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„So viel die Fruchtfolge hergibt!“

Lesezeit: 5 Minuten

Bei Josef und Hubert Firlbeck aus Niederbayern sind die Zuckerrüben die mit Abstand wettbewerbsfähigste Frucht. Dem Quotenausstieg sehen sie deshalb gelassen entgegen.


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Besser könnte der Standort für die Zuckerrübe kaum sein: 70er- bis 80er- Böden mit einer 3 m dicken Lößlehm-Auflage, Jahresdurchschnittstemperaturen von 8?°C und eine Entfernung von nur 18 km bis zum nächsten Zucker-rübenwerk in Plattling.


Kein Wunder, dass Hubert Firlbeck (32) und sein Vater Josef (62) aus Wallersdorf im Landkreis Dingolfing Landau begeisterte Rüben-Anbauer sind. Auch wenn die Niederschläge mit 750 ml pro Jahr nicht zu üppig bemessen sind, erreichen Firlbecks Erträge, von denen Anbauer in anderen Regionen nur träumen können. Im mehrjährigen Schnitt ernten die Marktfruchtspezialisten aus Niederbayern rund 850 dt/ha. Im Superjahr 2011 waren es sogar 990 dt/ha. Die tiefgründigen Böden können das Wasser hervorragend speichern. Zudem wachsen die Rübenwurzeln bis zu einer Tiefe von 1,50 m in den Lößboden hinab.


Josef Firlbeck hat den Fruchtfolge-Anteil der Rübe im viehlosen 90 ha-Betrieb deshalb bereits vor Jahrzehnten auf ein Drittel ausgedehnt. Auf einem weiteren Drittel bauen sein Sohn und er Stärkekartoffeln an. Die restliche Fläche bestellen sie mit Qualitätsweizen (20 ha) und Energiemais (10 ha) für einen nahegelegenen Biogas-Erzeuger.


Der Anbau von Ethanolrüben war für die beiden bislang kein Thema. „Wir stoßen mit den Quoten- und Überrüben sowieso schon an die Grenze dessen, was pflanzenbaulich noch vertretbar ist“, erläutert Hubert Firlbeck, der Landwirtschaft studiert hat und hauptberuflich als Betreuer für die Investitionsförderung bei der BBV Landsiedlung arbeitet.


1 800 € Deckungsbeitrag pro ha:

Im innerbetrieblichen Vergleich bringt die Zuckerrübe derzeit den höchsten Deckungsbeitrag. Im mehrjährigen Durchschnitt rechnen die beiden Betriebsleiter mit rund 1 800 € pro ha. Dabei kalkulieren sie vorsichtig. So setzen sie für Quotenrüben einen Preis von 40 €/t an, für Überrüben 35 €/t. Das ergibt aus dem Verhältnis der abgelieferten Mengen einen durchschnittlichen Rübenpreis von 39 €/t. Zum Vergleich: 2011 zahlte ihnen die Südzucker AG für Quotenrüben 50 € pro t aus.


Zudem unterstellen sie auf der Aufwandsseite Preise für Mineraldünger. Tatsächlich bringen sie auf ihren Flächen auch Gärrest aus Biogasanlagen und Kartoffelwasser aus der Stärkefabrik aus, das sie vergleichsweise kostengünstig beziehen.


Der Deckungsbeitrag berücksichtigt auch den überdurchschnittlichen Aufwand von rund 370 €/ha, den Firlbecks für den Planzenschutz betreiben müssen. „Wegen unserer engen Fruchtfolge und des starken Anbaus in der Region ist der Krankheitsdruck in den Rüben bei uns besonders groß“, macht Josef Firlbeck deutlich. „Allein gegen Cercospora müssen wir dreimal behandeln.“


Das hohe Ertragsniveau führt zwar auch in den anderen Kulturen zu hohen Deckungsbeiträgen, an die Rüben rei-chen sie aber nicht heran. Die Direktkosten-freien Leistungen der Stärkekartoffeln bewegen sich zwischen 1 000 und 1 500 € pro ha. Mit Qualitätsweizen und Energiemais erwirtschaften Firlbecks ca. 1 000 € pro ha.


Rübe behält Spitzenposition.

Der absehbare Ausstieg aus der Zuckerquote bereitet Vater und Sohn kein Kopfzerbrechen. „Die Rübe wird auch nach dem Quotenausstieg die wettbewerbsfähigste Kultur bleiben“, ist Firlbeck senior überzeugt.


Beide Landwirte gehen zwar davon aus, dass auch die Rübenpreise volatiler werden. „Der durchschnittliche Preis wird aber nicht in den Keller fallen“, so ihre Prognose. Denn der Weltmarktpreis für Zucker werde sich immer mehr an den Preis für Rohöl hängen, und der werde mittelfristig weiter steigen. Außerdem haben Firlbecks Vertrauen in ihren Abnehmer, die Südzucker AG: „Das Unternehmen ist gut aufgestellt und wird sich auch künftig am Markt gut behaupten.“


Optimistisch stimmen die Landwirte auch die eigenen Standortvorteile. „Wir können wegen der hohen Erträge mit niedrigen Stückkosten erzeugen und haben noch dazu geringe Transportkosten, weil unsere Flächen nahe an der Fabrik liegen“, so der Firlbeck junior. „Bei sehr guten Preisen für Getreide müsste der Preis für Rüben schon unter 26 €/t fallen, damit sie ihre Spitzenposition verliert.“


Für die starke Wettbewerbsfähigkeit der Zuckerrübe führt der Agraringenieur auch den überschaubaren Zeitbedarf und die geringe Festkostenbelastung ins Feld. Sein Mitarbeiter Christian Ertl beziffert den Arbeitsaufwand für die Rübe auf 12 Stunden/ha, und damit nur geringfügig höher als den für Getreide (8 Akh/ha) und Mais (6 Akh/ha). Die Stärkekartoffeln bewegen sich mit 25 bis 30 Stunden pro ha auf einem viel höheren Niveau.


Geringe Festkosten:

Bei der Festkostenbelastung sieht Hubert Firlbeck den Rübenanbau sogar deutlich im Vorteil: „Wir brauchen für den Rübenanbau kaum eigene Maschinen und vor allem keinen aufwändigen Lagerraum wie bei den Kartoffeln und beim Getreide.“


Zudem trauen Firlbecks, die jedes Jahr dem Saatgutunternehmen Strube Flächen für Rübensortenversuche zur Verfügung stellen, den Zuckerrüben noch höhere Ertragssteigerungen zu als anderen Kulturen. „Ich sehe bei den Rüben noch ein großes Potenzial in der Züchtung und Optimierung der Produktionstechnik“, ist Josef Firlbeck überzeugt. Vor allem im ersten Drittel der Vegetation gebe es noch einige Schrauben, an denen sich drehen lasse, zum Beispiel an Beizung, schonendem Pflanzenschutzmitteleinsatz und Düngung.Klaus Dorsch

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