammenschluss Biomilch (EZB) El-beWeser-Dreieck gegründet und mit der Molkerei ein Liefervertrag vereinbart. Der Biozuschlag betrug 10 Pf/kg. Doch nur ein-einhalb Jahre später kam es auf Grund von Meinungsverschiedenheiten zum Bruch zwischen EZB und Molkerei. Molkerei ist 300 km entfernt Aufgrund ihrer Biomilchmenge (ca. 3 Mio. kg) fand der EZB allerdings rela-tiv schnell einen neuen Abnehmer. Seit Herbst 1999 liefern die Bauern aus dem Elbe-Weser-Dreieck an die Privatmolke-rei Paul Söbbecke im rund 300 km ent-fernten westfälischen Gronau-Epe. Dazu Hildebrandt: Wir haben vorher natürlich etliche Gespräche mit Molkereien in un-serer Gegend geführt, aber ohne Erfolg. Weder die Nordmilch noch andere Unter-nehmen in Niedersachsen hatten Interes-se an der Biomilchverarbeitung. Deshalb haben wir uns für diese Lösung entschie-den, so der Landwirt weiter. Die Molkerei zahlt den Erzeugern ei-nen Qualitätszuschlag von 5 Pf/kg auf den Grundpreis, wenn die Milch Güteklasse I (bis 30 000 Keime und 300 000 Zellen) er-füllt. Dazu kommt ein Biomilchzuschlag von 12 Pf/kg. Damit ist der Biolandwirt aber noch nicht zufrieden. Ich glaube, dass der Zuschlag künftig deutlich steigen wird, wenn die neue Käserei voll in Be-trieb ist und mit dem Biokäse neue Ab-satzmärkte erschlossen werden, so seine Einschätzung. Parallel zur Vermarktung über die Molkerei Söbbecke hat Hildebrandt 1999 in die Direktvermarktung investiert. In seiner Hofmolkerei verarbeitet er mittler-weile 20 % seiner Milch. Hauptsächlich stellt er dort Mozzarella und Feta her, die regional vermarktet werden. In den letz-ten Monaten, so stellt der Biolandwirt fest, habe durch die BSE-Diskussion be-sonders die Direktvermarktung deutlich zugenommen. Es seien viele Kunden ge-kommen, die sich zunächst nur informiert und später dann auch gekauft hätten. Hil-debrandt hofft, die Neukunden langfristig halten zu können. Torsten Altman

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