In den nächsten Jahren steige ich in die Milchproduktion ein: 250 Kühe, 4 Lely-Melkroboter und ein neuer Stall. Die weltweite Nachfrage nach Milch steigt, die Roboter werden immer besser und die Bevölkerung findet Milchproduktion sympathisch.“ So einfach ist das für Oliver Arnold! Der englische Landwirt umreißt sein Projekt ganz cool, als wenn er über einen Schlepper redet, den er demnächst kaufen möchte. Kennt man aber die Geschichte des 38-Jährigen, klingt der Plan nicht mehr ganz so verwegen.
Zusammen mit seiner Frau Hannah führt Arnold unter anderem ein florierendes Lohnunternehmen auf der Springfarm in Norfolk, also an der Ostküste. 25 Vollzeit-AK arbeiten für die beiden, dazu kommen 15 Aushilfen.
Begonnen hat das Paar mit dem Aufbau des Unternehmens erst vor 11 Jahren. Es gab nur die Hofstelle, die Hannah mit in die Ehe gebracht hat.
Oli, wie ihn alle hier nennen, kommt nicht aus der Landwirtschaft. Als junger Mann hat er bei einem Lohnunternehmer im Dorf gejobbt. Der ist heute sein Nachbar und schärfster Wettbewerber.
Heute haben die Arnolds zwei Krone BiG X 1100 Häcksler mit je 14 Reihen und jeweils kompletter Transportkette, 3 selbstfahrende Terragator Kompost-Streuer, einen weiteren mit Tank und Grubber, u. a. für die GPS-gesteuerte Güllegabe zu Mais. Dazu kommen ein Holmer-Rübenroder, eine Lkw-Mahl- und Mischanlage, mehrere Maisdrillen und jede Menge weiterer Maschinen. Um die Mitarbeiter auch außerhalb der Saison zu beschäftigen, übernimmt das Unternehmen „OARNOLD“ den Winterdienst und Mäharbeiten auf dem benachbarten Flughafen, Lkw-Transporte sowie Bauarbeiten.
Offen und knallhart:
Oli ist freundlich, nennt ohne Zögern alle Betriebszahlen und weicht keiner Frage aus. So hat er sein geplantes 2 Mio. Pfund-Investment (rund 2,4 Mio. €) in die Milchproduktion durchkalkuliert: Jede Kuh muss 8 500 l Milch pro Jahr geben und acht Jahre erreichen. Der Milchpreis muss bei mindestens 27 Pence/l liegen (32 Cent). Die Anlage soll von einem angestellten Herdenmanager geleitet werden.Kein Zweifel, der Mann lebt sein Geschäft und liebt es, darüber zu berichten. Kommt es aber drauf an, ist er stahlhart, sagen die, die geschäftlich mit ihm zu tun haben. Doch seiner Begeisterung und seinem Unternehmergeist kann man sich nur schwer entziehen. Er ist durch und durch optimistisch – zumindest nach außen. Seine Philosophie fasst er in vier Sätzen zusammen: „Landwirtschaft macht Spaß. Sie ist gut für junge Leute mit Ideen. Es ist harte Arbeit. Aber mit guten Konzepten kann man gutes Geld verdienen!“
Bei seinem Lohnunternehmen setzt er auf Qualität und will diese auch bezahlt haben. „Wir sind die teuersten. Und wenn einer unseren Preis nicht bezahlen will, dann werden wir uns eben nicht einig.“ Dafür bietet er seinen Kunden einen modernen Maschinenpark und gut geschulte, motivierte Mitarbeiter. Es sieht danach aus, dass Olis Konzept bisher aufgeht. In Großbritannien ist er mittlerweile ein bekannter Mann. Im letzten Jahr war er zweiter beim Wettbewerb „Lohnunternehmer des Jahres“ der Fachzeitschrift Farmers Weekly.
Auf dem Gelände der Spring Farm stehen zwei Biogas-Anlagen, eine mit 1,4 und die andere mit 1,5 MW, die einen Schlachthof in der Nähe mit Wärme versorgt. Mit geschätzten 100 professionellen Anlagen ist die Biogastechnik in England noch wenig verbreitet, Tendenz aber steigend. Das Betreiber-Modell der Anlagen ist typisch Oli Arnold. Beide gehören dem Investment-Fond „FutureBiogas“ und Olis Unternehmen kümmert sich um den Betrieb. Auf seinen kompletten 200 ha Fläche – 50 % Grünland, 50 % Acker – baut er Energiepflanzen an, die er an die Anlagen verkauft. In das Geschäftsfeld „Erneuerbare Energien“ will er tiefer einsteigen. Mittlerweile bietet Oli Arnold spezielle Dienstleistungen für andere Anlagenbetreiber an. Auch in Deutschland hat er sich umgesehen. Die Zahl der Anlagen bei uns hält er übrigens für viel zu hoch. Er meint, dass der deutsche Gesetzgeber bei 4 000 den Riegel hätte vorschieben müssen.