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Schäfer alarmiert: Biogasbetreiber vertreiben Landschaftspfleger

Konnten Schäfer bislang immer noch Weideflächen finden oder schwierigere Grünlandstandorte günstig pachten, bekommen sie nun mächtige Konkurrenz aus dem Lager der Biogaserzeuger. Auf der Suche nach Substrat bieten diese deutlich höhere Pachten und dringen neuerdings auch beim Naturschutz in den Zuständigkeitsbereich der Schäfer ein.

Lesezeit: 2 Minuten

Konnten Schäfer bislang immer noch Weideflächen finden oder schwierigere Grünlandstandorte günstig pachten, bekommen sie nun mächtige Konkurrenz aus dem Lager der Biogaserzeuger. Auf der Suche nach Substrat bieten diese deutlich höhere Pachten und dringen neuerdings auch beim Naturschutz in den Zuständigkeitsbereich der Schäfer ein.


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„Hauptgründe dafür sind der Wettbewerb mit der Biomasseproduktion von Energiewirten und ständig steigende Pachten durch die bundeseigene BVVG“ (Bundesamt für Bodenverwertung), sagte Jürgen Lückhoff, der Vorsitzende des Landesschaf- und Ziegenzuchtverbandes Mecklenburg-Vorpommern, laut dem Hamburger Abendblatt. So könnten Landwirte wegen der neuen, höheren Vergütung im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) bis zu vierfach höhere Pachtpreise für Flächen bezahlen als die Schäfer. Ähnliches berichten Schäfer aus dem Rheinland, wo die Rheindeiche teilweise schon von Energiewirten gemäht statt wie bisher von Schafen beweidet werden.




„Wenn jetzt noch Flächen als Konsequenz des Hochwassers für künftige Überflutungsgebiete verloren gehen, wird es noch dramatischer“, kommentiert Lückhoff Pläne des Schweriner Umweltministeriums. Im Nordosten ist die Zahl der Schafe laut Verband seit 2006 um ein Fünftel – von 104 000 auf 83 000 Tiere gesunken.




„Mit der Novellierung des EEG werden wir auch aus Naturschutzflächen gedrängt“, sagt Schäfer Ingo Stoll aus Nordvorpommern. So könnten Landwirte solche extensiv – also schonend – zu nutzende Flächen zu den gleichen Prämienbedingungen pachten, wie die Schäfer. „Aber wenn dort Energiepflanzen angebaut werden, bekommen die Anbauer für den Strom aus der Biogasanlage noch eine zweite Vergütung“, beschreibt Lückhoff. „Das muss man den Schäfern zahlen“, fordert Stoll.




Als größtes Problem aller Schäfer sieht der Verband die Verpachtungspraxis des Bodenverwertungsamtes. Noch in diesem Jahr laufen im Nordosten 1500 dieser Pachtverträge mit Landwirten und Schäfern aus. Jedes Jahr steige die Pacht um 20 % und mehr. Schäfer könnten angesichts der immer unsicheren Rahmenbedingungen kaum mehr Pacht zahlen, Kredite zum Kauf bewilligten die Banken meist nicht. (ad)


Ein Video zum Thema finden Sie hier beim WDR