Herzlich Willkommen in der Kornkammer Chiles!“ Erik von Baer begrüßt uns in der Zentrale seines Zuchtunternehmens bei Temuco, etwa 800 km südlich von Santiago. Seine Familie kam nach dem Krieg nach Chile. Von Baers Mutter war eine geborene Lochow – aus Petkus. Sein Vater ließ sich in Chile als Leiter einer staatlichen Versuchsstation nieder. Die Pflanzenzucht wurde Baer quasi in die Wiege gelegt – und bis heute ist er überzeugter Züchter in seinem Unternehmen „Semillas Baer“.
Saatgut hat eine große Bedeutung in der chilenischen Landwirtschaft – nicht nur als Grundlage für die nächste Ernte hier. Chile ist die Saatkammer der Welt, sagt von Baer. Weltweit tätige Saatunternehmen produzieren hier ihr Saatgut. Die Arbeitskräfte sind günstig – wichtig z. B. beim aufwändigen Hybridmais. Durch den Anbau auf der Südhalbkugel kommt das Saatgut frisch auf den Markt im Norden. Zum Programm gehören auch genmodifizierte Pflanzen, die in Chile zwar vermehrt, aber nicht für andere Zwecke angebaut werden dürfen. Eine weitere wichtige Einnahmequelle ist Gemüse-Saatgut. Selbst bei der Produktion von Tulpenzwiebeln für Holland spielen die Chilenen vorne mit. Erik von Baer schätzt das Saat-Exportvolumen Chiles auf über 300 Mio. US $. Auf der Südhalbkugel ist Chile der größte Saatgutproduzent, weltweit rangiert das Land auf Platz 6.
Von Baer erwirtschaftet knapp ein Viertel seines Umsatzes durch die Zusammenarbeit mit europäischen Zuchtunternehmen. Auf der Südhalbkugel können die Europäer schnell auf wechselnde Nachfrage reagieren. Baer erhält das Ausgangssaatgut per Luftfracht und schickt die vermehrte Saat im Seecontainer zurück. Laufenden Züchtungen verschafft er eine zweite Generation pro Jahr. Vermehrung ist Broterwerb für v. Baer – die Züchtung seine Leidenschaft. Sein preisgekrönter Weizen Invento ist resistent gegen ein neues Totalherbizid. Von Baer züchtet gezielt robuste Sorten für den chilenischen Markt, die auch unter den Besonderheiten des Klimas – nasse Winter, trockene Sommer – sichere Erträge bringen: „Eine Kreuzung aus Ente und Kamel“ nennt er das. Im Winter müssen die Sorten viel Wasser vertragen, im Sommer durch ihr tief reichendes Wurzelwerk mit der Trockenheit klarkommen. Vielleicht nicht die höchsten im Ertrag, aber effizient und sicher. Vielleicht ist sein neuer Weizen wie er selbst: – Rustikal, standfest und mit effizienten Wurzeln.j