Die Sommerdürre in Südeuropa schlägt sich in den Ernteschätzungen der Europäischen Kommission nieder: Die Generaldirektion Landwirtschaft erwartet in ihrer jüngsten Prognose, die den Mitgliedstaaten am vergangenen Donnerstag vorgestellt wurde, nur noch eine verfügbare EU-Produktion von 278,6 Mio t für das Wirtschaftsjahr 2012/13. Das sind 0,8 Mio t weniger, als Ende Juli veranschlagt wurden.
Gegenüber dem Vorjahresergebnis wäre das ein Minus von 6,1 Mio t. Einschließlich der Anfangsbestände von 35,9 Mio t Getreide und erwarteter Importe in Höhe von 13,4 Mio t stünden dann 327,9 Mio t zur Verfügung. Im Einzelnen dürften 127,3 Mio t Weichweizen eingebracht werden, ferner 60,2 Mio t Mais, 53,1 Mio t Gerste, 8,5 Mio t Hartweizen, 7,8 Mio t Hafer und 7,7 Mio t Roggen.
Im Jahresvergleich erzeugt dies ein gemischtes Bild: Die Einbußen kämen hauptsächlich durch ein deutliches Minus von 11,0 % bei Mais zustande und ferner durch einen Rückgang der Brotweizenproduktion um 1,0 %, so die Kommission. Hingegen ergäbe sich ein Plus von 3,6 % für Gerste, von 5,3 % für Hartweizen und sogar von 15,5 % für Roggen. Die Haferernte wäre dann mit einem Zuwachs um 1,5 % angeschlossen.
Rumänien besonders betroffen
Bezogen auf die wichtigsten Erzeuger, die 80 % der EU-Getreideproduktion auf sich vereinen, errechnet die Kommission die größten Ausfälle in Rumänien - dort ein Minus von 35,9 % - sowie in Spanien und Ungarn mit einem Rückgang von jeweils 18,9 %. Ferner dürfte Polen ein um 3,2 % schlechteres Jahresergebnis erzielen. Deutlich günstiger sieht es dagegen bei den anderen Hauptgetreidelieferanten aus: Für Deutschland wird ein Zuwachs um 4,6 % veranschlagt, für Italien um 8,5 % und für Frankreich sogar ein Plus von 9,2 %. Die Bauern Großbritanniens können ihr Ergebnis im Jahresvergleich unter dem Strich um immerhin 0,8 % verbessern.
Insgesamt zufriedenstellend
Die Kommission sprach anlässlich der Bekanntgabe der Zahlen von einer zufriedenstellenden Ernte und betonte, dass das Gesamtgetreideaufkommen den Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre um lediglich 2 % unterschreite. Im besonders schlechten Jahr 2007/08 sei die Ernte um 25 Mio t kleiner ausgefallen. Auch bleibe die EU voraussichtlich ein Nettoexporteur von Getreide - im Gegensatz zur Situation vor sechs Jahren.
Gleichzeitig räumte die Behörde ein, dass die Maispreise am Weltmarkt wegen der Dürre in den USA den ganzen August über rekordverdächtig gewesen seien. Die Weltgetreidebestände könnten um 33 Mio t auf 338 Mio t schrumpfen. Die Kommission geht deshalb von weiter hohen Getreidepreisen und relativ großen Preisschwankungen aus. (AgE)
EU-Getreidebilanz 2012/13: Schätzung der Europäischen Kommission, in Mio. t
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