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„Richtlinien machen die Kühe nicht satt“

Lesezeit: 4 Minuten

Reinhard Mosler hat zehn Jahre Bio-Milch erzeugt. Glücklich wurde er damit nie. Seit 2010 melkt er wieder konventionell.


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Die Milchleistung im Keller, schlechte Milchinhaltsstoffe und Klauenprobleme, die Wirtschaftlichkeit sank deutlich: Die Erzeugung von Bio-Milch hat Reinhard Mosler kein Glück gebracht.


Ein kleiner Schritt...

Vor 13 Jahren hatte er seinen Milchviehbetrieb auf Öko-Landbau umgestellt. Ein Schritt ohne großen Aufwand, dachte der passionierte Milchbauer damals. Seit Jahren setzte er auf seinem Grünland im Wassereinzugsgebiet schon keinen mineralischen Dünger mehr ein. Anstelle des Silomais säte er auf dem Acker und auf allen Grünlandflächen Rotklee ein.


Die Einhaltung der ökologischen Haltungsbedingungen war problemlos möglich. Im Milchviehstall musste er nur kleinere Umbauten vornehmen, und der 1998 erbaute Jungviehstall entsprach bereits den ökologischen Haltungsbedingungen. Bio-Milch müsste sich rechnen, so Moslers Kalkulation.


...mit große Folgen:

In der Tat verlief die Umstellung zunächst reibungslos. Mit Biertreber und Pressschnitzeln konnte er die Milchleistung auf dem Niveau wie vor der Umstellung halten.


Doch als die konventionell erzeugten Nebenprodukte verboten wurden und obendrein die Grünlanderträge und -qualitäten fielen, sank seine Herdenleistung von 7 500 kg auf unter 6 000 kg pro Kuh und Jahr. Auch die Inhaltsstoffe verschlechterten sich. Das schlug sich im Milchauszahlungspreis nieder. Mosler stockte auf 135 Kühe auf, um wenigstens die Quote auszuschöpfen. Die nicht optimal versorgten Tiere bekamen dann auch noch Klauenprobleme.


Er versuchte zwar mit Bio-Kraftfutter gegenzusteuern. Doch bei einem Bio-Milchpreis der Molkerei Söbbecke, der nur rund 6 ct/kg über dem Preis von konventioneller Milch lag, rechnete sich ein hoher Einsatz von heimischem Kraft-futter nicht. Angebotene Bio-Ware aus der Slowakei oder aus China lehnte Mosler strikt ab. „Was hat das mit ökologischer Produktion zu tun?“, fragt er sich.


Auch die Gangart der Kontrolleure war gewöhnungsbedürftig. „Einer hatte festgestellt, dass ich ein Bullenkalb anstatt der erlaubten sieben schon zehn Tage in der Einzelbox gehalten habe. Hierfür musste ich 300 € Bußgeld zahlen. Dabei wollte ich dem Kalb, das mit 14 Tagen verkauft werden sollte, lediglich den Stress der Gruppenhaltung ersparen. Das ist nur ein Beispiel. „Die Öko-Richtlinien sind einfach nicht praxisnah!“, beklagt das ehemalige Bioland-Verbandsmitglied. Die strengen Kontrollen, der ständige Vorwurf, etwas Unrechtes zu tun und drohende Bußgelder haben Reinhard Mosler zermürbt.


Nach nur vier Jahren stand für ihn fest: „So schnell wie möglich raus aus der Bio-Milch.“ Das ging aber nicht. Wer die fünfjährige Förderperiode nicht einhält, muss die gesamte bis dahin gezahlte Öko-Prämie wieder zurückzahlen. Deshalb war noch ein weiteres Jahr durchhalten angesagt. Dann fand er aber keine Molkerei, die nach einer Rückumstellung seine konventionelle Milch verarbeitet hätte. „Deshalb musste ich zähneknirschend noch einmal fünf Jahre Öko-Landbau dranhängen“, schildert Reinhard Mosler die Situation im Jahr 2005.


Der Befreiungsschlag:

Als Reinhard Mosler im Jahr 2009 nach langer Suche endlich eine Molkerei fand, die ihn als konventionellen Betrieb aufnehmen wollte, zögerte er nicht länger und beendete 2010 das Abenteuer Öko-Landbau.


Das war wie ein Befreiungsschlag. Die Milchleistung seiner Kühe zog in nur zehn Monaten über 2 000 kg pro Kuh und Jahr an, die Milchinhaltsstoffe verbesserten sich. Auch die hatnäckigen Klauenprobleme verringerten sich sofort. „Die Kühe konnten ihr genetisches Leistungspotenzial vorher einfach nicht ausschöpfen, weil die Fütterung hinten und vorne nicht stimmte“, bringt es der Betriebsleiter auf den Punkt.


Jetzt wird wieder Geld verdient. Mosler ist heute auch wieder gelassener, weil ihn die ständige Sorge um die Gesundheit seiner Milchkühe und die nervenaufreibenden Kontrollen nicht mehr belasten. „Seit der Umstellung geht es unserer ganzen Familie wieder besser und unter dem Strich bleibt mehr übrig.“ Sein Fazit: „Die Richtlinien machen die Kühe nicht satt!“M. Steinmann

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