Eine kritische Überprüfung des Pflanzenwirkstoffs Glyphosat und die Einschränkung seiner Anwendung in der landwirtschaftlichen Praxis hat die Agrarsprecherin der Linken, Dr. Kirsten Tackmann, von Bundesagrarministerin Ilse Aigner verlangt.
„Obwohl sich Glyphosat wegen der übermäßig eingesetzten Reifeförderung durch ‚Totspritzen’ immer öfter in Getreideprodukten findet, spielt die Regierung das Problem herunter“, kritisierte Tackmann. Diese als Sikkation bezeichnete Methode gehöre aber dringend auf den Prüfstand. Statt Warnungen aus der Wissenschaft in einer Risikoanalyse konsequent klären zu lassen, berufe sich die Bundesregierung auf die EU-Zulassung und erkläre gefundene Rückstände für unbedenklich.
„Selbst wenn der Wirkstoff nicht direkt mit bisher unbekannten Bestandserkrankungen, zum Beispiel bei Rindern, in Verbindung gebracht werden kann, ist seine Beteiligung an multifaktoriell verursachten Krankheitsgeschehen nicht ausgeschlossen“, warnte die Linken-Politikerin. Es mehrten sich die Hinweise auf direkte und indirekte toxische Effekte, die Glyphosat oder das benutzte Vernetzungsmittel Tallowamin auf das Bodenleben, aquatische und terrestrische Ökosysteme habe.
Auch die menschliche Gesundheit sei gefährdet. So könne der Wirkstoff menschliche Zellen schädigen, fördere bestimmte Krebserkrankungen und begünstige die Entstehung von Hauttumoren. Besonders „Round Up“ stehe in dringendem Verdacht, die menschliche Fortpflanzung und Embryonalentwicklung zu stören. „Deshalb muss auf Nummer sicher gegangen werden“, forderte Tackmann. Bestimmte Anwendungsbereiche wie die Sikkation oder der Einsatz im Kleingarten seien angesichts ungeklärter Risiken unnötig, ökologisch nicht verantwortbar und müssten von der Bundeslandwirtschaftsministerin „unter die Lupe“ genommen werden. (AgE)
vgl.:
Bioland fordert Verbot von Totalherbiziden und Insektiziden (18.9.2012)
Ist Glyphosat für Botulismus bei Rindern verantwortlich? (16.8.2012)
WLV: Es gibt keine Rückstände von Glyphosat in Getreide! (23.7.2012)
Koalition lehnt Aussetzung der Glyphosat-Zulassung ab (10.2.2012)